Blog von Dr. med. Lothar M. Kirsch / 祁建德 // Rheumatic Diseases / Fibromyalgia / Travels / Languages / Poetry
Sunday, May 6, 2012
Gefahr aus dem Wald – Belastung von Wildbret
Gestern las ich aufgrund eines Tweets von @irreAmeise über den besonderen Service -: den Büchsenlichtkalender vom Jagdklub Darmstadt. Dort stieß ich auf interessante Euphemismen aus der Jägersprache „ganzes Stück in der Decke (mit Haut und Haar/Federn)“. Aber darum soll es hier gar nicht gehen. Meine eigene Haltung zur Jägerei wird aus einem älteren Blogeintrag klar: http://rheumatologe.blogspot.de/2010/08/lustig-ist-die-jagerei-piff-paff.html
Ich fand auf der Jägerseite also einen Hinweis, man solle mehr Wildbret essen, denn das sei gesünder. Das sei ferne! Fleisch ist nun per se kein besonders gesundes Nahrungsmittel. Vielleicht geht der Jäger davon aus, dass Wild nicht aus der Massentierhaltung stammt, aber gerade deshalb ist es anderen Gefahren ausgesetzt. Wir sind im 26. Jahr nach Tschernobyl. Die Isotope mit kurzer Halbwertzeit sind längst weg, aber z.B. Cäsium 137 hat eine Halbwertzeit von 30 Jahren. Aus den oberen Schichten der landwirschaftlich genutzten Flächen und Sandböden ist diese Radioaktivität in tiefere Schichten gespült worden. Nicht so im Wald! Wild, Waldbeeren und Pilze können noch eine nennenswerte radioaktive Belastung aufweisen, wobei für Waldheidelbeeren ein Wert von 23 Bq/kg angegeben wurde. Bei Wildschweinen in Süddeutschland lag der Wert allerdings bis 7600 Bq/kg, durchschnittlich bei 700 Bq/kg. „Die Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach meldete 1999 Spitzenwerte bei Schwarzwild aus Staatsforsten von 65.000 Bq/kg.“ Örtlich sind also auch weiterhin noch höhere Werte denkbar. Wildschweine sind besonders belastet, da sie unter der Erde wühlen und die dort wachsenden Hirschtrüffel sind zehnmal stärker belastet als oberirdisch wachsende Speisepilze. Der Wert für die Belastung zeigt starke Schwankungen, schon in einem Waldstück, und ist vom Nahrungsangebot abhängig. Mehr Hirschtrüffel, höhere Belastung.
Meines Erachtens Finger weg vom Wild!
http://www.jagdklub-darmstadt.de/?menue=termine&stat=1&link=buechsenlichtkalender&PHPSESSID=567a49da036847a7beb52bbe50344d45
http://foodwatch.de/kampagnen__themen/radioaktivitaet/folgen_von_tschernobyl/index_ger.html
http://umweltinstitut.org/radioaktivitat/20-jahre-tschernobyl/eu-grenzwerte-und-radioaktive-belastung-von-lebensmitteln-69.html
Eine Grafik mit Messwerten für die Belastung von Wild ist hier zu finden: http://www.gesundheitsamt.de/alle/umwelt/physik/strahl/ion/ra/tsch/14.htm
24.04.2014:
DER WESTEN berichtet über fortbestehende Belastungen:
http://www.derwesten.de/panorama/welche-lebensmittel-28-jahre-nach-tschernobyl-verseucht-sind-id9277557.html
"Das radioaktive Cäsium 137 verseucht Jahrzehnte nach dem Atomunfall von Tschernobyl hierzulande immer noch einige Nahrungsmittel. In Einzelfällen war Fleisch so belastet, dass es als Sondermüll entsorgt werden musste." Und: "Wildbret oder Pilze in üblichen Mengen stellen selbst in Bayern keine unmittelbare Gesundheitsgefahr dar", sagte die Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Anja Lutz. "Es ist aber eine zusätzliche Belastung, die man vermeiden kann. Daher sollte man in besonders belasteten Gebieten auf das Sammeln von Pilzen verzichten."
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