Monday, March 30, 2015

Ballon


Kürzlich bekam ich per Post einen Karton von nicht unbeträchtlicher Größe zugestellt, der kaum etwas wog. Ich öffnete den Karton und es entschwebte ein Ballon mit einem Werbeslogan. So weit, so überflüssig.

Ich habe den Ballon dann in der Wohnung gelassen und er blieb auch an einer Stelle. Hin und wieder schnitt ich etwas von der Karte oder dann vom Band, das die Karte hielt, ab, damit er wieder Auftrieb bekam. So ein Ballon verliert nämlich Gas im Verlauf der Zeit.
Richtig interessant wurde es aber erst, als nichts mehr wegzuschneiden übrig blieb und er in mittlerer Höhe durch das Zimmer schwebte, oder wie Ballonfahrer sagen, er fuhr dahin. Plötzlich kam er zur Tischlampe, bei der ich saß und schrieb, dann trollte er sich wieder eine Weile, um wieder zurückzukommen. Ein unbelebtes Wesen mit einer Bewegung, die daran zweifeln ließ ...

Ich dachte dann über solche Ballons nach. Und plötzlich stand sie vor mir -: eine Kriminalgeschichte mit einem Terroranschlag!

Die Terrorgruppe überredete ganz seriös einen bekannten Hamburger-Vertreiber zu einer Werbekampagne in einem Flughafen. Zehntausende Heliumballons mit Gewinnkärtchen sollten im Flughafen in einer Aktion unter die Decke geschickt werden. 10 Tage nahm man sich vor. An den ersten Tagen würden nur die Nieten hoch geschickt, die dann im prozentual höchsten Anteil nach zwei Wochen absinken würden. Zum Schluss aber würde man die Gewinne hochschicken, etwa für Süßgetränke, Burger, Pommes oder andere für die Gesundheit überflüssige Angebote.
Später sitzen an vier Stellen der Empfangshalle die Ballonbefüller. Was niemand ahnt: sie füllen Wasserstoff statt Helium in die Ballons. Jeden Tag von 13:00 bis 14:00 Uhr machen sie eine Pause. Auch am letzten Tag. Da aber lassen sie den restlichen Wasserstoff ausströmen und starten die Zeitbomben. Die ersten zerfetzen die Ballons. Kurz darauf zünden einfache Feuerwerkskörper, die zu einer gewaltigen Explosion führen. Während die Empfangshalle zusammenstürzt, fliehen die Terroristen.

Und wenn ich jetzt nicht aufpasse, bekomme ich Flug- und insbesondere Flughafenverbot. Andererseits, wenn die Explosion ausbleibt, dann kann ich die Geschichte nicht mehr Hollywood anbieten.

Niemand hatte mit Malte Jakob gerechnet, dem überschlauen Sohn eines Kriminalbeamten. Der wies den Vater auf das hochfrequente Geräusch hin, das durch das Entweichen des Wasserstoffs entstand. Allerdings konnte der Vater das Geräusch nicht hören. Kunststück, denn so hohe Frequenzen hören wie nur als Kinder und Jugendliche. Aber er schaute dennoch nach und entdeckte, dass wirklich der Hahn geöffnet war und zudem, Sakrament, hier kein Helium sondern Wasserstoff verwendet wurde. Sofort ruft er die Flughafenpolizei. Man entdeckt die Bombe. Pause. Man entdeckt die Bomben. Und es sind nur noch zehn Minuten Zeit. Wird man die Bomben entschärfen können? Reicht die Zeit für eine Evakuation?
Also ... für einen abendfüllenden TV-Krimi reicht das doch wohl!


Derweil fährt der Ballon seine letzten Runden in meinem Wohnzimmer ab.

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