Zu Rolf Dieter
Brinkmann: Improvisation 3 (u.a. nach Han Shan)
Quark!
Ein Lied zu singen
Nicht mit der Absicht
Ein Lied zu singen
Schnee auf dem Berg
Und die TempelGlocke ruft
Weiter Sitzen
Mit dem Finger ins Wasser
geschrieben
Berg bleibt Berg
Zu Holger
Dittberger: Das Fahle
Ich weiß auch nicht, ob
Körnerbrötchen sooo gesund sind.
Wenn der Herbst genug hat
vom Modern, läßt er den Winter weitermachen.
Zu Annette von
Droste-Hülshoff: Der Dichter
Korallen
auch die
AbGestorbenen
Korallen-
Bänke
Bleiben Messer-
Scharf
schneiden
Freund und
Feind
Blitz / Lampe -: Lampago
Zu Ursula Krechel:
Mit dem Blick, allein
SchneeSturm
er kam
Erst als
Sturm
Fing später erst
An
Zu schneien
Kein
SchneeSturm
Denn alles ist
VerStummt
Zu Herta Müller:
Vater telefoniert mit den Fliegen
Milch
.... Milch ist
Das, was
Übrig
Bleibt
Wenn der
Mond
AusGelaufen
ist
Zu Georg Trakl: An
den Knaben Elis
Sterne
silbern sterben
Die Sterne
Und geRinnen
Im Schmerz
Schweigen
Klebt auf
Scheiben
Zu Peter Sendtko:
"Laura will den Frühling locken ..."
Frühling
kein blaues
Band
Nichts flattert
Außer
Vögeln
Wollten wir
Immer schon
Im Frühling
Sehen
Zu Michael Brauns
Kommentar zu Nadja Küchenmeister: geleit
Schwebezustände? Oder
diese KneippKur mit Waten oder Treten von warmen Honig. Dieses Gefühl von Blei.
"Wo gehen wir denn
hin?"
"Wo laufen sie denn
hin?"
Zu Jan Kuhlbrodt:
Das Land, das weite, wie es mich begleitet
Die deutsche Geschichte
hat die Bürger der ehemaligen DDR benachteiligt. Der Staat DDR föderte aber
ungewollt die innere Emigration und somit auch die Lyrik. Ich möchte fast
sagen, es hatte einen taoistischen Effekt.
Zu Clemensn
Umbricht: Verregnetes Amsterdam
Licht der Boje
Das Licht der Boje
Schwankt und bricht
In geKräuseltem Wasser
Leichte Brise
Schaukelnde Boote
Wir sitzen auf Planken
Der AnlegeStelle
Und die schwankt auch
Zu Carsten
Zimmermann: berlin, friedrichstraße
Donner, London, Bonn,
Bornholm, lodern, Lord, Losung, Dorf, Dondorf, Ton, Wohnung, Wolke, Wort, Mond,
Monstrum, Gold, Bord, Bodø, Koma, Nord, Post, Quokka.
Wer von "etwas
donnern" schreibt, darf sich jetzt auch nicht beklagen. :-)
Zu Paul Wühr: Ob
Lachen kann man auch in
Nordkorea, nur nicht bei TagesLicht. Denn das ist suspekt, es sei denn im Zoo,
aber da kommt nicht jeder hin. Oder eben nach Einbruch der Dunkelheit; und es
ist ziemlich dunkel in Nordkorea. Abends im Freien kann man wagen zu singen und
zu Lachen. Lachen ist die Substanz an der Nordkorea zerbrechen wird.
Zu Mirko Bonné:
Doppelhaushälfte
Einst traf ich auf zwei
junge Füchse, als ich durch ein MaisFeld laufen musste. Am Rande eines anderen
MaisFeldes traf ich auf drei Rehe. Bei Kevin Costner kamen die BaseballLegenden
auch aus einem MaisFeld. Ansonsten halte ich MaisFeldern für eine Katastrophe.
Zu Hendrik Rost:
Requiem
"Nimm deine Zunge
und geh".
Aber auch: "Geh aus
mein Herz und singe".
Auch ich weiß nicht mehr
genau, was Thomas Kling gesagt hatte, als ich ihn mal am Telefon hatte.
Zu Michael Lentz:
"anschauen ein ausland"
Ich bin für mich auch
schlechter zu erreichen als für andere. Die können immerhin in der Klinik
anrufen. Ich habe kein Handy. Ich werde mir wahrscheinlich auch keins zulegen.
Un wenn doch, werde ich es bei der ersten Gelegenheit "vergessen".
Zu Stefan Popp:
Credo
Ich warte, bis aus
Fliegen und Staub ein Filz entstanden ist. Den kann ich dann packen und
wegwerfen.
MondLicht
wenn das
MondLicht
Durch
Gardinen fällt
Erstarrt
In Kristallen
Dann ballt
Sich
Dunkel-
Heit zu
Samt
Zu Peter Hille:
Kosmos. Ein Elementarlied
Blüten
Die Blüten
Über den Gräbern
Grelle Blitze
In der Nacht
Dann fallen sie
Auf die Gräber
Mit Blüten bedeckt
Die Toten
Haben keine Zeit
ZUm Schlafen
zu viel geschieht
Dann zieht
Das Gewitter weiter
Dann schlafen
Die Lebenden
Zu Martin Merz:
Nachtschatten
NachtSchatten
Mond
Schattet im
Meer
Aus der Tiefe
Noch mehr
Schatten
Nacht-
Wellen
Brechen kalt
Am Strand
Zu Eduard Mörike:
Nimmersatte Liebe
Wenn man heute Thor
schreibt, dann muss man sich nicht wundern, wenn der DonnerGott assoziiert
wird.
"Das Mädchen hielt
in guter Ruh' / Wie's Lämmlein unterm Messer". Wenn das nicht mal der
Ursprung von "Das Schweigen der Lämmer" ist.
Zu Albin Zollinger:
Die Tauben schlummern im Hause
Die EisenbahnZüge fahren
auf verschiedenen Gleisen in die Nacht. Manche Fenster sind erleuchtet, andere
nicht. Rattata ta, rattata ta. Da beginnen die Träume mit leuchtend grünen und
roten Kugeln.
Zu Anneliese Hager:
Wünsche und schwarze Steine
StrandGut des Tages
Noch einen AugenBlick
länger
Im warmen Sand liegen
Dann auswählen
Vom StrandGut des Tages
BarFuß gehen
WeiterGehen
EinKehr
RückKehr
Bis der Wind
Alles Spuren gelöscht hat
SoBald er zurückKehrt
Von seinem AusFlug auf
die See
Den Anreiz bot:
Lyrik-Taschenkalender 2015, herausgegeben von Michael Braun (ISBN
978-3-88423-464-8); ich empfehle hiermit den Lyrik-Taschenkalender 2015.
Man könnte auch sagen -:
das kommt dabei heraus, wenn man Platz für Notizen hat. Gute Idee, wie ich
meine.