Tuesday, October 26, 2021

Carpe Diem Haiku #1854 morning awakenings

 




morning awakenings:
among window curtains' flowers
a blade of gray sky

© Alexey Andreyev

another day ends
reaching for the stars and the moon
into the dreamworld

© Chèvrefeuille

my haiku:
into the dreamworld
where time is expanding until
morning awakenings




http://chevrefeuillescarpediem.blogspot.com/2021/10/carpe-diem-haiku-kai-celebrates-its-9th_25.html

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Carpe Diem Haiku #1853 Sparkling Dew (Tan Renga)

 



morning sun
the twinkle of stars
still in the dew

© Jane Reichhold (1937-2016)
 

My Tan Renga:

Hokkaido pumpkins
Challenging the sun's Orange


http://chevrefeuillescarpediem.blogspot.com/2021/10/carpe-diem-haiku-kai-celebrates-its-9th_22.html


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Monday, October 25, 2021

#KeinKantinentweet Nr. 67 - Cavolini di Bruxelles con Linguine

Vegane Variante

Vegetarische Variante



Cavolini di Bruxelles con Linguine 


Das heutige Gericht hat mit dem Welt-Pasta-Tag zu tun. Cavolini oder Cavoletti geht beides, ich entschied mich für Cavolini wg. der beiden I im Wort. Genug des Vorworts.

Linguine: Wasser, leicht gesalzen (habe ich extra für Euch gemacht, auch wenn Ihr es nicht kosten konntet) aufkochen lassen und die Linguine No. 6 für sieben Minuten kochen, dann abgießen. Sette minuti per la pasta, basta!

Cavolini di Bruxelles: Ihr ahntet es bereits -: es handelt sich um Rosenkohl. Säubern und den Stiel abschneiden. Dann zwei Minuten in der Mikrowelle garen. Abkühlen lassen. Dann das untere Drittel glatt abschneiden und zur Seite stellen. In einer Pfanne Olivenöl ziemlich stark erhitzen und die Cavolini mit der glatten Seite kräftig anbraten, dann die Hitze reduzieren und den Kohl abdecken, damit er weiter gart. Vorsicht! Er soll unten dunkel, oben grün und insgesamt noch knackig bleiben (allerdings nicht roh!).

La salsa: die geretteten unteren Drittel der Cavolini, eine (1; wirklich nur eine) Knoblauchzehe und den weißen Anteil einer Frühlingszwiebel sehr klein hacken und in Olivenöl anbraten, ein bis zwei EL Tomatenmark hinzugeben und etwas Wasser (ich nehme da weniger als der Durchschnitt).

Käse oder Cashews: ich hatte für den einen Teller geriebenen Parmigiano Reggiano und für den anderen fein gehackte Cashews genommen.
Und dann noch Pfeffer aus der Mühle darüber gegeben.


Ja, hat geschmeckt und zu meiner Überraschung hat die vegane Variante noch besser geschmeckt.


Wie kam es nun zu diesem Gericht? Ich wollte schon immer Pasta mit Rosenkohl machen. Am Freitag hörte ich Radia Colonia, eine Sendung, die auf Cosmoradio montags bis freitags von 21:00-21:30 Uhr läuft. Und da wies man auf den Welt-Pasta-Tag hin [1]: “È ciò che avverrà lunedì 25 ottobre per il World Pasta Day, la giornata mondiale della pasta. A Radio Colonia parliamo di questa iniziativa di solidarietà con Riccardo Felicetti, presidente dei pastai italiani.” Und diesen Beitrag könnte man sich auf Radio Colonia nachträglich anhören. Oder man liest die Meldung von dpa, hier z.B. [2].

Ich konnte nicht mehr in Köln (z.B. in dem italienischen Supermarkt in der Schanzenstraße, der auch Ichnusa-Bier hat) einkaufen, so daß ich nehmen mußte, was es in der Eifel gibt. Und Linguine No. 6 erschienen mir eine gute Wahl. Übrigens wurde die Freundin, die mit Gian Carlo Tomaselli verheiratet war, einmal in der Kölner Boulevardpresse als Barilla-Queen bezeichnet. Weder sie noch Gian Carlo hatten etwas mit der Firma Barilla zu tun. Und ich habe meine Pasta tradizionale von einer anderen Firma “aus der Bronzeform gezogen”, was die Oberfläche rauher und empfänglicher für Sauce macht (wobei ich die sog. Braunsauce ausgeschlossen haben möchte).

“Ich sehe hier teilweise verkohlten Kohl SNCR”, schrieb Robert [3]. Klaus [4] schrieb: “Apropos Wortspiel... Witzig, dass Kohle aus dem Urgermanischen und Kohl aus dem Lateinischen (caulis) stammt. Im Englischen auch cauliflower als Blumenkohl.“ Dem bin auch nachgegangen. Der Kohl ist im 8. Jahrhundert (Mittelhochdeutsch) mit kōl nachweisbar und geht über althochdeutsche Formen auf das Lateinische caulis zurück, das Stängel bedeutet. Später wurde brassica im wissenschaftlichen Latein benutzt [5]. Die Kohle ist ebenfalls mittelhochdeutsch kol aus germanisch *kula seit dem 8. Jahrhundert bezeugt [6]. Kula bedeutet im Polnischen Ball. Womit wir wieder bei den Kugeln, also beim Rosenkohl wären.
Normalerweise liebe ich weniger das scharfe Anbraten und mehr eine größere Menge an Knoblauch, aber hier habe ich mich genau im Gegenteil ausgetobt. Nur eine Zehe Knoblauch (homöopathisch!), aber dafür das heftige Anbraten.

Es gibt vielleicht auch andere Möglichkeiten, so ein Gericht vegan zu gestalten, aber die Cashews paßten hervorragend, was ich angesichts eines guten Parmigiano nicht erwartet hatte.



Links, Anmerkungen und Literaturangaben:

[1] Una spaghettata solidale - di Giulio Galoppo e Daniela Nosari. https://www1.wdr.de/radio/cosmo/programm/sendungen/radio-colonia/zapping/una-spaghettata-solidale-100.html
[2] Ich hatte zunächst die Rhein-Zeitung gegoogelt, aber die wollte nicht, daß die dpa-Meldung einfach kopiert wird; könnte ja jeder kommen. Aber ich kopiere Berichte, auf die ich mich beziehe, da sie später u.U. automatisch gelöscht werden. Die Zeit machte nicht so ein Trara und da kann man es nachlesen: https://www.zeit.de/news/2021-10/25/italien-feiert-welt-pasta-tag
[3] https://twitter.com/DerRobertWolter/status/1452670502422687745   
[4] https://twitter.com/KlausR3003/status/1452672236587003904
[5] https://de.wiktionary.org/wiki/Kohl  
[6] https://de.wiktionary.org/wiki/Kohle


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Altargesteck am 24.10.2021 – 21. Sonntag nach Trinitatis

 



Der Wochenspruch lautete: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." (Röm 12,21) [1] In der Lesung kam der Prophet Jeremia zu Wort, u.a. mit der Botschaft: „Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der Herr, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.“ [2]

Wir beschäftigten uns mit dem Inhalt des Liedes 412 im Evangelischen Gesangbuch (So jemand spricht: „Ich liebe Gott“) [3] von Christian Fürchtegott Gellert [4], der von 1715-1769 lebte und zu seiner Zeit einer der beiden meistgelesenen Schriftsteller war. Heute kennt man ihn kaum noch. Sein älterer Bruder hieß Christlieb Ehregott Gellert. Warum erwähne ich das hier? Weil ich einmal einer schwangeren Kollegin geraten habe, ihre Zwillinge Fürchtegott und Traugott zu nennen. Ehregott wäre auch eine Option gewesen, aber der Name war mir damals nicht geläufig. Natürlich hat sie den guten Rat nicht angenommen. Ich höre ein Aufatmen der Leser und so manch ein „Gott sei Dank!“, aber man kann mit so einem ausgefallenen Namen, also nicht Kevin, Justin und ähnlichen mehr, schon etwas mitgeben. Christian F. oder Martin T. Müller/Schulte/Meyer wäre ein Name … z.B. für die Politik wie Rainer Candidus Barzel … oder die Bühne wie Klaus Maria Brandauer.
Das Lied spielt auf eine Bibelstelle an [5], die vielleicht bekannt ist und im wesentlichen so beginnt: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“

Und wie steht es nun mit dem Altargesteck? Ja, es steht noch. Heute aus einer anderen Perspektive fotografiert. Und draußen vor der Kirche hatten wir einen prächtigen Herbsttag, in den wir nach Segen und Orgelnachspiel schritten.

 

Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links usw.:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#995
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JER.29/Jeremia-29 Jer 29,1.4–7(8–9)10–14, insbesondere Jer 29,13.14
[3] http://www.l4a.org/cgi-bin/4lieder?lookupMode=liedaufschlagen&lookup=Evangelisches%20Gesangbuch+412 
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_F%C3%BCrchtegott_Gellert
[5] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.25/Matth%C3%A4us-25 Vom Weltgericht – Mt 25,31-46 , insbesondere Mt 25,35

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Saturday, October 23, 2021

Polynesische Impressionen - Eine Reise in die Südsee

 

Polynesische Impressionen [1] - 

              Eine Reise in die Südsee



Meerbusch-Lank/Tonga

 

Jedes Jahr reise ich in die Ferne, ins ferne Ungewiß. Ich gebe es zu, das Reisen ist mein Laster. Ende 1994 flog ich erneut in die Südsee und ich möchte Ihnen in diesem Artikel ein wenig darüber berichten.
Ich könnte Ihnen von dieser Reise auch über die Feierlichkeiten während des Galungan-Festes und den Bergtempeln Balis, der herrlichen Kathedrale von Christchurch (Neuseeland) , den 52 Kirchen auf dem Weg vom Flughafen Faleolo nach Apia (West Samoa) oder der Kathedrale dort, die man auf einem  Schiff schon aus 20 km Entfernung sehen kann, berichten; aber ich möchte Ihnen   einige Erlebnisse im Königreich Tonga und besonders von der Fahrt zu einer kleinen Insel Tongas schildern.

Tonga
Tonga - was verbirgt sich hinter diesem Namen? Etwa 170 Inseln mit 688 km2 Fläche gehören zum  Königreich Tonga im Südpazifik. Diese Inseln liegen verstreut auf einer Wasserfläche von 362.000 km2 . Die Hauptstadt Nuku'alofa liegt auf der größten Insel, Tongatapu. Köln und Nuku'alofa sind etwa 16.685 km von einander entfernt. Die Bewohner von Tonga sind Polynesier. Tonga ist konstitutionelle Monarchie nach britischem Beispiel und wird seit 1965 von König Taufa'ahau Tupou IV. [2] regiert.
Die Tagestemperaturen schwanken tägl ich zwischen 23-30° C ohne wesentliche jahreszeitliche Änderungen. Die Regenzeit dauert von November bis April.
Nuku'alofa hat etwa 30-35.000 Einwohner und die einzige Stadt auf Vava'u, Neiafu, hat etwa 5.000 Einwohner. Vava'u ist der Name der Hauptinsel der gleichnamigen Inselgruppe, sie liegt etwa 300 km nördlich von Tongatapu. Die Ha'apai-Gruppe liegt etwa auf halbem Weg. Die Niuas - ich lernte Bewohner dieser Inselgruppe kennen  - liegen nochmals 300 km nördlich von Vava'u.

Auf Tonga kommt eine Krankenschwester/Pfleger auf 463 Einwohner (Deutschland l:130) und auf einen Arzt/Ärztin kommen 2.380 Einwohner (Deutschland 1:377). Die Tonganer sind vorwiegend Christen, die Freien Wesleyaner machen 43%, die Katholiken 16% und andere Konfessionen 41% au . Die Nationalhymne heißt: „Koe fasi oe tu'i oe otu Tonga".

Christlicher Glaube und Geschichtliches
Im westlichen Ausland werden mit exotischen Reisezielen, wie es Tonga nun einmal ist, die Einwohner mit Wilden oder Heiden assoziiert. Das ist eine völlig verkehrte Vorstellung. Tonga wird von sehr gläubigen Christen bewohnt. Der Sabbat/Sonntag ist ein Fest des Herrn und wird im biblischen Sinne gefeiert. Der öffentliche Verkehr liegt brach und es gibt auch keine internationalen Flüge; in anderen Ländern macht man an dieser Stelle Zugeständnisse an den Tourismus. Übrigens ist es in Samoa ähnlich. Die Kirchen in Tonga (wie auch in Samoa) sind sonntags voll und man kann den melodischen polynesischen Chorälen lauschen. Die christliche Missionierung begann mit der Arbeit der London Missionary Society. Die ersten Versuche 1817 und in den Jahren darauf waren nicht fruchtbar. 1826 starteten die Wesleyaner einen neuen Versuch, der 1829 mit dem Erfolg einer Taufe von sieben jungen Männern durch die Gruppe um Nathanial Turner
gekrönt wurde. Einer dieser Männer war derNeffe des jungen Herrschers Taufa'ahau, der 1831  getauft wurde und den Namen George (Siaosi) annahm. Unter seinem Einfluß wurden nach und nach die Bewohner konvertiert. Zu dieser Zeit begannen auch andere Konfessionen zu missionieren. König George regierte übrigens bis 1893, dann kam George Tupou II., 1918 bestieg Königin Salote den Thron und ihr Sohn Taufa'ahau Tupou IV. ist erst der vierte Regent seit über 150 Jahren.



Von Nuku'alofa nach Vava'u
In Nuku'alofa wohnte ich im Beach House, einem kleinen Gasthaus. Hätte der englische Dichter W. Somerset Maugham das Beach House gekannt, dort hätte er sich einquartiert. Maugham (1874- 1965) verbrachte während des 1.Weltkrieges einige Monate auf verschiedenen polynesischen Inseln. Die Impressionen dieser Zeit finden sich wieder in Kurzgeschichten wie „Mackintosh“, „Red“, Honolulu“ oder „Rain“, der wohl berühmtesten Geschichte, die in einem kleinen Gasthaus in Pago Pago (Amerikanisch Samoa) während des Regens spielt. Auch ich erlebte den Regen von der Veranda des Beach Houses aus. Die Atmosphäre von den Kurzgeschichten Maughams insbesondere von „Rain“, schwang mit und ich erinnerte mich an Bilder aus der Verfilmung mit Joan Crawford (1934).
Während des Regens verbrachten die Töchter der Wirtsleute auch den Tag auf der Veranda mit ein wenig Arbeit, Scherzen, Haare flechten, Liegen, Nachmittagsschlaf oder Schwatzen. Von der Veranda blickt man auf Blüten, Palmen, Meer und Inseln; und trotz aller Südseeromantik auch auf die  vorbeifahrenden Autos.
Oder man geht über die Straße und setzt sich zu den Jungen, die unter den Palmen Ball spielen oder auf der Kaimauer sitzen und lachen und reden. Wenn man aus der Stadtmitte (Nuku' lofa ist eigentlich mehr ein riesiges Dorf) zurückkommt, wird man von einem Baum mit roten Blüten (Fire Tree oder Crimson Glory) vor der offenen Veranda und dem rostigen Welldach empfangen. Wie kann jemand nur auf so etwas für ein Luxusklasse-Hotel verzichten?
Ich hatte beschlossen, von Nuku'alofa nach Vava'u mit der Fähre zu reisen; es handelt sich dabei um eine Strecke von ungefähr 300 km. Zwei Fährschiffe standen zur Verfügung: das eine hatte den Spitznamen „floating coffin“ (schwimmender Sarg) und das andere wurde „orange vomit“ (orange Kotze) genannt. Ich wählte die orange Kotze, die M.S. Olovaha, die sich als hochseetüchtiges Schiff erwies. Wie ich später erfuhr, ist die Olovaha ca. 1980 in Bremen vom Stapel gelaufen.
Einen Tag später, als der Fahrplan auswies, stach die M.S. Olovaha in See; ein wenig Flexibilität sollte man schon bei solchen Reisen mitbringen!   
Die Weite des Pazifiks und ein leichter Wellengang im Regen! Etwa eine Stunde nach der Abfahrt kam uns ein Frachtschiff entgegen, das Nuku'alofa ansteuerte; es sollte die einzige Begegnung mit einem Schiff auf hoher See während der gesamten Überfahrt bleiben. Manchmal begegneten uns Möwen und andere Seevögel, die in den Wellentälern gegen den Wind segelten.

Überfahrt
Ich hatte einen Fensterplatz und eine Familie, die noch weiter als Vava'u unterwegs war, saß um mich herum und den Platz vor den Sitzreihen. Um den Notausgang war alles voll gestellt mit Kisten, Koffern, Blumen, Saatgut und anderen Dingen mehr. Die Familie bestand aus einem alten Herrn, der unter Elefantiasis des rechten Beines litt, einem jüngeren Mann, seiner Frau und seiner  Schwester, einem Jungen und zwei Mädchen. Der alte Herr legte sich auf eine riesige Bettstatt zwischen zwei Sitzreihen. Die Frauen und Mädchen schliefen auf Matten vor einem Treppengeländer.
Da die Fähren nur alle vier bis sechs Wochen über Vava'u hinaus die nördlichen Inseln (Niuas) anlaufen, mußten sie ihr Bettzeug für den Aufenthalt auf Tongatapu mitnehmen. Die Niuas liegen nochmals ungefähr 300 km von Vava'u entfernt.
Ab und zu wachten die Frauen auf, drehten sich mit dem Kopf zur Treppe hin und kotzten nach unten; Sie erinnern sich noch an den Spitznamen? Der Junge schlief direkt vor der Treppe und kotzte auch hinunter. Irgendwie erbrachen sich alle um mich herum, dann und wann. Es tat mir leid, daß die Nachfahren der größten Seefahrer bei der leichten Dünung so unter der Seekrankheit litten, aber meine gehobene Stimmung wurde dadurch nicht gedämpft.
Abends lagen wir vor Ha'afeva, einer Insel der Ha'apai-Gruppe. Hoch ragte uns die Böschung der Insel im Scheinwerferlicht des Schiffes entgegen. Kleine Boote fuhren um die Olovaha herum und übernahmen Ladung und Passagiere. Manche aber kamen  nur aus Neugier.
Später in der Nacht legten wir bei Wolkenbruch in Pangai (Lifuka / Ha'apai) an. Dort wurden schwere Gegenstände, wahrscheinlich Traktoren, entladen, so daß die Olovaha merklich leichter wurde. Die Leute auf dem Achterdeck waren mittlerweile völlig durchgeweicht. Die teilweise zerrissene Plane über den Sitzen hielt kaum den peitschenden Regen zurück. An manchen Stellen beulte sich die Plane weit nach unten, so daß sicherlich 100-150 Liter Wasser darauf  warteten, sich mit einem Mal auf die Menschen zu ergießen. Die Pappkartons mit den Einkäufen aus Nuku'alofa waren so aufgequollen, daß sie bei der geringsten Berührung zerrissen. Ohne Regen legten wir am nächsten Vormittag in Neiafu (Vava'u) an. Jedoch kam schon wenige Minuten später der nächste tropische Wolkenbruch. Triefend vor Nässe fand ich ein Gasthaus auf einer kleinen Anhöhe - in der Nähe der königlichen Residenz Fangatonga und der gleichnamigen Grundschule. Auf Regen folgt  bekanntlich Sonnenschein, und so war es auch: die kleinen Koralleninseln schwammen palmengrün mit sandweißem Saum im türkisfarbenen Meer unter einem tiefblauen Himmel mit sonnenweißen  Wolkenburgen.



Heißet den neuen Kaplan willkommen!
In Neiafu begegnete ich am Tag vor dem Besuch des Königs einem Festzug. Die Teilnehmer zogen in Richtung Fangatonga Primary School, waren also auf dem Weg, den auch ich zum Hamana Lake Guest House nehmen mußte. Zunächst hörte ich sie singen. Dann sah ich sie in ihrer Festkleidung: schwarzer Lavalava („Sarong“, Wickeltuch), weißes anstatt schwarzes Hemd oder Bluse, die tradtionelle Matte (Ta'ovala), darüber frische Pandanusblätter und Girlanden oder Leis und Blumen als weiterer Schmuck. Auch der katholische Pfarrer war in Schwarz und einem Ta'ovala gekleidet, der Tradition des Landes und der Kirche folgend. Das Fest wurde zum Empfang des neuen Kaplans durchgeführt. Auf zwei Karren wurden ein Schwein und Kava an langen Seilen von den  Teilnehmern gezogen.
Am frühen Abend konnte ich von meinem Gasthaus den Gesängen lauschen, da die Schule in direkter Nachbarschaft liegt. Die vokalreichen Sprachen Polynesiens klingen im Gesang besonders angenehm und auch betörend schön. Der Gesang wurde durch Klatschen begleitet und dabei faszinierte mich, wie viele unterschiedliche Töne man durch Klatschen hervorbringen kann. Aber dann mußte ich mich von diesen Eindrücken lösen, denn ich hatte für den Abend bereits geplant, an einem anderen Fest teilzunehmen.

Die Kava-Runde am Freitagabend
Was für ein herrlicher Abend tat sich mir auf! Die Free Wesleyan Church veranstaltete dieses freitägliche Kava-Trinken, um Geld für ein Bauvorhaben zusammen zu bekommen; der Zweck heiligt die Mittel. Die neue Kirche liegt oberhalb der Anlegestelle für die Yachten in schöner Lage. Wir feierten in der alten Kirche, die mittlerweile zur Turn- und Versammlungshalle umfunktioniert worden war. [3]

Kava
Bevor ich fortfahre, muß ich einige Worte über Kava einfügen. Kava ist das rituelle Getränk der Südsee. Manchmal wird es Kavakava genannt, auf Pohnpei (Mikronesien) heißt es Sakau und auf den Fiji-Inseln bezeichnet man das Getränk als Yagona. Es handelt sich dabei um die zerkleinerte und in Wasser aufgeweichte Wurzel des Rauschpfefferstrauches (Piper methysticum).
Früher wurde die Wurzel zerkaut und in die große Gemeinschaftsschale gespuckt, aber das macht man heute nicht mehr. Der Grund für diese Praxis war ein etwas stärkeres Getränk, da die Alkaloide durch die Speichelenzyme (alpha-Amylase) besser aus der Wurzel gelöst werden. Der Name Rauschpfeffer läßt an ein Rauschmittel denken, aber das ist Kava nicht; es sei denn, man ordnet Kaffee und Tee auch den Rauschmitteln zu. Kava-Trinken macht zufrieden und gesellig, aber es kommt nicht zu Aggressivität oder einem Kater wie bei alkoholischen Getränken.
Neben dem geselligen Aspekt gibt es noch den medizinischen Gebrauch der Pflanze. In der polynesischen Volksmedizin wurde Kava gegen Bronchitis, Blasenerkrankungen, rheumatische Beschwerden und weitere mehr eingesetzt.
Aber nun zurück zur eigentlichen Gesch chte: ich saß in der Gruppe, die sich um die Band geschart hatte. Dabei lernte ich den Direktor der Schule, Sayad, den Vikar, Makisi, den Pfarrer, Viseka, und andere mehr kennen. Wir saßen auf Pandanus-Matten im Kreis.
An einer Seite stand d ie Kava-Schüssel,  ie ab und an aus großen Bottichen nachgefüllt wurde. Wir reichten uns gegenseitig die Kokos-Schalen herum, aus denen wir Kava tranken.



Musik
Eine dreiköpfige Band spielte den ganzen Abend. Die drei alten Herren spielten Gitarre und Banjo und sangen dazu. Lieder aus dem Süd-Pazifik, Lieder aus Tonga, aber auch englische oder solche  aus Hawaii. Die Stimmung war ausgelassen und alle erfreuten sich an der Musik und den Gesprächen mit Freunden. Obwohl man von der Größe der Veranstaltung an ein Bierzelt erinnert wurde, fehlten hier doch die aggressiven Zecher und der abstoßende Lärm.

Spenden
Diese Freitags-Gesellschaften kommen, wie erwähnt, zur Geldbeschaffung zustande. Etwa 100-150 Männer saßen in verschiedenen Gruppen zusammen und redeten, lachten, sangen mit oder tranken nur Kava. Später wurde das Eindringen von zwei bis vier jungen Frauen, wohl ein Zugeständnis an die Emanzipation der Frau, die im Rahmen des Kulturwandels nun gemächlich Einzug in Tonga hält, geduldet. Sie teilten nur Kava aus und tranken nicht selbst. Das Kavatrinken dauerte etwa vier bis fünf Stunden. Zum Schluß sprach Viseka, der Pfarrer, ein tonganisches Ge­bet zum Dank („Gott segne Geber und Gaben!“) für die 324 Tonga-Dolla r (Pa'anga), die gespendet worden waren. Danach ging ich durch die dunklen Gassen der Kleinstadt zu meinem Gasthaus, über mir standen die Sterne und die Magellan'schen Wolken und in mir war eine fröhliche Zufriedenheit. Auch bei der Fangatonga Grundschule war das Fest zu Ende.

Am nächsten Tag flog ich vom Lupepau'u Flughafen über die kleinen Inseln und Atolle wieder zurück nach Tongatapu und einige Tage darauf weiter nach Samoa, wo die Kirchen und Kathedra len der Dörfer zwischen dem Flughafen und Apia einen unauslöschlichen Eindruck hinterließen [4]. Aber darüber wollte ich ja nicht berichten, auch nicht im Licht der Seifenoper „Flucht ins  Paradies“ (ZDF), denn das ist eine andere Geschichte.




Anmerkungen und Links:

[1] Den Artikel hatte ich bei den Unterlagen meiner Eltern gefunden. Ich hatte ihn 1995 für die Mitarbeiter-Zeitschrift TAU (Magazin der Franziskanerinnen von Münster-St. Mauritz) geschrieben, also noch vor der Umwandlung der Hospitalgesellschaften in die Franziskus-Stiftung https://www.st-franziskus-stiftung.de/startseite.html. Ich habe den Artikel eingescannt. Die Bilder waren schwarz-weiß, ich habe aber die Originale nochmals eingescannt.
[2] Taufa'ahau Tupou IV. ist mittlerweile verstorben. https://de.wikipedia.org/wiki/Taufa%CA%BBahau_Tupou_IV. Aktuell ist Tupou VI., der jüngste Sohn von Tupou IV. König von Tonga. https://de.wikipedia.org/wiki/Tupou_VI.
[3] Ich hatte im vorigen Jahr nochmals darüber berichtet, auf Englisch: Drinking Kava on Vava'u
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/drinking-kava-on-vavau.html
[4] Mehr darüber auf Englisch hier: When I had to Dance on Samoa
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/when-i-had-to-dance-on-samoa.html Ich tanzte zusammen mit dem Vize-Premierminister!


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Friday, October 22, 2021

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 22.10.2021

 




綠樹村邊合,青山郭外斜。
開軒面場圃,把酒話桑麻。
過故人莊
孟浩然
Grüne Bäume umgeben das Dorf,
dahinter sieht man die blaugrünen Berge.
Durch das geöffnete Fenster blicken wir auf Hof und Garten;
wir prosten uns zu und sprechen über das Leben auf dem Lande.
Ein Besuch auf dem Bauernhof eines Freundes
Von Meng Hao Ran


Fliegenpilz
    der Schamane
UmKreist
Die
Frau
Im
Roten Kleid
Mit
Weißen
Punkten
Wahrscheinlich
Flog
Er
Schon weit
    Weit
Über ihr

Smaragd
    zwischen geRundetem
Granit
Büsche
In
Smaragd
Und
DaRunter
Türkis
Das Meer
Ocker
Der Sand
Und ge-
    Bräunt
Die Menschen

SorgLos
    sorgLos ziehen
Die
Wälder
VorBei
Und
Die
Straßen
Bleiben
SorgLos
ZuRück
So wie
Wir
Uns
In den
Zug
GeSetzt
Haben um
    SorgLos
Zu reisen

Tunnel
    im Tunnel
Schreiben
Sich
Die
GeRüchte
Leichter
Die
Dann
Von
Den
Leer-
Denkern in
    UmLauf
GeBracht werden

OlivenZweig
    der Vogel
Setzt
Sich
Auf
Den
Schwingenden
OlivenZweig
Schwingt
Hin und
Her
Auf und
Ab
Und fliegt
    Dann
Fort

Glück
    pflück Dir
Ein
Stück
Vom
Glück
Und
Mach Dir
Keinen
    Reim
DaRauf

(Für Dieter M. Gräf)


Leere
    die Leere
Des
Raumes
Wenn
Die
Wörter
Ihn
VerLassen -
Haben
Die
Kälte
Der Ein-
Samkeit
Und
Die
Wärme des
    Schweigens -
MerkwürdigerWeise





Meng Hao Ran (孟浩然) lebte ungefähr 689/691-740. In die Anthologie „300 Gedichte der Tang-Zeit“ wurden 15 seiner Gedichte aufgenommen. Sein Hauptthema in Poesie und Malerei ist die Natur. Seine Dichtung und Malerei beeinflußten spätere Dichter und Maler.


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Thursday, October 21, 2021

Te Pito O Te Henua - Die Osterinsel

 

Motu Iti, Motu Nui und Motu Kao Kao von Orongo aus gesehen (1990)


Die Osterinsel hatte mich schon früh während meines Völkerkunde-Studiums fasziniert, mehr die Kohau Rongorongo, die Osterinsel-Schrift, denn die Moai, die riesigen Statuen. Im polynesischen Dialekt der Insel heißt sie Rapa Nui, aber sie ist auch bekannt unter dem Namen Te Pito O Te Henua, der Nabel der Welt. Den Namen Osterinsel (Paaseiland) bekam sie am Ostermontag 1722 von Kapitän Jacob Roggeveen, der im Auftrag der Westindischen Kompanie nach dem Nordteil des vermeindlichen Südkontinents suchte.
Während Roggeveen am 1. August 1721 von Texel aus in See stach, um am 6. April 1722 Rapa Nui zu sichten, kann man heutzutage in etwa 20 Flugstunden von Europa aus die Osterinsel erreichen.

Land und Leute
Die Osterinsel liegt im Südpazifik und ist die isolierteste Insel der Welt. Im Osten liegt Chile etwa 3700 km entfernt, im Westen finden wir nach 1900 km die Insel Pitcairn, die durch die Bounty-Meuterer berühnt wurde. Die größte Länge mißt 24 km, die größte Breite 12 km. Rapa Nui wurde vor etwa 1500 Jahren von Polynesiern besiedelt, also erst ziemlich spät, denn von Tonga und Samoa nimmt man an, daß sie bereits 1000 Jahre vor Christus besiedelt wurden. Im 16. Jahrhundert nimmt man eine Bevölkerung von 10000 an, Mitte des vorigen Jahrhunderts 4500. Durch peruanische Sklavenschiffe wurde die Bevölkerung drastisch reduziert. šber 1400 Personen wurden in die Berkwerke Perus verschleppt, wo fast alle verstarben, nur eine kleine Zahl wurde todkrank zurückgebracht. Sie infizierten die Restbevölkerung z.B. mit Tuberkulose, so daß Ende letzten Jahrhunderts nur etwa 200 Insulaner überlebt hatten. Heute leben etwa 2000 Osterinsulaner polynesischen Ursprungs auf Rapa Nui; dazu kommen noch etwa 800 Chilenen. Der Tourismus bringt etwa 4000 Reisende im Jahr zur Osterinsel, wobei viele nur kurz im Rahmen eines Pauschalurlaubs bleiben, so daß täglich etwa 30 Touristen die Insel heimsuchen.

Ankunft in Hangaroa
Nach der Ankunft am Mataveri Flughafen, suchte ich eine Unterkunft und fand sie in einem kleinen Hotel, das von Martin Rapu Pua geführt wird, der bei den Ausgrabungsarbeiten von Thor Heyerdahl beschäftigt gewesen ist. Das Hotel liegt auf der Prachtstraße von Hangaroa, dem einzigen Ort der Insel, einem Marktflecken. Diese Prachtstraße heißt Avenida Polycarpo Toro, aber es handelt sich um eine Sandpiste. Das Hotel hatte bei meiner Ankunft nur noch einen zweiten Gast, den Japaner Toshiyuki Furukawa, mit dem ich mich anfreundete [2]. Die Verständigung war schwierig, denn sein Englisch war wenig ausgefeilt und meine Japanisch-Kenntnisse sind nur rudimentär, aber wir sind immer zurechtgekommen.
Etwa 600 m vom Hotel entfernt steht die Kirche [3], in der Pater Englert gepredigt hat, und die auch durch die Unterstützung von Thor Heyerdahl gebaut werden konnte. Pater Sebastian Englert stammte aus Bayern und lebte von 1935 an auf der Osterinsel, wo er den Leprakranken besondere Fürsorge widmete. Außerdem war Pater Englert enthologisch tätig. Sein Lebenswerk umfaßt 30 Veröffentlichungen zu Sprache, Grammatik, Geschichte und Kultur der Osterinsel. Er starb 1969 auf einer Vortragsreise in New Orleans. Die Kirche ist außen mit Steinreliefs verziert, die traditionelle Motive, wie sie auch in der Holzschnitzkunst verwendet werden, aufweist.



Die Osterinsel-Schrift

Die Kohau Rongorongo [4] sind Holztafeln oder Holzstöcke, auf denen Schriftzeichen eingeritzt sind. Man nimmt an, daß es sich um Gedächtnisstützen für die Tangata Rongorongo handelt. Tangata bedeutet Mensch; die Tangata Rongorongo waren Sänger oder Rezitatoren, die bei Festen diese Texte vortrugen. Kohau Rongorongo wird übersetzt mit "Rohr des Sängers". Nur 21 Tafeln, ein Stab und drei Brustzierate haben die Zeiten überdauert. Die Tangata Rongorongo sind verstorben. Damit ist die Entzifferung der Kohau Rongorongo so ungewiß wie die des Diskus von Phaistos. Heute kann kunsthandwerkliche Nachahmungen auf der Osterinsel als Souvenir erwerben.

Orongo und der Vogelmann
Zusammen mit Toshiyuki erkundete ich Orongo, eine historische Stätte über dem Kratersee des erloschenen Vulkans Rano Kao. Dort sind die Felsen mit Zeichen (Petroglyphen) übersät. Außerdem sind Steinhütten zu finden, in denen die am Kult beteiligten wohnten. Orongo ist verbunden mit dem Kult des Vogelmannes (Tangata Manu). Vogelmann wurde derjenige für ein Jahr, der bzw. dessen Diener (Hopu) als erster ein Ei der Seeschwalbe brachte. Dafür mußte er die Klippen hinabsteigen, durch den haiverseuchte Meeresarm schwimmen, dann auf einer der kleinen Inseln (Motu Nui, Motu Iti oder Motu Kaokao) nach einem Ei suchen und es dann schwimmend zurückbringen. Viel liegt im unklaren zu diesem Kult, der zuletzt etwa 1867 durchgeführt worden ist.

Auf dem Weg nach Orongo machten wir einen Abstecher zum Kratersee, der mit Schilf bewachsen ist. Während der Wind auf dem Kraterrand kräftig bläst, raschelt er unten nur im Röhricht, und ab und zu schreit eine Seemöve aus der Ferne.






Zum Steinbruch am Rano Raraku
Allein machte ich mich an einem anderen Tag zum Rano Raraku auf. Es ist ein beschwerlicher Weg von etwa 40 km Länge, der sich durch eine öde Landschaft zieht. Teilweise ging ich an der Küste entlang, wo viele große Statuen (Moai) auf den Tempelanlagen (Ahu) vornübergekippt liegen. Sie standen bis auf eine Gruppe alle an der Küste und blickten drohend in's Landesinnere. Die Moai wurden am Rano Raraku aus dem Vulkangestein geschlagen und bearbeitet. Später transportierte man das tonnenschwere Gestein über viele Kilometer mit nur einfachsten Hilfsmitteln. Auf den Köpfen trugen sie rote Gesteinshüte, die von einem anderen Ort der Insel stammen. Die Statuen wurden irgendwann umgestürzt und es sind nur einige Gruppen wiederhergestellt worden. Obwohl es zwischendurch nieselte und ich mich laufend eincremte, war die Zeit in der sengenden Sonne lang genug, um mich zu verbrennen; dabei blies ein kräftiger Wind über diesen baumlosen Inselteil, auf dessen weichen Hügeln gelbes, langes Gras zwischen dem Geröll auf dem roten Vulkansand wächst. Schließlich kam ich in die Nähe vom Rano Raraku. Eine einsame Kokospalme steht zwei bis drei Kilometer vor dem Vulkan. An den Hängen liegen oder stehen fertige Statuen, die nicht mehr fort transportiert worden sind. Man kann gefahrlos an den Hängen zu den Steinbrüchen wandern, wo noch große Statuen in verschiedenen Stadien der Fertigung im Gestein zu besichtigen sind. Dann ging ich um den Krater herum, denn an einer Stelle kann man gut auf die höchste Stelle klettern. Ich traf oben einige Einheimische und ein amerikanisches Paar. Der wildeste von den Polynesiern, der sich in ein traditionell anmutendes Kleid geworfen hatte, sprach zunächst nur Polynesisch, aber dann stellte sich heraus, daß auch dies nur Schau war, denn er hatte in Australien studiert. Auch der Krater des Rano Raraku war innen mit Schilf bedeckt, aber ein großer Teil freien Wassers verblieb, der den blauen Himmel widerspiegelte. Nur wenig später mußte ich schon wieder auf den Rückweg machen. Einige Kilometer vor Hangaroa hatte es sich wieder bewölkt und es begann zu regnen, aber ich hatte Glück, ein französisches Ehepaar nahm mich in einem Jeep mit zurück in die Stadt, denn Hangaroa war nun kein Marktflecken mehr für mich.



Anakena und ein Mißverständnis
Eines abends machte Martin Rapu Pua den Vorschlag, Toshiyuki und mir ein Auto zu vermitteln. Wir waren damit einverstanden, da wir nach Anakena wollten. Anakena liegt etwa 20 km von Hangaroa entfernt. Dort war Thor Heyerdahl gelandet und dort war die erste Steinfigur wieder aufgestellt worden. Am nächsten Morgen stand ein Jeep mit steckendem Schlüssel vor dem Hotel. Toshiyuki hatte noch drei Japaner kennengelernt, die ebenfalls mitfahren wollten. Es ging über eine staubige Piste und durch alle Ritzen drang roter Staub (im Chinesischen steht roter Staub für die Weltlichkeit). Hustend und über den ganzen Körper mit Staub bedeckt kamen wir in Anakena an. Wir besichtigten den Ahu Naunau, sieben Moai, von denen vier noch die roten Hüte trugen. Außerdem war noch Ahu Ature Huki, die erste wiederaufgestellte Statue mit der Erinnerungsinschrift, zu sehen. Da in Anakena ein weißer Sandstrand vorhanden ist, sind wir auch noch kurz in's Wasser gegangen. Hangaroa hat nur einen felsigen Zugang zum Meer.
Unterwegs trafen wir einen Mann auf einem Motorrad, der uns nach Papieren fragte. Ich verstand ihn nur teilweise, und Papiere hatten wir sowieso keine, so daß wir sicherheitshalber nur Englisch verstehen wollten. Das Auto hatte von jetzt an auch laufend kleine Pannen. Bei der zweiten Panne half der Mann, lud das Motorrad auf den Jeep und setzte sich an's Steuer. Uns war es recht, da wir befürchteten, das Auto könnte mitten im Nirgendwo liegenbleiben. Nach mehreren Pannen erreichten wir Hangaroa. Dann stellte sich heraus, daß der Jeep dem Motorradfahrer gehörte und er ihn bereits als gestohlen gemeldet hatte. Da waren wir also mit einem gestohlenen Wagen unterwegs gewesen! Für soviel Geld, wie ein Mietwagen kostete, konnten wir uns dann mit der Hilfe von Martin wieder loskaufen, ohne einen Polizisten sehen zu müssen. Der Motorradfahrer hatte einen kleinen Laden neben dem Hotel und hatte den Wagen nur kurz abgestellt. Eigentlich wollte er den Jeep nur für kurze Transporte im Ort benutzen. Einige Tage später lud Martin ihn ein und wir saßen dann alle über das Mißverständnis lachend zusammen.




Die Startbahn-Besetzer von Rapa Nui
Bald verließ ich aber die Osterinsel, da ich noch andere Teile Chiles sehen wollte. Als ich aus Punta Arenas und Feuerland sowie einem Aufenthalt am Osorno, einem der schönsten Vulkane der Welt, nach Santiago de Chile zurückkam, waren die Nachrichten voll von der Isla de Pascua. Die chilenische Fluggesellschaft LAN Chile wollte die Flugpreise für die Osterinsulaner erhöhen. Da haben die Bewohner von Hangaroa ihre Autos auf die Flugpiste gestellt, so daß tagelang kein Flugzeug starten oder landen konnte. Ob Martin Rapu Pua [5] mitgemacht hat oder der  Motorradfahrer seinen Jeep auf's Rollfeld gestellt hat, das habe ich leider nie erfahren.


Anmerkungen und Links:
[1] Geschrieben für TAU 1995 (30.04.1995) – die Reise fand 1990 statt - alle Bilder stammen von dieser Reise. Und 2017 konnte ich die Insel nochmals besuchen: https://rheumatologe.blogspot.com/2017/12/easter-island-and-conaf-then-and-now.html Ich hatte eine andere Datei gesucht und diese gefunden.
[2] Mit Toshiyuki Furukawa bin ich heute noch befreundet; das letzte Treffen liegt acht Jahre zurück.
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2017/11/easter-island-and-catholic-church.html
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2017/12/easter-island-and-its-language-rapanui.html
[5] Ich habe ihn 2017 gesucht, aber weder ihn gefunden noch existierte das kleine Hotel.

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LYRIK-Taschenkalender 2015 05. KW 20.10.2021

 



Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020/2021.


05. KW
Ursula Krechel: Mit dem Blick allein / Für Felix Philipp Ingold


SchneeSturm
    er kam
Als
Sturm
Und
Fing
Später
Erst an
Zu
Schneien
Kein
Sturm
Mehr, denn
    Alles
Ist verStummt

Gestöber -: PartikelGestöber

Nur in weiße Tücher geHüllt oder auch in einen weißen Sarg?

„wie der vom schnee erhellte platz hinter dem landhaus / hinter den fensterscheiben“. [1].

Wenn der letzte Schnee, der auf einen fällt, erst nach dem Tod fällt, kann er dann wie der erste Schnee sein?

SchneeBedeckung
    denn alles
Was
Der
Schnee
BeDeckt
Wir
Er
Nach
Dem Tauen
    Wieder
FreiGeben


05. KW
Kommentar: Jan Kuhlbrodt


Im SchneeSturm liegt der Same der Lawine -: oder schon in der SchneeFlocke? Das Wort ist wie der Schmetterling in der Chaos-Theorie -: einmal gesagt, macht es, was es will.

„Das Wort führt ein Doppelleben schreibt Welemir Chlebnikow ...“ -: aber sein Leben ist nur in Gemeinschaft von anderen Wörtern möglich. Das einzelne Wort bleibt sonst tot. [2]

Heute könnte man einen Stern nach ihm benennen lassen. Das geht.

Es schneit
    es schneit
Leise
Fällt
Der Schnee
Und
ErStickt
Die
Laute
Und
Der Schritt
Wird
Leiser
Weicher
Und
Wir verSchwinden
    Hinter
Dem VorHang

Ich fuhr einmal im Winter von Köln nach Meerbusch auf der A3. In Köln regnete es. Bei Opladen fuhr ich in eine Wand hinein -: aus Schneeflocken.




Links und weiteres:
[1] „Nacht des ersten Schnees“, in: Gennadij Ajgi: Beginn der Lichtung. Gedichte. Edition Suhrkamp, 448, Frankfurt am Main 1971.
[2] OT: ich erinnere mich nicht mehr an den Nachnamen von Anna, die ihren DPHIL in Oxford über Chelbnikow gemacht hatte.


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Wednesday, October 20, 2021

Das Notizbuch des Berghauers Ferdinand Meixner

Wehrmann Ferdinand Meixner / seine Frau Albertine Meixner/ wohnhaft in Altwasser / Charlot[t]enbrunnenstraße. 194. Kreis / Waldenburg Schls. / Dieses Buch gehört dem / Berghauer Ferdinand Meixner / aus Altwasser Feldstr. No, 6, / Kreis Waldenburg

 

Ich bin durch die hinterlassenen Papiere meiner Eltern an ein Notizbuch gelangt, das es mir angetan hat. Es hat dem Berghauer Ferdinand Meixner gehört. Er hat es ca. 1913/1914 begonnen und er sowie andere Personen haben es über 40 Jahre weitergeführt. Das Buch hat viel mitgemacht – das kann man sehen, aber es ist auch nicht zerfleddert. Es muss feucht geworden sein, obwohl die Seiten nicht zusammen kleben.

Mein Vater hatte eine Erbschaftsangelegenheit geregelt. Ein Vetter war gestorben und er war der nächste Angehörige. Der Vetter hieß Herbert Böhm und war der Sohn der älteren Schwester meiner Großmutter. Dieser Teil der Familiengeschichte spielt in Schlesien, wobei die Großeltern bereits kurz nach dem 1. Weltkrieg nach Berlin gezogen sind und die restliche Verwandtschaft nach und nach bis nach dem 2.Weltkrieg westlicher ankamen. Ferdinand Meixner war Bergmann in der Gegend um Waldenburg (nach dem 2. Weltkrieg Wałbrzych); vielleicht in der Silberzeche nördlich von Seitendorf (Poniatów).

Ferdinand Meixner hat häufig Eintragungen mit dem Federhalter und Tinte gemacht und hat eine deutliche, leserliche Kurrentschrift geschrieben. Er hat Familienereignisse und Daten festgehalten, aber auch die Nummer seiner Taschenuhr, die Nummer eines Versicherungsscheines der Aachen-Leipziger Versicherungs Aktien Gesellschaft, Zahlen, die nicht genau zuzuordnen sind, Daten aus seinem Wehrdienst (er hatte vom 16.10.1897 bis zum 18.09.1899 bei der 12. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 50 gedient) und weiteres mehr.


Hier nun ein Text mit einer ungelenken Schrift; wahrscheinlich geht es für so jemanden nur mit ungespitztem Bleistift. Der erste Eintrag lautet: Mutter Anna Kreisel / gestorben 25.1.1919 in Friedersdorf / geb. Teuner. / geboren am 18 / Januar 1843 zu / Hinterfahlen [? es gibt diesen Ort nicht] / Kreis Glatz

Hier sieht man meist Einträge von Ferdinand Meixner. Die Tinte hat einen Wasserschaden und so hat jemand den letzten Eintrag in ungelenker Schrift wiederholt: Margarete Meixner / geboren den 31. Januar / 1922 zu / Altwasser nachmit(t)ag / 2 3/4 Uhr / Kreis Waldenburg / Schlesien


Und dann haben auch andere Personen, teilweise mit Bleistift, teilweise mit Federhalter Einträge gemacht, meistens Daten zu Personen. Die Schriften sind ungelenk und manche Einträge wirken abgeschrieben. Immerhin geben sie Auskunft über Geburt und Tod oder Heirat, so daß es sich um sinnvolle Angaben handelt, denn viel ist in den Kriegsjahren und danach verloren gegangen.

Und hier ist nun der Eintrag über meinen Großvetter: Elisabeth Meixner / u. Herbert Böhm / getraut den / 12.4.41 Standesamtlich / den 13.4.1941. Kirchlich. in Waldenburg - / Altwasser / Feldstraße 6 / Schlesien


Der Großvetter lebte dann in Sondershausen (Thüringen), besaß ein Mehrfamilienhaus. Ich habe ihn nie kennengelernt.
 
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Tuesday, October 19, 2021

LYRIK-Taschenkalender 2015 04. KW 16.10.2021

 



Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020/2021.


04. KW
Annette von Droste-Hülshoff: Der Dichter


Korallen
    auch die
AbGestorbenen
Korallen-
Bänke
Bleiben
Messer-
Scharf
Schneiden
Freund
    Und
Feind

Blitz – Lampe -: el lampago.

Ihr starrt -: vielleicht starrt man in Spiegel, verWundert, daß man nicht sich selbst sieht.

Korall und andere WaschMittel-Perlen.

Quell, Odem, LebensOdem und die Qualen, die hervorQuellen, aber das Gedicht atmen lassen.


04. KW
Kommentar: Marion Poschmann


Alchemistisch ist schon richtig -: Rosenkreuzer.

Die Dornen mögen stechen, aber sie gehen einHer mit dem RosenZauber.

Dornen sind übel, aber schlimmer noch sind BrennNesseln.

DornenKrone
    unter der
DornenKrone
Blut
Schweiß
Und
Tränen
Und
Die
Nicht enden
    Wollende
Liebe



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Kapellen und der Kreuzweg zwischen Oberhausen und Kerperscheid

 


Zwischen Oberhausen (Schleiden) und Kerperscheid gibt es einen Kreuzweg, den man gut in Wanderungen intergrieren kann. Etwa 100 m nördlich der Ferienwohnung Eifelgold steht eine kleine Kapelle, die selbst und das umgehende Stück Rasen, Bäume und Büsche gut gepflegt sind.



Einen Hinweis auf den Namen und die Entstehung der Kapelle habe ich weder im Internet [1] noch in der Kapelle selbst finden können. Innen findet sich die Jahreszahl 2006. Häufig liegen in solchen Kapellen Unterlagen, die Auskunft über Namen und Entstehung geben, aber in dieser Kapelle lagt nur ein Flyer der Mettlacher Wallfahrt von 2018 aus [2], damals wurde des 1300. Jahresgedächtnis des Todes des Heiligen Lutwinus gefeiert. Lutwinus hatte die Abtei Mettlach gegründet, in dessen Marienkirche er auch beigesetzt worden ist. Der Bezug zu der Kapelle ist nicht ersichtlich. Vielleicht hatte jemand aus dem Umkreis der Kapelle an der Wallfahrt teilgenommen, oder vielleicht heißt die Kapelle auch St. Lutwinus Kapelle; wer weiß?

Die Kapelle ist hell gestaltet und man merkt, daß jemand ein Interesse hat, einen würdigen Platz für Menschen zu erhalten, die das Gebet suchen.

Der Kreuzweg [3] beginnt rechts (östlich) der Kapelle und führt zur Maria-Hilf-Kapelle in Kerperscheid, über die ich schon einmal berichtet habe [4]. Der Weg führt über Asphalt und ist etwa 2 km lang und überwindet 110 Höhenmeter. Für Wanderer ist er völlig anspruchslos, aber was ist mit dem durchschnittlichen Kirchbesucher?

Interessant fand ich zwei Stationen, eine stellt auch eine Haltestange zum Anbinden von Pferden bereit, und die andere zeigt eine Aufhellung des Metalls an der Stelle, die von Gläubigen berührt wird; immerhin zeigt dies, das dort noch Menschen den Kreuzweg benutzen. Die Stationen sind nummeriert und aus Metall und Marmor gestaltet.


Das ist wieder einer dieser Geheimtipps. Die Panoramatour 23 des Eifelvereins passiert den Kreuzweg nur über 100m [5], aber dies ließe sich anpassen.

Maria-Hilf-Kapelle in Kerperscheid


Links und Anmerkungen:
[1] Auf dieser Liste (Navigationsleiste Kirchen und Kapellen in Schleiden) erscheint sie nicht: https://de.wikipedia.org/wiki/Vorlage:Navigationsleiste_Kirchen_und_Kapellen_in_Schleiden
[2] https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/merzig-wadern/mettlach/gedenken-an-den-klostergruender_aid-22458683 Der Artikel erwähnt auch Pater Sergio, der in Mettlach Seelsorger war, nun aber seine Pfarre in Sucre (Bolivien) hat, einer wunderschönen Stadt in 2800 m Höhe mit angenehmem Klima, die ich bereits zweimal besuchen konnte, wobei ich den Pater nicht getroffen habe, aber ich verzettele mich.  
[3] Näheres zum Kreuzweg bietet Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzweg
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/die-maria-hilf-kapelle-in-kerperscheid.html
[5] https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/eifel/nordeifel-panorama-tour-23-schleiden/4186236/

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Sunday, October 17, 2021

Altargesteck am 17.10.2021 – 20. Sonntag nach Trinitatis

 



Der Wochenspruch lautete: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott." (Micha 6,8) [1] Der heutige Sonntag „fragt nach dem Sinn von Ordnungen.“ Nein, nicht deshalb waren bei uns nicht die Lesungen aus dem Korintherbrief [2] oder Prediger [3] abgeändert worden, obwohl „Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«; ...“ ein sehr intensives Zitat aus der Bibel ist. Wir hatte eine Stelle aus dem Markusevangelium [4] und eine aus dem Matthäusevangelium [5], denn wir feierten eine Taufe – eine sehr schöne Taufe.

Und wir feierten Abendmahl, was nach langer Abstinenz auch ergreifend schön war; wobei wir mit Traubensaft feierten. Jeder aus seinem Kelchlein. Hoffen wir, daß wir wieder die werden dürfen, die wir aus einem Kelche trinken [6].  

Wer nun auf den Altar schaut, wird einen kerzenähnlichen Gegenstand entdecken – den Spender für Desinfektionsmittel. Warum nicht Brot und Wein hygienisch korrekt austeilen?

Das Altargesteck ist eine Reminiszenz an das Erntedankfest. Farblich ein Foreshadowing zu dem bei uns unüblichen Halloween.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links usw.:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#994
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/2CO.3/2.-Korinther-3 2. Kor 3,3–6(7–9)
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/ECC.12/Prediger-12 Pred 12,1–7
[4] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MRK.10/Markus-10 Mk 10,13-16  
[5] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.28/Matth%C3%A4us-28  Mt 28,18-20 (Taufbefehl)
[6] “Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen: wir sind, die wir von einem Brote essen, aus einem Kelche trinken, Jesu Glieder, Schwestern und Brüder.“  EG 221,1 http://www.l4a.org/cgi-bin/4lieder?lookupMode=liedaufschlagen&lookup=Evangelisches%20Gesangbuch+221

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Saturday, October 16, 2021

#KeinKantinentweet Nr. 66 - Pizza in stile orientale, con ceci e ajvar

 



Pizza in stile orientale, con ceci e ajvar

Das heutige Gericht ist eine Pizza aus der Experimental-Küche.

Pizzateig: 1 TL Zucker, 1 Prise Salz, ½ Tütchen Trockenhefe, 1 EL Olivenöl, etwas Mehl und etwas warmes Wasser umrühren,  gehen lassen. Dann etwas (wenig) Wasser und Mehl dazugeben. Rühren, kneten, gehen lassen (wieder sich und den Teig). Später den Teig nochmals kneten. Ich habe ihn sehr fein ausgerollt und er riss nicht!!! Und wo war jetzt der Haken? Normalerweise nehme ich Weizenmehl Type 405, die ich aber eigentlich nicht mag, und aktuell hatte ich nur Type 1050 im Haus. Klappte ebenso!

Der Belag: von unten schimmert es rötlich-orange, aber es handelt sich nicht um Tomatensauce sondern um Ajvar, die scharfe Variante. Und darauf kommen Kichererbsen und feingeschnittene Frühlingszwiebeln (möglichst nur die grünen Teile) sowie etwas Kreuzkümmel. Und darauf dann veganer und vegetarischer Mozzarella sowie Pfeffer.

Tja, die vegetarische Seite konnte überzeugen, die vegane nicht.

Büffel-Mozzarella hat 27g Fett und 309 kcal pro 100g; man benutzt tierisches Lab.
Die vegetarische Tallero-Mozzarella hat 18,5g Fett und 245 kcal pro 100g; man benutzt Kuhmilch und einen mikrobiellen Labaustauschstoff.
Die vegane Mondarella hat 14,6g Fett und 184 kcal pro 100g; man benutzt Mandeln, Maisstärke, Tapioka, Johannisbrotkernmehl, Xanthan.

Die vegetarische Tallero-Mozzarella hat geschmacklich und eben auch vom Verlaufen des Käses überzeugt. Für die Mondarella benötigt man zu viele Ausgangsstoffe und dann schmeckt es anders als erwartet und dieses vegane Käse verläuft nicht. Als Käseersatz auf einer Scheibe Brot ist er allerdings gut zu gebrauchen. Und wenn man dann nur etwa die Hälfte an Fett zu sich nimmt, verglichen mit Büffel-Mozzarella, dann werte ich das als Pluspunkt.

Kichererbsen sind Hülsenfrüchte, die der Mensch seit der Jungsteinzeit verzehrt. Sie haben einen hohen Anteil an Arginin, einer semi-essentiellen Aminosäure. Ich habe mich früher einmal näher mit Arginin befasst, da ein emeritierter Physiologie-Professor schamlos Werbung für Nahrungsergänzungsmittel machte. Ich halte den Gebrauch von solchen Mitteln für überflüssig und manchmal auch gefährlich. Gegen eine Optimierung über die Ernährung ist überhaupt nichts einzuwenden. Hülsenfrüchte und Kürbis Samen sind reich an Arginin. Stickstoffmonoxid entsteht aus Arginin und sorgt z.B. für eine Gefäßerweiterung oder wirkt als Neurotransmitter.
Hülsenfrüchte sind gute Eiweißlieferanten, haben einen hohen Anteil an Faserstoffen. Ihr Nachteil liegt darin, daß Neophyten (frisch Bekehrte) oder Gelegenheitsesser unter Blähungen leiden. Das vergeht aber, wenn man sich langsam daran gewöhnt. Und sonst eben, wie der Dichter sagt: „Und auf den Fluren laß die Winde los.“ [1]



Links, Anmerkungen und Literaturangaben:
[1] Rainer Maria Rilke in Herbsttag


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