Monday, June 12, 2023

Sammelsurium (229) 12.06.2023



Beerdigung
Unter dem StachelbeerBusch, inmitten von hohem Gras fand ich den toten Vogel, wickelte ihn in einen alten WochenSpiegel, steckte ihn in eine PlastikTüte zusammen mit GartenAbfällen und PutzLappen vom AnStreichen. Die Beerdigung in der MüllTonne war auch nicht würdeloser, als so manche Beerdigung von Menschen.

Supermans Festung
Das ist doch Kokolores. Supermans Festung ist nicht am Nordpol, sondern sie liegt etwas nördlicher davon.  

Buchforst
Ich lese einen Beitrag von Liane Dirks über Buchforst [1] – und ich hätte schwören mögen, daß ich diesen Text von Trude Herr [2] her kannte.
Sie schreibt über die Pappeln in der KopernikusStraße. Das muss aus einer früheren Zeit stammen, obwohl Liane Dirks etwa in meinem Alter ist. Mich hatten diese SchwarzPappeln ebenfalls fasziniert und ich habe sie gerne im Wind betrachtet. Aber sie wurden nach und nach gefällt.
Zum RangierBahnhof und seinen Geräuschen schreibt sie: „Die hier leben sagen, man gewöhnt sich daran. Man würde es nicht mehr hören. Sie finden Ihr Buchforst schön.“ Und ob -: meine Eltern lebten 66 Jahre dort. Das Kreischen der Bremsen vom RangierBahnhof ist eine Symphonie – andere würden Kakaphonie sagen. Ich hörte sie aber erst wieder bewußt, als ich als Besucher nach Buchforst kam.
Und in dem beschriebenen Tunnel kann man Kunst betrachten.

LokalFührer
Den Führer gibt es sicher nicht: „Krypta, Kirche, Kloster, Katakomben in Köln“.

Kommern
Sonntags am Tisch der SitzGruppe im historischen Teil von Kommern. Es ist überraschend ruhig [2], aber dann kommt ein Vater auf seinem Rad. Der unbedingt will daß die VierJährige auf der Straße und nicht auf dem Gehweg fährt. Kaum ist der StörenFried außer Hörweite, kommt dein Auto um zu parken. Der Mann steigt aus und brüllt die Frau der Frau zu, daß sie weiter vorfahren soll, aber dann steht sie doch in einer Einfahrt. Weniger einmischen, mehr zulassen!

Malle
Was viele Mallorca-Bescucher, wahrschein die meisten Mall-Besucher, nicht wissen -: es gibt ein Château de Malle in Preignac (Sauternes).


Nachbars Katze
Nachbars Katze hat ein riesiges Revier: vier Gärten, Wiesen und ein Wäldchen. Gerne liegt diese Katze auf den verschiedenen Terrassen oder auf dem WellBlechDach eines Schuppens bei meinem Bruder und meiner Schwägerin. Es handelt wahrscheinlich um eine gebildete Katze [4].

Evangelikale
Ich lese: „Wie? Beginne im Neuen Testament, dem Evangelium von Johannes, welches vom Leben Jesu erzählt“ [5]. Nicht mit dem Matthäus Evangelium, dem ersten Buch im Neuen Testament, oder dem Markus Evangelium, also dem kürzesten, oder dem Lukas Evangelium, das die Geschichte besonders lebendig erzählt, soll man beginnen, sondern mit dem Johannes Evangelium. Evangelikalen Christen geht es um die persönliche Beziehung zu Gott und ich meine, wie hier auch, eine besondere Hinwendung zum Johannes Evangelium bei ihnen zu bemerken.

Scherben
Salz ist die Erinnerung des Meeres an bessere Zeiten.



Links und Anmerkungen:
[1] Liane Dirks: Buchforst. In: Uta Biedermann, Literarische Gesellschaft Köln/Freunde der Stadtbücherei, Stadtbücherei Köln, LiK-Archivseite Literarische Gesellschaft (Hrsg.): Autorinnen und Autoren in Köln vorgestellt in Text und Bild. Volksblatt-Verl, Köln 1992. ISBN:  9783923243952. S. 195/196.
[2] „Trude Herr wurde in Köln-Kalk geboren und wuchs in Köln-Mülheim auf.“ So weit Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Trude_Herr Ich meine aber, daß sie zeitweise auch in Buchforst gelebt hat, so wie Heinz Kühn [2a] und die Familie von Helmut Lingen [2b], deren Wohnung meine Eltern übernommen hatten.
[2a] https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_K%C3%BChn „Kühn lebte mit seiner Familie zuerst in einer Vier-Zimmer-Wohnung in Köln-Buchforst, ...“.
[2b] https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Lingen_Verlag Helmut Lingen (1927–2016).  
[3] Zwischen Kommern und Roggendorf gab es einen FlohMarkt, aber das fand ich erst später heraus.
[4] Die Katze auf dem heißen Blechdach (Cat on a Hot Tin Roof) von Tennessee Williams.
[5] Robert Bron: Meine Begegnung mit Gott – Bist du bereit? Siftung Hope to Europe Verlag, 2015. ISBN 978-90-8225519-1-3. S. 61.


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Altargesteck am 11.06.2023 – 1. Sonntag nach Trinitatis


 

Der 1. Sonntag nach Trinitatis ist dem Nächsten gwidmet: „Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder [und seine Schwester] liebe“. [1] Im ersten Brief des Johannes ist „Die Liebe Gottes und die Liebe untereinander“ eines der Kernthemen [2]. Und da dies so wichtig ist, hat man es als Predigttext ausgewählt. Im 18. Vers werden Furcht und Liebe gegen einander gestellt: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.“

In der Lesung des Evangeliums war die Geschichte Vom reichen Mann und armen Lazarus an der Reihe [3]. Im 23. Vers wird über den Reichen gesagt: „Als er nun in der Hölle war ...“. Im Christentum gibt es sehr verschiedene Ansichten zur Hölle, so daß Luthers Originalübertragung von „descendit ad inferos“ im Glaubensbekenntnis, nämlich „niedergefahren zur Hölle“ [4] in den 1970iger Jahren durch „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ ersetzt wurde.

Mit dem Fest Trinitatis hat das Halbjahr der Kirche begonnen, das mit dem neuen Kirchenjahr und dem Beginn der Weihnachtszeit endet. Vielleicht ist das der Grund, weshalb der Evangelische Kirchentag in Nürnberg in dieser Woche stattfand und am ersten Sonntag nach Trinitatis mit Appellen zu mehr Mut für Veränderungen zu Ende gegangen ist. Und vielleicht war dies auch ein Grund für die unter durchschnittliche Zahl an Gottesdienstbesuchern – oder doch das über durchschnittliche Sonntagswetter.

Das Altargesteck trug Violett und Weiß als Blütenfarben. Trinitatis aber hat die liturgische Farbe Grün, die zumeist im Gesteck zu sehen ist. Es ist farblich hervorragend komponiert – in der Versöhnungskirche wie in der Christuskirche. Und wir sehen es einmal nach, daß die Blumen bereits zu welken beginnen, schließlich war es die ganze Woche heiß.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1118 1. Joh 4,21
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/1JN.4/1.-Johannes-4 1. Joh 4,(13–16a)16b–21
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/LUK.16/Lukas-16 Lk 16,19–31
[4] So noch gelernt im Katechumenen-/Konfirmanden-Unterricht in den 1960iger Jahren nach: Der kleine Katechismus Doktor Martin Luthers. Schriftenmissions-Verlag Gladbeck 1959. S. 6.

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Sunday, June 11, 2023

Die schwarze Fliege

Als ich bei der Gartenarbeit eine Pause einlegen mußte, setzte ich mich hinter den Stall in den Schatten. Schnell landete eine schwarze Fliege auf meiner linken Hand. Und da krabbelte sie eine Weile herum, saugte hier, saugte dort, sie saugte in einem fort. Nicht einmal, als ich mich zum Tee umdrehte, flog sie weg. Ich sah Krähen von Drosseln verjagt. Da ging die wilde Jagd von West nach Ost. Dann kam ein Vogel von Osten nach Westen und schrie: „Vite, vite!“, als wollte er noch schnell nach  Paris zum Einkaufen. Der Tee stand auf einem SchuhAbstreifer aus Metall, den ich auf den Behälter für die BrennNesselJauche gelegt hatte. Ich habe diese Beschwerung aus Metall genommen, da ich den Abstreifer für den üblich Zweck sowieso nicht benötige und andererseits man sehr gut den heißen Tee darauf abstellen kann, denn er könnte im Plastik Spuren hinterlassen. Eine Wespe kam zu diesem SchuhAbstreifer geflogen und versuchte, in die Löcher hinein zu kriechen, um vielleicht dort ein Ei abzulegen. Auch sie ließ sich kaum vertreiben, aber ich wollte sie gar nicht vertreiben, ich griff nur nach meinem Tee. Ich betrachtete, wie sich die Gräser mit ihren langen Hälse und den Samen gegenüber dem aufrechten HabichtsKraut verbeugten. Im Wind wippten geschäftig die Gräser. Dann kam der Milan, vollführte einen KreisFlug, segelte weiter, kam zurück, drehte wieder eine Runde und flog weg. Kurz darauf stand der Sperber im RüttelFlug über der Wiese. Und dann wusste ich nicht, wo ich hinschauen sollte zum Sperber oder zumm SegelFlugzeug, das hoch über uns in Richtung Nordwesten zog. Schließlich kamen auch noch FlugZeuge mit und ohne KondensStreifen. Ich liebe die KondensStreifen überhaupt nicht, aber andererseits kann man denn FlugZeuge ohne KondenzStreifen ernst nehmen? Das alles passierte, kaum daß sich die schwarze Fliege auf meine linke Hand gesetzt hatte. 
 


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Thursday, June 8, 2023

Ist Ahornsirup eine gesunde Alternative?

Ich war wieder einmal im Bioladen einkaufen und da liegen Zeitschriften aus, die man mitnehmen kann [1]. Meine Wahl fiel auf eine Ausgabe der Zeitschrift „natürlich“. Ich lese da über Ahornsirup [2], daß dies eine gesunde Zuckeralternative wäre. Und: „Für ein Liter Sirup benötigt man etwa 40 Liter Baumsaft. Es handelt sich hierbei um ein naturbelassenes Produkt, dem Nichts weiter zugefügt wird. [...] Zudem ist Ahornsirup eine wunderbare Zuckeralternative, die wertvolle Mineralstoffe wie Calcium [3], Kalium, Magnesium und Eisen mitbringt.“ Soweit „natürlich“.

Ist Ahornsirup eine Zuckeralternative? Natürlich nicht. Der Hauptbestandteil ist Zucker! Der nächste wesentliche Bestandteil ist Wasser. Ahornsirup ist konzentriertes Zuckerwasser. Er enthält 67% Kohlenhydrate, wovon 60,5% auf Zucker entfallen [4]. „Der Zuckeranteil im Ahornsirup besteht etwa zu 88 bis 90 % aus Saccharose und zu etwa 11 % aus Glucose und Fructose.“ [5] Zucker durch Zucker ersetzen, ist für mich keine Alternative.

Ist Ahornsirup gesund? Ich halte sämtliche Zucker und Zuckeraustauschstoffe für ungesund [6]. Das Argument in „natürlich“ ist „wertvolle Mineralstoffe“. Schauen wir einmal nach, was Ahornsirup so bietet. Riboflavin (Vitamin B2 ist nennenswert in 100g vorhanden – das allerdings ist ein Unterschied zu Kristallzucker, aber nicht zu anderen Lebensmitteln, denn wir decken unseren Bedarf mit der durchschnittlichen Ernährung. Außerdem enthält Ahornsirup eine nennenswerte Menge an Mangan, aber wir benötigen keine zusätzliche Zufuhr; ich habe dies vor etwa 10 Jahren bereits in einem anderen Zusammenhang angemerkt [7]. Kommen wir nun zu den „wertvolle Mineralstoffen“. Der bereits zitierte Wikipedia-Artikel [4] sagt uns: „Maple syrup is generally low in overall micronutrient content“ [Ahornsirup weist im Allgemeinen einen geringen Mikronährstoffgehalt auf ]. Um seinen täglichen Bedarf an Kalzium zu erreichen, müßte man einen Liter Ahornsirup trinken. Für das ausgelobte Eisen sogar 10 Liter! Ich kann kein Argument entdecken, daß Ahornsirup zu einem gesunden Nahrungsmittel machen würde.

Bei der Herstellung werden für einen Liter Ahornsirup 40 Liter Ahornsaft benötigt. Das schafft ein Baum in 14 Tagen, der nach Wikipedia durch das Anbohren keinen nennenswerten Schaden erleidet [8]. Traditionell wurde das Einkochen mit Holzfeuern durchgeführt. Um dieselbe Menge an Zucker von Zuckerrüben zu bekommen, benötigt man nur ein Zehntel der Menge. Man könnte also mit einer besseren Umweltbilanz auch Zuckerrübensaft nehmen, wobei einer der Hersteller in Meckenheim sitzt [9]. Meckenheim ist etwa 40 km Luftlinie entfernt, deutlich näher als die 5500 km nach Quebec. Oder man nimmt Honig. Oder man nimmt überhaupt nichts davon: es ist gesünder und für die Ökobilanz deutlich nachhaltiger.

„Aber auf American pancakes muss man einfach Ahornsirup gießen“ – Ja! Aber in diesem Blogpost geht nicht um kulinarische Verirrungen, denn die ungesunden pancakes werden um keinen Deut gesünder durch den Ahornsirup.



Links und Anmerkungen:
[1] Spötter könnten anmerken: warum tut der Mann sich das an? Die Anwort ist einfach: ich kann mich dem gedruckten Wort nicht entziehen.
[2] „natürlich“, Ausgabe 3/2023, S. 18.
[3] Eigentlich müßte es Kalzium heißen, aber vielleicht meint man, daß Calcium wissenschaftlicher aussähe.
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Maple_syrup  
[5] https://www.oekotest.de/essen-trinken/Ahornsirup-Wie-gesund-ist-der-Zuckerersatz_11275_1.html
[6] Und darüber habe ich auch schon geschrieben: https://rheumatologe.blogspot.com/2017/06/su-suer-sustuss.html und kürzlich zu: Mögliche Risiken bei Erythritol / Erythrid - https://rheumatologe.blogspot.com/2023/05/mogliche-risiken-bei-erythritol.html
[7] „Die durchschnittliche Manganversorgung ist deutlich besser als der Bedarf. Der Bedarf wird mit 1 mg Mangan täglich angegeben, die Versorgung beträgt aber 2,5 mg.“ In: RosaXan - https://rheumatologe.blogspot.com/2013/04/rosaxan.html  
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Ahornsirup
[9] Jetzt wieder die Spötter: deshalb ist der Verkehr dort auch häufig so zähfließend.


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Monday, June 5, 2023

K. und der GeneralDirektor

K. hat ein Problem entdeckt und will unbedingt den Herrn GeneralDirektor sprechen. Aber so einfach ist der Herr GeneralDirektor nicht zu sprechen. Zunächst muß er einige Anträge stellen, damit er überhaupt vorgelassen wird, daß er die Genehmigung zur Reise in die große Stadt bekommt, und daß er auch dafür frei gestellt wird. Dies alles aber nimmt K. auf sich. Schließlich fährt er mit der EisenBahn in die große Stadt und kommt zum HauptGebäude des Konzerns. Dort geht K. hinein und wird von einem Wächter aus einem fernen Land empfangen. Und ganz anders als erwartet, wird er sehr freundlich empfangen und durch eine Tür gelassen. Ihm wird bedeutet, zu einer zweiten Tür und einem zweiten Wächter zu gehen. Und auch dieser zweite Wächter ist sehr freundlich und weist ihn zu einer weiteren Tür, durch die K. geht. Dann aber ist K. wieder am Ausgang und bekommt Stempel auf seine Schreiben. K. muss wieder zurückfahren in die kleine Stadt. So versucht es K. Jahr um Jahr. Und einmal zeigt ihm der zweite Wächter die Sekretärin des Herrn GeneralDirektors, aber auch nur ganz kurz durch den heimlich geöffneten TürSpalt, dann macht der zweite Wächter die Tür wieder zu und flüstert zu K., wobei er die AugenBrauen hochZieht: „Das ist die Sekretärin des Herrn GeneralDirektors.“ Weiter sagt der zweite Wächter nichts, sondern er öffnet für ihn die Tür. K. ist schon gar nicht mehr überrascht, daß er nicht zu der Sekretärin gelangt, sondern daß er wieder am Ausgang ist, seine Stempel bekommt, und wieder zurückfahren kann in die kleine Stadt. Schließlich, kurz vor der Pensionierung denkt K., daß es nun gelingen müsse. K. will den Herrn GeneralDirektor unbedingt sprechen. Wieder wird er vom ersten Wächter so freundlich wie immer empfangen und weiter gewiesen zur nächsten Tür und wieder wird sehr freundlich empfangen von dem zweiten Wächter, dem es ein Bedürfnis ist, K. etwas mitzuteilen. Das ist nicht ungewöhnlich sei, daß er bislang den Herrn GeneralDirektor nicht gesehen habe, denn noch niemand habe ihn je gesehen und er selbst habe die Sekretärin zwar mehrfach gesehen, aber noch nie gesprochen. 

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Sunday, June 4, 2023

Altargesteck am 03./04.06.2023 – Trinitatis

 



„Pfingsten ist das Fest, das den meisten Menschen, durchaus auch Christen, am wenigsten sagt“, schrieb ich letzte Woche [1]. Da hätte ich etwas genauer sein müssen, denn es ging um die großen Feste: Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Und jetzt ist Trinitatis [2] – da fragen Sie einmal ganz vorsichtig Ihre:n Nachbar:in, was denn damit gemeint sein soll. Nun, in katholischen Kreisen nennt man diesen Sonntag auch  Dreifaltigkeitssonntag. Es geht also um den dreieinigen Gott, den Kurt Marti als „gesellige Gottheit“ beschreibt [3]. Ein Gott in drei  Erscheinungsformen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Paulus bezieht im zweiten Brief an die Korinther darauf und das ist auch der Wochenspruch: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ [4]

Die Lesung aus dem alten Testament und der Predigttext behandeln den Segen: „Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.“ [5] Ich mag diese Art der Spreche: redete und sprach, sage und sprich, so sollt ihr sagen [6].



Segen sollte auch Conny erfahren, denn sie ist zurückgekommen. Unsere Mitarbeiterpresbyterin war durch den Wechsel in den Ruhestand entpflichtet worden und sie ist unserem Ruf „Komm zurück, Conny“ gefolgt und hat eine der freien Presbyter-Stellen übernommen. Herzlichen Dank! Deswegen wurde die erneute Einsegnung notwendig; und unter anderem erhielt sich das Buch, dessen Cover ich eingescannt habe.

Das alleine hätte dem Gottesdienst nicht so viele Besucher verschafft. Aber da waren noch die Konfirmand:innen, die in einer Kunstaktion Stühle bemalt hatten. Und außerdem hat der Jugendchor „Singaholics“ den Gottesdienst mitgestaltet.


Das Altargesteck trug Violett und Weiß als Blütenfarben. Trinitatis aber hat die liturgische Farbe Grün, die zumeist im Gesteck zu sehen ist. Es ist farblich hervorragend komponiert und wirklich, ein zusätzliches Rot (für den Heiligen Geist) hätte eher geschadet.


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2023/05/altargesteck-am-29052023-pfingstmontag.html
[2] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1118
[3] Kurt Marti: Die gesellige Gottheit: Ein Diskurs. Radius-Verlag, Stuttgart 2004. )Taschenbuch – 1. August 2004. ISBN: ‎ 978-3871733000. „Am Anfang also Beziehung. / Am Anfang Rhythmus./ Am Anfang Geselligkeit.“
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/2.Korinther13 2. Kor 13,13
[5] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/NUM.6/4.-Mose-6 4. Mose 6,22–27
[6] Als Abschweifung nenne ich das harmlos.


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Saturday, June 3, 2023

K. und die frische Luft

K. war wieder einmal in die große Stadt gefahren. Dort war er in einem sehr alten Hotel mit einem sehr alten EmpfangsChef untergebracht. Das Hotel war angestaubt, aber es war nicht staubig. Das Geländer der knarrenden Treppe war gewienert. Er ging über verwinkelte Stiegen in sein Zimmer. Die Luft war stickig. K. wollte ein Fenster öffnen, aber die Wände, ja, auch Tisch, Stuhl und Bett schienen von diesem Vorhaben abzuraten. K. öffnete das Fenster dennoch. Frische Luft drang ein und sie brachte neue Wörter und löschte die alten. K. dachte langsam in ganz anderen Begriffen und hoffte, daß man ihn immer noch verstehen würde, wenn er die knarrenden Treppen wieder hinunter steigen würde.

 

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Friday, June 2, 2023

FreitagsGedichte / #Kurzlyrik 02.06.2023



香霧雲鬟濕,
清輝玉臂寒。
月夜

杜甫

Der duftende Nebel befeuchtet ihre Haarsträhnen,
Kalt liegt ihre Jade-Schulter im Mondenlicht.
Mondnacht
Du Fu


GeSchlüpft
    die Sonne
Hat
Die
Schale
Der
Nacht
DurchBrochen
Jetzt
Jagen die
    Wolken
Ihr nach

Tage
    die Ewigkeit
Tüncht
Mit
Dem
Pinsel
Der
Zeit
Tag
Für
Tag
Und Gegenwart
    Trocknet
Zu VerGangenheit

NachtAsyl
    früher einMal
War
NachtAsyl
AusReichend
Jetzt
Aber
Benötigt
Man
Asyl
24/7
Und 365
    Tage
Im Jahr

Gebete
    wenn Gebete
Wie
Salven
Einer
Schlange
Chinesischer
Kracher
Abgefeuert
Werden
Verpuffen sie
    Doch
Sehr schnell

Feuer
    das Feuer
Am
Eingang
Der
Höhle
Knistert
Und
Wirft
Licht
Hinein
Wir zittern
    Ein
Wenig weniger

SternSchnuppen
    während die
SternSchnuppen
Fallen
Wünschen
Wir
Uns
Den Wolf
Und
Sind
Aber
Nicht
Traurig
Wenn
Die Wünsche
    Un-
ErFüllt bleiben

Erfüllt
    in dieser
Wüste
UnErfüllter
Wünsche
Schläft
Die
Erkenntnis
Am
HellLichten
Tage
Bis zum
    ErLöschen  
Dieser Wünsche

Psyche
    hinter den
Träumen
Schweigt
Die
Deutung
Immer
Leiser
Bis wir
    Sie
Hören können

Apfel
    da lag
Dieser
AnGebissene
Apfel
Auf
Der
Straße
Mit
Der
Spur des
    Bisses
Im Nirgends




Du Fu (712-770) ist einer der größten Dichter der Tang-Zeit. Von ihm sind 39 Gedichte in die Kompilation 300 Gedichte der Tang-Zeit aufgenommen worden. Etwa 1400 Gedichte von ihm wurden überliefert, hier stehen schon einmal 1145 davon: https://www.gushicimingju.com/shiren/dufu/.  

K. und die Plakate

K. erwachte nach tiefem Schlaf fand sich auf einer Bank in einem Walde wieder. Der Wald gestattete nur mattes Licht am Boden. Es war ein weit reichende Wald, der nur aus Fichten bestand. Er hatte Instruktionen bekommen, so sollte K. je ein Wahlplakat mit vier ReißZwecken an jedem dritten Baum befestigen. Plakate und ReißZwecken befanden sich in einer UmhängeTasche. Es war ein langweiliger, gleichförmig Wald der nicht zum Aufenthalt einlud. Der Untergrund federte unter den Nadeln. Nur ab und zu sah er einen toten Ast mit Pilzen. Kein Grün, keine Blume. So ging K.  einige Tage durch den Wald und schlug an jeden dritten Baum ein Wahlplakat. Die Richtung war nicht vorgegeben, so ging er immer geradeaus, gerade wie es kam. Und immer, wenn er alle Plakate angeschlagen hatte, da wurde es Abend und das Licht schwand. Aber K. fand er immer eine roh gezimmerte Liege mit Decke und Kissen und etwas zum Essen. Dann legte er sich nieder und wenn er wieder aufwachte, hatte er wieder eine Tasche, gefüllt mit WahlPlakaten und ReißZwecken. So ging er dann einige Tage lang und verrichtete sein TagWerk. An einem Tag aber, nachdem er die Hälfte der Wahlplakate an die Fichten geheftet hatte, entschloss sich K., die andere Hälfte nicht  anzuschlagen. Er ging weiter, aber er fand keine SchlafStatt undauch kein Essen. IrgendWann fiel K. erschöpft um und schlief bis zum nächsten Morgen. Da war seine Tasche wieder mit neuen WahlPlakaten und ReißZwecken gefüllt. So ging er denn weiter und heftete ein WahlPlakat nach dem anderen an die Fichten. Nie hatte er einen Weg überquert und nie hatte er einen WaldwirtschaftsWeg entdecken können. Der Wald ging immer so weiter – Baum für Baum. Eines Abends war seine BettStatt unter einem schrägen Dach und wirklich, kaum war er dort angekommen, fing es an zu regnen. K. schlief etwas unruhiger in dieser Nacht. So ging es Tage weiter. K. schlug  die WahlPlakate mit den ReißZwecken an. Und kam danach abends an. Und aß und schlief. Dann eines Tages sah K. einige Schritte neben dem Weg, den er sich ausgedacht hatte,  einen Zettel und er ging darauf zu. Der Zettel war verwittert, nichts war mehr auf ihm zu erkennen – und doch: es war eindeutig ein Wahlplakat, so groß wie seine, und auch mit vier ReißZwecken an den Baum geheftet. Die ReißZwecken waren etwas verrostet. K. verwirrte dies ein wenig, aber er ging dann weiter und dann erst kam es ihm in den Sinn, etwas genauer auf die Wahlplakate zu schauen, die er jeden Tag anheftete. Es war ein einfaches Bild. Mit dem Hinweis: Wählt Z.! Z. der Kandidat der ZentrumsPartei. Er hatte diesen Z. früher einmal gesehen und überlegte eine Weile. Und schließlich erinnerte sich K., daß sich Z. vor 10 bis 12 Jahren zur Wahl gestellt hatte, aber nicht gewählt wurde. Was war weiter mit Z. geschehen? K. wußte es nicht. Und weitere Tage und Nächte vergingen in der Routine, die sich eingestellt hatte. Immer wieder heftete K. die WahlPlakate von Z., der vielleicht schon verstorben war, an die einzelnen Bäume. Dann fand K. einen Zettel, der lesbar war und nicht von ihm stammte. K. war sehr erstaunt, denn es das WahlPlakat lautete: Wählt K.! K. der Kandidat der FortschrittPartei. Und da war sein Bild, aber K.  war weder Mitglied in der FortschrittsPartei noch hatte er sich je zur Wahl gestellt. 

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