Friday, October 28, 2022

Communio-Kapelle in Mechernich


Die Communio in Christo unterhält Pflegeeinrichtungen in Mechernich. Die Gründerin der Gemeinschaft ist Mutter Marie Therese (1927-1994), Gründungsjahr 1977. In einer anderen Kirche sah ich einmal einen Flyer zu ihr ausliegen [1]. Es handelte sich um einen Auszug aus dem Buch „Worte der Hoffnung“ [2] . Herausgeber ist Diakon Manfred Lang, in der Gegend bekannt als Manni, denn er schreibt im Wochenspiegel die Kolumne „Manni kallt Platt“ [3].

Die Communio-Kapelle ist auf einer quadratischen Fläche errichtet worden. Man geht wie in einem Schneckengang, allerdings immer 90° nach rechts und gelangt dann zu einer Pieta. Die Kapelle entstand auf Wunsch von Bewohnern und Angehörigen der Langzeitpflegeeinrichtung und des Hospizes Stella Maris. „Für die Architektur des puristischen, würfelförmigen Bauwerks zeichnet der Kölner Architekt Kaspar Kraemer verantwortlich“ [4]. Die Grundfläche mißt 12x12m, wobei die Zahl an die 12 Apostel erinnern soll. Der Kubus mißt 6x6x6m, wobei die Zahl 6 an die sechs Tage der Schöpfung erinnern soll. Der Kubus soll an das Allerheiligste im Jerusalemer Tempel erinnern, in dem die Bundeslade aufbewahrt wurde. Die gelungene Schlichtheit ist ebenso in der Bruder-Klaus-Feldkapelle (Architekt Peter Zumthor) [5]zu sehen, die etwa 5 km Luftlinie entfernt steht. Die Pietà wurde von der Bildhauerin Maria J. Fernandez (Maria J. Ortiz de Fernandez) geschaffen; sie stammt aus Chile und lebt auf der Burg Engelsdorf (Engelsdorf / Aldenhoven) leben [6].

Der Kubus erinnerte mich an die Kaaba in Mekka, die allerdings 11,03x12,62x13,10m mißt. Die Kaaba ist schwarz und die Umgebung ist weiß – und die Pilger:innen tragen weiße Gewänder. Der Kontrast bei der weißen Communio-Kapelle kommt durch den grünen Rasen zustande. Grün im liturgischen Sinn steht für Hoffnung und Wachstum, während Weiß die Farbe des Lichts ist.

Mehr Einzelheiten bieten die Artikel unter [4] und [6].
Die Communio-Kapelle erreicht man am besten über den Kiefernweg (Parkmöglichkeit) und die Adolf-Meyer-Straße.




Links und Anmerkungen:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/11/st-georg-der-georgsritt-und-mehr.html
[2] Mutter Marie Therese: Worte der Hoffnung. Hrsg. Manfred Lang. Würzburg 2021, Echter Verlag GmbH. ISBN 978-3-429-05594-3.
[3] https://www.wochenspiegellive.de/themen/thema/manni-kallt-platt/artikel/kleine-und-grosse-toen
[4] https://www.mechernich.de/tourismus-freizeit/sehenswert/kirchen-kapellen-schloesser-burgen/communio-kapelle-in-mechernich
[5] Z.B. hier zu sehen: https://rheumatologe.blogspot.com/2012/12/auferstehungskirche-koln-buchforst.html und hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2017/07/kapelle-diefenbach.html
[6] https://www.communio.nrw/de/sozialwerk-communio-in-christo-ev/andachtskapelle-der-communio-in-christo.html
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Kaaba

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Thursday, October 27, 2022

„It's Tea Time!“


Dem WochenSpiegel liegt monatlich das „Live magazin“ bei [1], das ich gewöhnlich durchblättere, um zum Kreuzworträtsel zu gelangen [2] – jetzt ist es raus! Diese Rätsel haben den Charme des – im Rheinland sagt man – Zurechtgefrickeltem. Aber da gelangte ich erst später hin, denn erst einmal sah ich auf dem Umschlagsblatt die Überschrift „It's Tea Time!“ und eine Frau, die eine Tasse in der linken (?) und ein Buch in der rechten (?) Hand hält und aus einem Fenster hinaus schaut. Warum liest sie nicht in dem Buch, dachte ich mir. Ist der Text auf Kyrillisch geschrieben? Nein, der Text ist in Spiegelschrift – da kann man verstehen, daß sie aus dem Fenster schaut.

Auf S. 4 und 5 steht dann der Artikel, der zwei Teeläden vorstellt [3]. „Da wird gefragt: „Trinkst du Tee oder Kaffee?“ – aber warum geht nicht beides?“ Aus gutem Grund! Ich bin ziemlich experimentierfreudig, aber Tee und Kaffee … in einer Tasse?

„Echter Tee wird immer aus der Pflanze Camellia Sinensis gewonnen ...“. Im Prinzip: ja. Aber es gibt verschiedene Camellia-sinensis-Varietäten und vielleicht hat die Camellia sinensis var. assamica sogar die größere Verbreitung, wobei allerdings Hybride gezüchtet wurden und man vier Varietäten unterscheidet.

Pu-Erh-Tee wird als „der einzig wirklich fermentierte Tee“ beschrieben. Bei Grünem Tee „wird die Fermentation durch Pfannenröstung oder unter Wasserdampf gestoppt“. Wie paßt das zusammen? So erst einmal nicht. Das Wort Fermentieren wird bei Tee leider auch für das Oxidieren angewendet und darin liegt der Fehler, deshalb hat Frau Kauder Recht, denn Pu-Erh-Tee [4] entsteht erst durch die Fermentation von Mikroorganismen. Bei allen anderen Teesorten sind Verarbeitung und Oxidation für die Unterschiede verantwortlich. Weißer Tee ist am wenigsten bearbeitet, Grüner Tee ist kaum oxidiert, Gelber Tee (auch den gibt es) ein wenig oxidiert, Oolong und ähnliche Tees „halb-oxidiert“ und Schwarzer Tee ist „vollständig“ oxidiert. Die Begriffe „halb-oxidiert“ und  „vollständig“ oxidiert sind als Appoximationen zu werten.

„Zu den Dauerbrennern … zählen „Earl Grey“ und „Ostfriesentee“.“ Zu beiden habe ich auch schon  geschrieben – Earl Grey Tee [5] und Ostfriesentee [6].

Ich wünsche den Teeläden in Euskirchen, Mechernich und Gemünd viel Erfolg.


 

Links und Anmerkungen:
[1] Live magazin, Ausgabe Kreis Euskirchen, November 2022
[2] a.a.O. S. 19. Kennen Sie die „Stadt bei Oslo“ mit vier Buchstaben? Nein? Der Ort Grue ist gemeint und liegt ca. 130 km von Oslo entfernt; immerhin 4548 Einwohner leben dort [2a]. Schwieriger war schon „Greiforgan der Elefanten“ mit vier Buchstaben. Tja: Arve ist die Lösung – hätten Sie's gewußt? Oder „Kiefernart“ mit sieben Buchstaben – das ist natürlich: Ruessel.
Kreuzworträtsel und nicht Kreuzwortsrätsel, dabei heißt es doch auch Adsventskalender.
[2a] https://en.wikipedia.org/wiki/Grue,_Norway
[3] Der Teeladen – Schönes zum Tee;  Dreiborner Straße 35, 53937 Schleiden (das ist für Einheimische Gemünd!). Tee-Traum Ulrike Kauder; Berliner Straße 8, 53879 Euskirchen (liegt für mich etwas abseits). Und da wir beim Auflisten von Adressen sind, es gibt auch noch: Tee & Kaffee … pur!, Bahnstraße 48, 53894 Mechernich.
[4] Pu'er Tee und das Buch zum Tee von Martina Seifen https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/puer-tee-und-das-buch-zum-tee-von.html und Abnehmen mit Pu-Erh Tee? https://rheumatologe.blogspot.com/2013/03/abnehmen-mit-pu-erh-tee.html Ich sollte das Thema  Pu'er Tee / Pu-Erh-Tee nochmals aufgreifen.
[5] Noch einmal zu Earl Grey Tee https://rheumatologe.blogspot.com/2022/02/noch-einmal-zu-earl-grey-tee.html
[6] Tee in Ostfriesland https://rheumatologe.blogspot.com/2022/02/tee-in-ostfriesland.html

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Tuesday, October 25, 2022

St. Dionysius in Keldenich - Revisited

 

Bevor jemand über den Autofahrer herzieht - der steht da
völlig zurecht in der Einfahrt zu seiner Garage


Wieder einmal bin ich nach dem Einkauf in Kall nach Keldenich gefahren. Während ich sonst in der Gegend des Friedhofs in die Landschaft schaue, hatte es mich wieder einmal auf den Platz vor St. Dionysius verschlagen. Die Kirche machte einen sehr einladenden Eindruck und so besuchte ich sie erneut. Automatisch setzte Musik (ein Kichenlied) ein, was die Kirche noch sympathischer machte. So ein Wiederbesuch ist auch eine Einladung, die Dinge neu zu betrachten.

Fresko im Eingangsbereich - ich habe nichts darüber entdecken können


St. Dionysius gehört zur GdG Steinfeld (Gemeinschaft der Gemeinden Hl. Hermann-Josef Steinfeld); mehr dazu im Blogpost zum ersten Besuch [1]. Dort habe ich schon über die Architektur geschrieben. Der Turm scheint aus dem 14./15. Jahrhundert zu stammen und die Saalkirche selbst wurde Ende des 17. Jahrhundert und Ende des 18. Jahrhunderts jeweils erneuert [2], dabei wurde eine hölzener Barockdecke eingesetzt, die Ende des 19. Jahrhundert durch ein Decke bzw. die Bemalung, passend zum neugotischen Stil des aufwändig geschnitzten Hochaltars, den beiden Nebenaltären, des Beichtstuhls und der Kanzel, ergänzt wurde. Die Kreuzwegstationen sind zeitgleich entstanden; ich nehme an, konnte jedoch keinen Beleg dazu finden, daß dies auch für die Bilder an der Hinterwand der Kirche gilt, die sich thematisch am Rosenkranz der Sieben Schmerzen Mariens orientieren:
Den Du mit Schmerzen im Tempel aufgeopfert hast.
Den Du mit Schmerzen nach Ägypten getragen hast.
Den Du drei Tage mit Schmerzen gesucht hast.
Der Dir mit dem schweren Kreuze beladen begegnet ist.
Den Du am Kreuze hast sterben sehen.
Den Du in deinen Schooß aufgenommen hast.
Den Du mit Schmerzen zu Grabe getragen hast.
Schmerzhafte Mutter bitte für uns.



Die Orgel wurde von Orgelbauer Bertram 1870 aufgestellt. Die Firma Weimbs Orgelbau (Hellenthal) erweiterte sie 1962 mit Registern der Orgel aus St. Rochus in Wollseifen und führte im Jahr 1990 ihre Restaurierung durch. 
 
 

Verschiedene Fenster von Karl Jöres hatten mich schon beim ersten Besuch in ihren Bann gezogen  und sie gefallen mir im Vergleich zu den Fenstern in St. Katharina in Wallenthal [3] sogar noch besser. Ich fühlte mich aktuell sogar mehr von den ornamentalen Fenstern inspiriert. Über Karl Jörres konnte ich vor etwa drei Monaten nicht viel herausfinden, so daß ich nicht erneut gesucht habe. Das vollständige Inventar der Fenster ist auf der Homepage des Vereins Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. einsehbar [4] .




Über den Namenspatron St. Dionysius hatte ich erst vor einigen Tagen geschrieben [5]. Die Kirche St. Dionysius in Keldenich hat jedoch noch eine zweite Patronin, nämlich St. Brigida [6]. Brigida von Kildare lebte von 451 bis 523, ist also eine irische Heilige. Sie soll ihren Vater durch karitative Handlungen verärgert haben und ging ins Kloster. Sie gründete später ein Doppelkloster, aus dem das Book of Kildare [7] stammt, das ähnlich wie das Book of Kells ausgesehen haben muss, aber leider verloren gegangen ist. Wir wissen von diesem Buch, da der normannische Schreiber Giraldus Cambrensis überschwänglich darüber berichtet hat; z.B.: „... und noch so frisch in ihren Farben, dass Sie nicht zögern werden zu erklären, dass all diese Dinge das Ergebnis der Arbeit nicht von Menschen, sondern von Engeln gewesen sein müssen.“
Es gab eine Kirche St. Brigiden in Köln [8], die aber zerstört wurde. Die Nordwand dieser Kirche hatte direkten Kontakt zur Südwand der Basilika Groß St. Martin. St. Brigiden wurde Opfer der Säkularisation im Jahr 1802, bzw. in den Jahren darauf, denn sie wurde nur nach und nach abgerissen, so diente der Turm noch Jahrzehnte als Orgeltreppe.




St. Dionysius in Keldenich kann man leicht erreichen. Es gibt Parkplätze und eine Bushaltestelle. Bitte besuchen!

 

 


Links und Anmerkungen:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/st-dionysius-in-keldenich.html  
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Dionysius_(Keldenich)
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/die-kapelle-st-katharina-in-wallenthal.html
[4] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2855/b2855.shtml
[5] „Dionysius war Bischof von Paris, wohin er im 3. Jahrhundert (man vermutet das Jahr 250) als Missionar geschickt worden war [3]. Er wurde auf einem bekannten Hügel enthauptet – Montmartre, der Berg der Martern [4], auf dem heute die Basilica minor Sacré-Cœur de Montmartre („Basilika vom Heiligsten Herzen in Montmartre“) steht, die aber keinen Bezug zu ihm hat. Dionysius ist nicht nur Märtyrer sondern auch Cephalophore („Kopfträger“). Denn nach dem Märtyrertod richtete sich der Körper des heiligen Dionysius auf und trug seinen Kopf in den Armen bis zu der Stelle, wo er nun nach eigener Wahl und Gottes Vorsehung ruht (… corpus sancti Dionysii se erexit et caput suum inter brachia … deportavit a loco … ubi nunc sua electione et Dei providentia requiescit.). Er wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt und ist einer der vierzehn Nothelfer.“ https://rheumatologe.blogspot.com/2022/10/st-dionysius-in-gondenbrett-in-der-eifel.html
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Brigida_von_Kildare
[7] http://www.kildarearchsoc.ie/the-book-of-kildare/
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Brigiden_(K%C3%B6ln)


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„Heilen mit Chinatees“ von Li Yongkang


Ich habe kürzlich das Buch Heilen mit Chinatees von Li Yongkang [1] zu Gesicht bekommen. Das Vorwort weckte bei mir noch keinen Verdacht, aber dann wurde es immer deutlicher: das Buch hat kein Chinese geschrieben, jedenfalls meine ich, dafür genügend Indizien zu finden – beweisen kann ich es selbstverständlich nicht.

Unter „Über dieses Buch“ [2] finden wir folgenden Eintrag: „Professor Dr. Li Yongkang, Jahrgang 1950, entstammt einer der ältesten Ärztedynastien in China.“ Mit dem Hinweis auf Ärztedynastien ist man im China nach der Kulturrevolution bis zur Jahrtausendwende noch sehr vorsichtig gewesen. Aber gibt es den Mann denn überhaupt. Yongkang, der Vorname, wird mit „ewig gesund“ übersetzt – das wären die Zeichen 永康, also 李永康. Und einen Professor Li Yongkang gab es an der Universität Wuhan [3]. Diese chinesische Biografie ist kurz gefaßt aber sehr genau, ich entnehme ihr sogar, daß  Li Yongkang 175 cm groß und 65 kg schwer war. Als Geburtsdatum wird der 21.07.1952 genannt. Ist der Herr Professor bereits so vergeßlich, daß er sein Geburtsjahr nicht mehr weiß?  Ich glaube eher, daß man an seinen Namen über die Teilnahme am AIDS-Kongress in Vancouver 1996 gekommen ist – auch das kann ich nicht beweisen.

Im weiteren Text finden sich westliche Stereotypien zu China. „Generation für Generation hielt das Altbewährte … fest … in Büchern ...“ – das war sicherlich nicht so. Nur wenige Schriften in Bronzegefäßen haben direkt überdauert, andere sind kopiert worden; dies geht etwa 3000 Jahre zurück [4]. Im nächsten Absatz wird Hildegard von Bingen erwähnt. Ich wage zu bezweifeln, daß eine christliche Nonne des Mittelalters in Kreisen der Traditionellen Chinesischen Medizin der Volksrepublik China in den 1990iger Jahren Diskussionsthema war. Und dann ist von „den Chinesen“ die Rede. So rede ich doch nicht von mir selbst – als Chinese.

„Ebensowenig wenig wie ein Europäer auf die Idee käme, Nahrung als Medikament einzusetzen, ...“. Hippokrates ist ein Europäer und von der Alternativmedizin habe ich das Zitat gelernt: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“

Dann taucht Shen Nong (神農) als Chen Nung („er soll 2697 vor unserer Zeitrechnung gestorben sein“) auf. Shen Nong zählt zu den legendären Kaisern und seine Historizität wird auch im chinesischen Wikipedia-Artikel angezweifelt, so daß man eher von einem Klan als einer Einzelperson ausgeht [5]. Dies sollte einem chinesischen Universitätsgelehrten bekannt sein. Später im Buch erscheint Shen Nong als Shen Nung [6].

Unter „Lebenselixier grüner Tee“ lese ich: „Ebenfalls japanische Wissenschaftler haben ...“. Wenn es um chinesische Belange geht, werden japanische Quellen nicht so gerne zitiert, jedenfalls im China der 1990iger Jahre.

Unter „Chinesische Heilpflanzen für Ihre Gesundheit“ finde ich den Eintrag „Aprikosen (Sing Ren)“. Xìngrén (杏仁) bedeutet Mandel und es wird nicht deutlich zwischen Mandeln und Aprikosenkernen unterschieden. Das hätte Professor Li allerdings getan.
Es findet sich der Eintrag „Kohlportulak (Ma Chi Xian)“. 马齿苋 (Mǎ chǐ xiàn) ist einfach Portulak. Den Begriff Kohlportulak habe ich noch nie zuvor gesehen.
„Kugelblume (Quian Ri Hong)“ - ein weiterer Hinweis, daß hier niemand am Werk war, der Kenntnisse in Chinesisch hat. Quian müßte Qian sein und die Pflanze ist dann Qian Ri Hong (千日紅), also Echter Kugelamaranth [7], botanischer Name: Gomphrena globosa. Die Kugelblume oder Echte Kugelblume (Globularia bisnagarica) kommt in China überhaupt nicht vor.

„Grüner Tee enthält viel Zink“ und „... ist grüner Tee reich an Kalzium und Fluor“ sind auch Ideen, die wissenschaftlicher Prüfung nicht standhalten. 200 ml Tee enthielten in einer Studie 0,3 g Kalzium [8] – das entspricht 0,15 % der empfohlenen täglichen Aufnahme (RDA).

Die Ideen zu grünem, schwarzem und rotem Tee sowie Pu-Erh-Tee sind ähnlich wie in dem Buch zu Pu-Erh-Tee, das ich schon beschrieben hatte [9]. Hier noch eine Perle: „Lipämie ist eine Krankheit, bei der Fetteiweiße im Blut krankhaft erhöht sind, ...“. Sie können sich das Nachschlagen im Duden ersparen – das Wort gibt es nicht. Vielmehr bezeichnet man als Lipämie die Erhöhung der Neutralfette im Serum, wodurch es eine milchige Trübung annimmt.

Stellen wir uns die Frage: warum sollte Li Yongkang so ein Buch schreiben? Wenn wir uns den Zeitraum 1992-1997 anschauen, dann hat er damals einen Wissenschafts- und Technologiefortschrittspreises der Provinz Yunnan gewonnen und war beteiligt bei den Gründungen des Yongkang TCM Beauty Salons, des Yongkang TCM Specialized Hospitals, der Yongkang TCM Beauty and Health Care Chain Institutions des Yongkang Institute of Traditional Chinese Medicine,  des "HIV" Research Centers, der Yunnan Yongkang Pharmaceutical Co., Ltd. und eines  Kräuterforschungszentrums gegründet, das sich mit der Entwicklung und Anwendung konzentrierter Nahrungsergänzungsmitteln und pflanzlicher Kosmetik beschäftigt. Ich kann keinen Grund für Li Yongkang sehen, so ein Buch zu schreiben. Es ist in seiner Biografie auch nicht erwähnt. Ich stelle mir eine weitere Frage: wann soll er es geschrieben haben?

Die chinesischen Zeichen auf dem Buchumschlag stammen nicht aus China. Die Bilder auf den Seiten 28 und 50 sind spiegelverkehrt – sieht man an den chinesischen Zeichen.

Egal, wer dieses Buch nun geschrieben hat, empfehlen kann ich es nicht. Abraten, ja, ich möchte abraten – das trifft es viel besser!




Links und Anmerkungen:
[1] Li Yongkang: Heilen mit Chinatees. 50 bewährte Rezepte gegen Übergewicht, Erschöpfung und zu hohes Cholesterin. Midena, Augsburg 1997. ISBN: ‎ 3-310-00433-3.
[2] a.a.O. S. 94
[3] https://baike.baidu.com/item/%E6%9D%8E%E6%B0%B8%E5%BA%B7/4377277
[4] Typische Inschriften finden sich in Dobsons Early Archaic Chinese. Solch eine Inschrift berichtet über den Grafen X, der beim König ehrenhaft empfangen wurde und nach der Rückkehr dem Sekretär Y ein Pferd schenkte, weshalb dieser das vorliegende Bronzegefäß anfertigen ließ. W.A.C.H. Dobson: Early Archaic Chinese. A Descriptive Grammar. University of Toronto Press, o.O. 1962. ISBN: ‎ 0-802-05106-5. Ist aktuell für 163,17 € erhältlich; https://www.abebooks.de/9780802051066/Early-Archaic-Chinese-Dobson-W.A.C.H-0802051065/plp.
[5] https://zh.wikipedia.org/wiki/%E7%A5%9E%E5%86%9C
[6] S. 13: Chen Nung, S. 62: Shen Nong; richtig: Shen Nong (神農).
[7] https://zh.wikipedia.org/wiki/%E5%8D%83%E6%97%A5%E7%B4%85
[8] https://link.springer.com/article/10.1007/s00217-015-2548-1
[9] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/puer-tee-und-das-buch-zum-tee-von.html



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Monday, October 24, 2022

Mongolia – Khonggoryn Els or the Singing Dunes

 



Khonggoryn Els or the Singing Dunes is  region  within the  Gobi Gurvansaikhan National Park [1]. Of course it is a touristic destination as you will find camels trodding through the sand dunes. The range of the sand dunes is about 100 km long and 6-12 km wide, they cover 965 square kilometres [2].





Only small parts of the world's deserts are sand deserts and this also applies to the Gobi plain. The go there you cross different levels of grasslands with lyme grass, sheepgrass or feathergrass [3], the steppes with grass, then wormwood or artemisia and then allicin dominant steppe, with less and less plants. There's nothing on the sand. At the foot of the dunes there are some plants and directly, where the dunes end, there's a little stream with lush grass and grazing animals. Within half an hour camels, cattle, horses, sheep, and goats have trodded with occasional feeding past you. And you may also watch the bird – or the tourists climbing the dunes.



The dunes or the sand sing, but only if someone plays the instrument, which might be the wind or someone walking on the dunes. The sound – a hissing or a murmur like a distand airplane – is produced be small avalanches of sand and the different layers of sand, some parts might have been baked hard by the sun.






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Altargesteck am 23.10.2022 – 19. Sonntag nach Trinitatis

 



Das Kernthema des 19. Sonntags nach Trinitatis ist „Heile du mich Herr, so werde ich heil“ – die Heilung des Gichtkranken [1] – und über so einen Gichtkranken habe ich bereits berichtet [2], der sagte: „Ich gehe lieber in die Hölle, als noch länger diese Schmerzen auszuhalten.“ Wenn aber Jesus heilt, so hat er nicht nur die Krankheit sondern den ganzen Menschen im Sinn. Und dazu paßt auch der Wochenspruch: „Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ [3]

Wir aber beschäftigten uns mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn, das die Konfirmand:innen zunächst unter sich und am Folgetag mit den Eltern erarbeiteten, um den Gottesdienst mit zu gestalten. Passend dazu ging dem der Tag des Evangelisten Lukas (18.10.2022) voraus, aus dessen Evangelium der Text stammt [4]. Interessant war, das besonders die Eltern den Zorn des älteren Sohnes verstehen konnten.

Bei voller Kirche singt es sich gut. So auch das Lied Hinneh ma tov [5]. Die Pfarrerin, der Pfarrer und auch ich waren über den Liedsatz erstaunt. Ich aber noch mehr über den falsch gesetzten glottal stop [6]. Dort steht nämlich: „Hin-neh ma tov u-mah na'-im schä-vät a-chim gam ja-chad, ...“. Es hätte da stehen müssen: na-'im. Wir sangen das Stück, das nach dem 1. Vers im Psalm 133 gebildet wurde [7], im Kanon. Ich hörte, wie in meinem Block der glottal stop weggelassen wurde. Mit a-chim hatte man keine Schwierigkeiten [8], aber mit ja-chad, denn daraus wurde ja-schatt. Wenn ich jetzt einmal vom linguistischen Gemurkse wegkomme, dann bleibt zu berichten, daß die Kantorin mit dem Kanon der Gemeinde ziemlich zufrieden war.

Und was ist mit dem Altargesteck? Man hat den Eindruck, daß die Zeit nach Trinitatis zu lang wird, denn Violett ist die dominierende Farbe und die ist erst wieder am Buß- und Bettag (Mittwoch, 16. November 2022) gefragt.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1066
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/10/altargesteck-am-18102020-19-sonntag.html  
[3] Jer 17,14
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas15  Lukas 15,11-32
[5] https://www.evangeliums.net/lieder/lied_hine_ma_tov_hinei_matov_uma_najim_hineh_matov.html Hier ist es ganz anders als im Liedbuch!
Christa Kirschbaum und Uwe Maibaum (Herausgeber): Egplus. 164  Lieder, Beiheft zum Evangelischen Gesangbuch für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck. Evang. Medienverband, Kassel 2017. ISBN: 978-3-89477-892-7.
[6] Glottal stop nennt man in der Linguistik einen plötzlichen Verschluß der Stimmlippen, auch Glottisschlag oder glottaler Plosiv genannt. Der hat im Deutschen keine Bedeutung, in anderen Sprachen, so auch im Hebräischen schon.
[7] „Schön ist's, wenn Brüder und Schwestern friedlich beisammen wohnen, ...“ übersetzte Dieter Trautwein.
[9] Verständlich, denn den Namen Achim haben wir ganz genau so. Einer meiner beiden jüngeren Brüder heißt: Lutz Achim.

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Friday, October 21, 2022

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 21.10.2022

 



勸君莫惜金縷衣,勸君惜取少年時。
花開堪折直須折,莫待無花空折枝。
金縷衣
杜秋娘
Meinem Herrn rate ich, nicht das Gold durchwirkte Gewand zu begehren,
Sondern sich an der Zeit der Jugend zu erfreuen.
Wenn die Blüten sich geöffnet haben, muss man sie pflücken,
Wenn sie verblüht sind, greift man nach leeren Ästen.
Das mit Gold durchwirkte Gewand
Von Du Qiuniang


Mauern
    warum
Schleppst
Du
Mauern
Mit
Um
Dich
Herum
Wenn Du
Unter die
    Menschen
Gehst?

AbDrücke
    überAll hinter-
Lassen
Wir
AbDrücke
Der
Finger
Der
Füße
Im Raum
Diese
VerGehen
Und
Dann
In
Der Zeit
    Die
Aber beStehen

Wörter
    Wörter oder
Besser
Worte
Wenn
Sie
Deinen
Mund
VerLassen
Werden
Sie
Zu
Samen
Die manch-
    Mal
AufGehen

Magisches Auge

    das magische
Auge
Des
RöhrenRadios
Heizte
Auf
Heizte
Auf
Und lehrte/leerte
    Uns
Das Warten

Gedichte
    in der
Stille
Des
Grabes
Rezitiert
Der
Tote
Alle
Gedichte
Die er
    Noch
So kennt

Höhle
    schaue sie
An
Die
schwarze
Madonna
In
Einer
Höhle
Ohne
Licht
Ist
Sie nicht
    EinFach
AnbetungsWürdig?

Glocken
    süßer die
Glocken

Vielleicht
Aber
Die
Längste
Zeit
Klingen
Die
Glocken
Nicht
Sondern sie
    Hängen
Schweigend herum

Helden
    all die
Helden
Am
NachtHimmel
In
Glitzernden
SternBildern
VerEwigt
Aber
Die verBergen
    Nur
Eure Wunden

BraunKohle
Der Wind treibt sich herum
Im verLassenen Ort
Hebt etwas Staub hoch
Wirbelt ihn
Läßt ihn fallen
Niemand schaut ihm zu
Nicht mehr
Nie mehr




Von Du Qiuniang (杜秋娘) wurde ein Gedicht in die Sammlung 300 Gedichte der Tang-Zeit aufgenommen; es ist das letzte Gedicht der Sammlung und sie ist die einzige Poetin in der Sammlung. Eigentlich ist Du Qiu (杜秋) richtiger, aber Du Qiuniang klingt liebe- und respektvoller, denn Niang ist ein Zeichen für Mutter (); Qiu () bedeutet Herbst. Du Qiu ist allerdings ein Name späterer Zeit; zu ihrer Zeit war sie als Du Zhongyang (杜仲陽) bekannt. Das Geburtsdatum von Du Qiuniang ist unbekannt, aber man erachtet 785 für möglich, und man kann annehmen, daß sie nach 835 starb (https://web.archive.org/web/20160304224314/http://www.jsw.com.cn/site3/zjrb/html/2009-11/30/content_1441116.htm).

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Thursday, October 20, 2022

Sammelsurium (215) 20.10.2022


Verrücktes Gehirn
Ich hatte gestern im Buch von Nigel Barley über seine ethnologischen Feldarbeit in Indonesien gelesen [1]. Ich erinnerte mich an meine eigenen Reisen nach Indonesien, beginnend mit Tagesausflügen von Singapur nach Batang und auch einem Tagesausflug nach Malakka in Malaysia. Und dann versagte mein Gedächtnis, weil ich mich einfach nicht erinnern konnte, welcher meiner japanischen Freund mir einmal erzählt hatte, dass er die gleiche Tour zu einem anderen Zeitpunkt gemacht habe.

Papier
Wozu bewahrt man einen Block mit vergilbtem Papier auf? Um übeFlüssige Worte festzuhalten.

Wunden
Das SprichWort sagt: die Zeit heilt alle Wunden, aber es schweigt sich aus über die Narben.

Autorin
Woran man merkt, daß ein Buch von einer Autorin geschrieben wurde?! Dr. Scarpetta muss nach einem Überfall zur Sicherheit ihr Haus verlassen. Sie hat einen Arm in Gips. „..., hole Blusen heraus und lege sie in den Kleidersack, überprüfe, ob die obersten Knöpfe geschlossen sind und streiche mit der rechten Hand Seide und glänzende Baumwolle glatt.“ Toll! [2]

Auferstehung
„... Unsere Gottheit, / die Geschichte, hat uns ein Grab bestellt, / aus dem es keine Auferstehung gibt.“ schreibt Ingeborg Bachmann in ihrem Gedicht Botschaft [3]. Ein Junge sagte zu mir – kurz vor seinem Tod -, als die MorgenSonne in sein Zimmer schien: „Der Tag ist auferstanden.“ Und wir rufen zu Ostern: „Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“

Vierzeiler oder Sechszeiler?
Ingeborg Bachmann hat ihr Gedicht Im Gewitter der Rosen [4] so gesetzt:
Wohin wir uns wenden im Gewitter der Rosen,
ist die Nacht von Dornen erhellt, und der Donner
des Laubs, das so leise war in den Büschen,
folgt uns jetzt auf dem Fuß.

Ich hätte es als Sechszeiler gesetzt:
Wohin wir uns wenden
im Gewitter der Rosen,
ist die Nacht von Dornen erhellt,
und der Donner des Laubs,
das so leise war in den Büschen,
folgt uns jetzt auf dem Fuß.


Besuche bei zwei alten Männern
Mein alter Professor Chang Hao (張昊), über den ich hier bereits berichtet hatte [5], meinte, ich müßte unbedingt, da ich jetzt in Taipei (台北市) war, Herrn Chang Chün besuchen. Damals gab es noch kein Internet oder Wikipedia und ich wußte nicht, wer dies war. Chang Ch’ün (Chang Chun, 張群) war ein führendes Mitglied der Kuomintang und Premierminister der Republik China [6]. Er wohnte im Norden der Stadt. Ich stieg in der Gegend aus dem Bus und fragte einen Taxifahrer nach dem Weg. Er fuhr mich hin und das waren 200 m und forderte den Grundpreis; dies hat mein Verhalten in der Nutzung von Taxis im späteren Leben beeinflußt. Ein schwuler Sekretär fragte mich zu mein Gesprächswunsch und strich sich dabei über die langen Haare, die einer Warze der Wange entsprangen. Dann führte er mich zu Herrn Chang Chün. Der alte Mann aber wußte nicht, was er mit mir sollte, und ich hatte keine wirklichen Fragen. So tauschten wir ein paar Höflichkeitfloskeln aus und dann begleitete mich der Sekretär wieder hinaus.
Und heute erinnerte ich mich an eine ähnliche Situation in Köln. Ein Freund hatte mir über einen Text berichtet, den er über Meister Eckhart geschrieben hatte. Ich lief über die Universitätsstraße und dachte darüber nach und da stand ich doch vor dem Haus, in dem Prof. Josef Quint wohnt. Ich schellte und der Eckhart-Forscher öffnete. Ich fragte ihn nach dem Text, aber er kannte ihn nicht. Was hatte mich geritten, den alten Mann zu überfallen? Später fand ich heraus, daß der Freund den Text für jemand anderes geschrieben hatte und somit nicht unter seinem Namen zu finden war.

Scherben
ReißZwecke – ReiseZweck
LebensRaum – LebensTraum – LebensBaum
Rentabilität des Lebens
PhantomSchmerzen der Seele




Links und Anmerkungen:
[1] Nigel Barley: Hallo Mister Puttymann . Deutscher Taschenbuch Verlag, Müchen 1999 (3. Auflage April 2002). ISBN: 3-423-12580-2. Den Originatitel „Not a Hazardous Sport“, womit Ethnologie gemeint ist, finde ich deutlich besser. Das Buch ist sehr witzig und immer noch lesenswert, wie auch immer noch das Buch von Napoleon Chagnon (1938-2019) über seine Feldarbeit bei den Yanomamö. Napoleon A. Chagnon: Yanomamo. The Fierce People (Case Study in Cultural Anthropology). Holt McDougal, Highlighting Edition, o.O. 1968. ISBN: ‎0030710707.
[2] Patricia Cornwell: Das letzte Revier. Ein Kay-Scarpetta-Roman. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002. ISBN: 345501023. S. 10.
[3] Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit. Gedichte. Piper Verlag, München 1983. ISBN: 349200606X. S. 31.
[4] a.a.O. S.40.
[5] Eine Art biografische Notiz zu Professor Chang Hao 張昊 https://rheumatologe.blogspot.com/2017/01/eine-art-biografische-notiz-zu.html  
[6] Chang Ch’ün, geb. 9. Mai 1889 in der Provinz Sichuan, gestorben 14. Dezember 1990 in Taipei.
https://de.wikipedia.org/wiki/Chang_Ch%E2%80%99%C3%BCn  
[7] „Quint, Josef. Germanist, Eckhart-Forscher, * 28.3.1898 Bonn, † 14.12.1976 Köln. (katholisch). Übersicht; NDB 21 (2003).“
Ziegeler, Hans-Joachim, "Quint, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 49-50 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118743201.html#ndbcontent  


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Habe ich Quark gelesen?

 



Ich habe den Artikel „Top fit ohne Quark?“ von Kathrin Burger gelesen [1]. Das Fragezeichen ist zu recht gesetzt. Schauen wir uns schon zu Beginn Details vom letzten Teil des Artikels unter der Zwischenüberschrift: „Hat eine vegane Ernährung Vorteile?“

Leistungssteigerung im Sport durch vegane Kost – nicht nachgewiesen
Weniger Verletzungen durch vegane Kost – nicht nachgewiesen
Schnellere Heilung von Verletzungen vegane Kost – nicht nachgewiesen
Zusammenfassend sieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine unzureichende Studienlage.

Es wird das Grain-Green-Bean-Konzept vorgestellt. Unter Grain finden sich alle möglichen Getreide, getreideartige Lebensmittel und Süßkartoffeln. Unter Green finden sich Kohlarten, Blattgemüse und sonstiges Gemüse. Unter Bean sind Bohnen, Erbsen, Linsen, aber auch Produkte wie Tempeh oder Tofu aufgeführt. Tun wir das denn nicht schon? Wer ißt denn nur Spinat, Brokkoli und Rosenkohl? Wer kombiniert Buchweizen mit Reis und Hirse? Mittagessen lediglich aus Erbsen, Linsen und Tempeh?

Unter der Zwischenüberschrift „Eiweiß: clever kombieren“ wird ein ähnlicher Fehler begangen wie in Frances Moore Lappé gemacht hatte [2]. Sie wollte nachweisen, daß pflanzliches Eiweiß dem von tierischer Herkunft in nichts nachstehe, und kreierte den Mythos der Notwendigkeit, pflanzliche Eiweiße kombinieren zu müssen [3]. Ich meine, daß dieser Mythos im Grain-Green-Bean-Konzept aufrecht erhalten wird. Dann wird geraten, „kritische Nährstoffe wie Eisen, Zink und Omega-3-Fettsäuren im Auge zu behalten, regelmäßig die Blutwerte kontrollieren zu lassen und bei Bedarf zu ergänzen.“ Das klingt alles andere als gesund. Das hört sich nach Risiko an.

Omega-3-Fettsäuren sind ein Problem, aber nicht nur bei Veganern! Auf dem Blog „bevegt“ berichteten die Sportler, die für den Schrot&Korn Artikel interviewt wurden; und dort lese ich: „Jede Ernährungsgruppe hat also Potenzial nach oben, aber Veganer sind (im Durchschnitt) am weitesten vom Optimum entfernt“ [4].

Natürlich kann man mit und ohne Quark topfit sein, wenn man trainiert. An den Enden fleischreich und fleischfrei kann es jedoch gesundheitliche Probleme geben. Aber man kann da aufpassen und Schrot&Korn verweist auf die Artikel für Sportler von proveg.com/de [5]. Außerdem sind Schritte zu vegetarischer oder veganer Ernährung sowohl gesundheitliche als auch (und vielleicht eher)  ethische Entscheidungen.

Ich hätte mir für den Artikel weniger Jubel gewünscht. Prinzipiell habe ich nichts gegen vegane Sportlerernährung. Es sollte mehr auf wissenschaftliche Nachweise hin gearbeitet werden. Das  Grain-Green-Bean-Konzept halte ich für Quark oder besser es ist überflüssig, weil man es sowieso macht.



Links und Anmerkungen:

[1] Kathrin Burger: Top fit ohne Quark? In: Schrot&Korn, 10/2022, S. 22-28.
[2] https://www.washingtonpost.com/archive/lifestyle/wellness/1998/03/24/a-little-protein-is-all-it-takes/014fc3b8-3e11-46e2-a3c2-083a27638cff/
[3] Frances Moore Lappé: Diet for a Small Planet. Ballantine Books, New York 1971. ISBN: 9780307874313.
[4] https://www.bevegt.de/omega-3-vegan/#h-essenzielle-fettsauren-linolsaure-und-alpha-linolensaure
[5] https://proveg.com/de/ bzw. https://proveg.com/de/5-pros/gesundheit/sport/vegane-sporternaehrung/ In eigener Sache: Ich bin Mitglied bei ProVeg.


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Tuesday, October 18, 2022

Mongolia – Staying in the Ger

 

Typical ger in a ger camp (entrance)

When you want to travel in Mongolia, outside Ulaanbaatar, then you most probably stay in ger camps as there are hardly any hotels. And in even more remote areas you will have to pitch your tent.

Gerhard Wilhelm Robert Kirsch (1925-2020) at about 91 years

Ger is a word with associations for Germans as GER is used in international sports to mark German athletes or teams. Ger is a germanic word for spear, which has survived in names like my father's given name – Gerhard. But in Mongolia ger (гэр) means something most people in the west would call yurt. There are yurts in use all over Central Asia, they differ even in structural aspects, but these differences are likely to be missed by tourists.

Ger for tourists - clearly furnished

Ger in a ger - a model

The biggest yurt is in Turkmenistan, where some strange, oversized buildings or structures may be seen, which have as the main purpose to make the country appear in the Guinness Book of Records. In Ashgabat you may look at a flagpole [1] or the world's largest indoor Ferris wheel [2]. The world's largest yurt may be seen 10 km west of Mary in Turkmenistan [3].

Gers of nomads out in the open landscape

The tradional ger is also different to the ones used as traveller's accommodation. I'll have a much closer look to the ones used by modern nomadic herders, when I'll write about this topic. The ger usually has interior posts supporting the crown to support the roof; this is one of the differences to other kind of yurts. The round form is structured by a latticework of wood to which poles for the roof are attached, ending at the crown. The outside is covered with felt and maybe the roof is covered with canvas. There's also a doorframe and a door, which traditionally points to the south [4]. The north has the family shrine, the west is for males/husband and east for females/wife. In the middle there is a stove, also in the tourist version as even early or late during the season it might get cold. Most people use wood nowadays.

Interior of a ger - details

How is staying in a ger? Much quieter than staying in a hotel as you are far from noisy surroundings. Using public toilets, sinks and showers isn't for everyone. I liked staying at ger camps!

There are also gers in Ulaanbaatar


Links and Annotations:

[1] https://rheumatologe.blogspot.com/search/label/Turkmenistan The flagpole had to yield honor to appear in the Guinness Book of Records to a flagpole in Baku, Azerbaijan.
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2014/10/turkmenistan.html  
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Yurt As mentioned under [2] I couldn't see this yurt like structure as travelling to the north with other insights to Turkmenistan. The Wikipedia article has chador for yurt, but chador (2.) means tent, and yurt is yurt (1.) in Farsi, too. Interestingly Hungarians use yurta as a scientific term, but would use sátor for all kinds of tent-like dwellings. I'd like to know the etymologies of the Indo-European chador and the Finno-Ugric sátor.
[4] https://www.theyurtproject.nl/en/is-het-een-ger-or-yurt/   


(1.) یورت
(2.) چادر
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Monday, October 17, 2022

Altargesteck am 16.10.2022 – 18. Sonntag nach Trinitatis

 



Das Kernthema des 18. Sonntags nach Trinitatis ist die Frage, wie man das ewige Leben erlangen könne [1]. Der Wochenspruch greift das Thema auf: „Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe." [2] Und in der Evangelienlesung wird es deutlich, denn ein reicher, aber gottesfürchtiger Mann kommt zu Jesus und stellt ihm die Frage. Es stellt sich heraus, daß er die Voraussetzungen für das ewige – fast erfüllt, aber Jesus sagt: „Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!“ [3] „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“ [4] Da waren die Jünger geschockt, wie man heute sagen würde. Aber Jesus beruhigt sie: „Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.“

Der Predigtext behandelt eine Stelle aus dem Epheserbrief, der zwar zu den Paulusbriefen zählt, aber wahrscheinlich von einem seiner Schüler stammt. Es geht um „Das Leben im Licht“ [5]. Zwei Aspekte scheinen mir wichtig: „und kauft die Zeit aus“ und „sauft euch nicht voll Wein“. Das eine geht in Richtung carpe diem (Nutze den Tag) und das andere geht um das exzessive Trinken von Alkohol bzw. Drogenmissbrauch. Im ersten Brief an Timotheus warnt Paulus ih vor zu viel Wein, aber andererseits sollte er nicht nur Wasser, sondern auch etwas Wein wegen der Gesundheit trinken. Wie weise!

Wir tranken auch Wein, nur sehr wenig – beim Abendmahl im Kelch des Heils. Nach dem Gottesdienst tranken wir im angrenzenden Nebenraum, denn das Gemeindezentrum und der Gottesdienstraum bilden eine Einheit, Kaffee. An der Wand sah ich Malereien der Konfirmanden, die mich sehr beschätigt hatten, denn neben biblischen Szenen hatte sie auch einen Teil des Farbholzschnitts „Die große Welle vor Kanagawa“ (神奈川沖浪裏  Kanagawa oki nami ura) von Katsushika Hokusai (葛飾北斎 1760-1849) [6] nachgemalt. Ich zeige hier das Bild, das ich von einem japanischen Freund geschenkt bekommen habe. Ich sah eine meterhohe Nachbildung, als ich das erste Mal nach Japan kam und zwar bei der Ankunft am alten internationalen Flughafen Haneda [7]. Ich hatte es sofort in mein Herz geschlossen.

Das inspirierende Altargesteck der Ev. Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal in der Kirche von Kall kann schwerlich das ewige Leben symbolisieren, eher das Gegenteil, aber trotzdem ist es schön gestaltet, ohne abzulenken.





Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1066
[2] 1. Joh 4,21
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MRK.10/Markus-10 Mk 10,17–27
[4] Mk 10,23 Ich war immer der Meinung, daß es „das Nadelöhr“ heißen müsse, denn es sollte ein kleines Tor in Jerusalem gegeben haben, durch das kein Kamel aufrecht paßte. Aber ich habe gerade recherchiert (klingt beseer als bei Wikipedia nachgeschaut) und da steht, daß es sich um eine Fehlübertragung aus dem Griechischen handelte. „Das Wort κάμιλος (kamilos, dt.: „Schiffstau“, „Seil“) sei wegen der im Itazismus gleichen Aussprache fälschlich als κάμηλος (kámêlos; dt.: „Kamel“, „Karawane“) verstanden worden“. So ist es sinnvoll. https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichnis_vom_Nadel%C3%B6hr
[5] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/EPH.5/Epheser-5 Eph 5,15–20
[6] Die große Welle vor Kanagawa (jap. 神奈川沖浪裏 Kanagawa oki nami ura), eigentlich Unter der Welle im Meer vor Kanagawa, ist der Titel eines Farbholzschnitts im Ukiyo-e Stil des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai.
Die große Welle vor Kanagawa – https://de.wikipedia.org/wiki/Die_gro%C3%9Fe_Welle_vor_Kanagawa
Katsushika Hokusai – https://de.wikipedia.org/wiki/Katsushika_Hokusai
36 Ansichten des Berges Fuji – https://de.wikipedia.org/wiki/36_Ansichten_des_Berges_Fuji 
[7] Der alte internationale Flughafen von Haneda wurde von Narita abgelöst. Später wurde der Flughafen Haneda ausgebaut, er ist jetzt der fünfgrößte Flughafen der Welt. Beide Flughäfen sind nun für den internationalen Verkehr ausgebaut. https://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Tokio-Haneda und https://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Tokio-Narita  

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Friday, October 14, 2022

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 14.10.2022

 



回樂峰前沙似雪,受降城外月如霜。
不知何處吹蘆管,一夜征人盡望鄉。
夜上受降城聞笛
李益
Vor dem Huile Gipfel liegt der Sand wie Schnee
Außerhalb der Stadtmauer von Shouxiang ist der Mond wie Rauhreif.
Ich weiß nicht von woher jemand eine Schilfflöte bläst,
Die ganze Nacht kann niemand die Heimat vergessen.
Auf der Stadtmauer von Shouxiang als man eine Flöte hören konnte in der Nacht
Von Li Yi


SchiffBrüchig
    schiffBrüchig um-
HerGetrieben
In
Einem
Ozean
Von
Illusionen
Angle
Ich
Traum um
    Traum
Um Traum

Spiel
    ich spiel'
Von
Allen
Seiten
Das
Leben
Bis
Zum
Tod
So spiel'
    Ich
Das Leben

Seite
    und wär'
Nicht
Eine
Seite
Des
Schweigens
Die Liebe
So
Wär' ich
    Nur
Tönendes Erz

Täuschung
    täusche Dich
Nicht
Denn
All
Die
Kahlen
Wände
Haben Augen
    Und
Beobachten Dich

Eis
    das Eis
War
Zu dünn
Und
Zeigte
Auch
Risse
Als
Alle
Mann
EinBrachen
ZuSammen
    Mit
Dem Pharao

Lauben
    die Lauben
In
Der
Lauben-
Kolonie
So
UnGleich
Und
Doch
So in
    Reih'
Und Glied

Leben
    unser Leben
Ist
Eine
FußSpur
Im
Sand
Die
Der
Wind
VerWeht
Oder die
    Das
Wasser verWischt

Gesichter
    die Gesichter
Auf
Alten
Photographien
VerBlassen
Wie
Die
ErInnerungen an
    Diese
Fernen Planeten

Mond
    der Mond
Ist
Launisch
Gerade
Flüstert
Er
Etwas
Was
Niemand
VerSteht
Am wenigsten
VerSteht
    Er es
Selbst



Li Yi (李益) lebte von 746 oder 748 bis 827 oder 829. Drei seiner Gedichte wurden in die Anthologie 300 Gedichte der Tang-Zeit aufgenommen. Diese Gedicht ist hier vollständig wiedergegeben. Den Namen Huile Gipfel (回樂峰) könnte man auch auf seinen Sinn untersuchen. Hui bedeutet zurücklheren und Le bedeutet Glück, in der Lesung Yue auch Musik.

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Die Pfarrkirche St. Margareta in Ormont

 


Ormont liegt in der Vulkaneifel und gehört zu Gerolstein [1]. Der Ort hat 338 Einwohner und liegt in 530 m Höhe. Ormont wurde 893 erstmals als Ormunte im Prümer Urbar [2] erwähnt. Aus Ormont stammt auch der Ökonom Walter Krämer, dessen Buch „Statistik für die Westentasche“ [3]  noch bei mir im Bücherschrank steht. Während das „Lexikon der populären Irrtümer“ [4] in Köln im Keller steht, da ich meinte, darin seien doch einige fragwürdige Irrtümer der Autoren selbst (z.B. zur Corioliskraft), und ich erfuhr gerade, daß der Eichborn Verlag 30 Autoren wegen Plagiat entschädigte und Krämer vor dem Landgericht in Berlin gegen die taz zum Vorwurf  eines „astreinen Plagiats“ verlor [5]. Zusätzlich wird ihm Rechtspopulismus vorgeworfen. Und dann ist er wegen des „zunehmenden Gebrauchs der Gendersprache in der Katholischen Kirche“ aus der Kirche ausgetreten [6].

Gut, daß wir wieder beim Stichwort Kirche sind nach dieser Abschweifung, dieser notwendigen Abschweifung.


Vor dem Jahr 1500 war Ormont Filialgemeinde von St. Brictius in Olzheim [7] und eine Kapelle ist für 1570 belegt (mehr ist aber darüber auch nicht bekannt) und gerade zu diesem Zeitpunkt wurde Ormont für etwa 23 Jahre protestantisch [8]. Um das Jahr 1775 wurde eine Barockkirche errichtet, die aber bei schlechter Bausubstanz bereits um 1850 abgerissen werden mußte. Eine neue Kirche wurde nach nur fünf Monaten Bauzeit im Jahr 1850 vollendet. Dies und die „geringen Baukosten (nur 4000 Taler) lassen darauf schließen, dass wir es hier nicht mit einem großartigen Bauwerk zu tun haben. Die geistlichen und weltlichen Behörden sahen das genauso und standen dem allzu einfach geplanten Kirchenbau sehr skeptisch gegenüber.“ [9] Ja, die Kirche St. Margareta ist „in einer sehr einfachen Ausführung als einschiffige vierjochige Saalkirche im Baustil der Neugotik“ errichtet worden, aber nein, im Kleinen kann auch Großartiges liegen; ich möchte mich entschieden von dem zitierten Urteil distanzieren.


Mir haben die in Fresco-Technik gemalten Kreuzwegstationen auf den Seitenwänden und Christus mit den 12 Jüngern auf der Wand hinter dem Altar sehr gefallen. Bie Darstellungen sind schlicht gehalten und ohne den historisierenden Anklang, den man bisweilen in anderen Kirchen findet. Interessant ist auch die Verwendung des Nimbus (Heiligenscheines), so daß die Bilder neue und alte Elemente vereinen.


Die Kirchenfenster sind passend zur Kirche schlicht gehalten und zeigen Symbole und Kurztexte, eher fromme Slogans wie „Sündige nicht mehr“, „Gott ist Liebe“, „Ihr seid der Leib Christi“ oder „Liebet einander“. Sie wurden von der Firma Heinrich Reuter 1948 geschaffen [10]. Ich hätte gerne ein Fenster mit der Namenspatronin gesehen, aber wahrscheinlich wäre es dabei zu einem Stilbruch gekommen. Nach meinen Recherchen u.a. auf der Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. gibt es nur wenige Kirchenfenster mit einer Darstellung der heiligen Margareta.


Margareta von Antiochia war geweihte Jungfrau und wurde Märtyrerin an der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert [11]. Sie ist eine der 14 Nothelfer:innen. Es gibt verschiedene Hagiographien zu Margareta. Die einfachste Überlieferung macht sie zur Tochter eines heidnischen Priesters, der sie wegen ihren christlichen Glaubens denunzierte. Der Richter begehrte die Jungfrau und wurde zurückgewiesen. Daraufhin sollte sie mit Fackeln versengt und in Öl gebraten werden, aber sie blieb wundersam unverletzt, weshalb man sie enthauptete.
In einer anderen Überlieferung ist Margareta eine Schäferin und weist den Stadtpräfekten zurück. Sie wird mit eisernen Kämmen und Fackeln gefoltert, aber ihre Wunden heilten sofort. Ihr erschien im Gefängnis ein Drache, den sie mit dem Kreuzeszeichen zurückweisen konnte. Auf dem Weg zur Hinrichtung betete sie insbesondere für Schwangere und Gebärende.
In einer weiteren Überlieferung wurde sie von dem Drachen verschlungen und sie schlug das Kreuz, so daß der Drache zersprang und sie frei kam. So wird das Patronat für die Schwangeren erklärt, dazu kommen noch u.a. Jungfrauen, Ammen, Mädchen, Gebärende, unfruchtbare Ehefrauen, die schwere Geburt, Gesichtskrankheiten und Wunden.
Ihre ikonographischen Attribute sind der Drache und ein kleines Kreuz, aber auch Fackel und Kamm.
Eine Reliquie der heiligen Margareta gibt es in Ormont nicht, aber man kann sich einmal eine Auflistung der rechten Hände und weiterer Reliquien im Internet anschauen [12]. Es wäre schon interessant zu wissen, welche Teile der rechten Hand in den Reliquiaren sind – wahrscheinlich geht hier der Wissenschaftler in mir durch.


Und noch etwas fand ich bemerkenswert an der Pfarrkirche St. Margareta in Ormont. Die Darstellung der Namen der Verstorbenen und Getauften an zwei Bäumen, links und rechts einer Christusfigur. Bei den Verstorbenen sind mehr Namen als bei den Getauften.

Wenn Sie auf der B51 zwischen Blankenhein/Dahlem/Stadtkyll und Prüm unterwegs sind, verpassen Sie den Abstecher nach Ormont nicht – und verpassen Sie nicht die Prümquelle, wie es mir passierte. Machen Sie eine Pause, schauen Sie sich die Pfarrkirche St. Margareta an.


Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ormont
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%BCmer_Urbar
[3] Walter Krämer: Statistik für die Westentasche. Piper, München Zürich 2002. ISBN 3-492-04441-7.
[4] Walter Krämer und Götz Trenkler: Lexikon der populären Irrtümer. 500 kapitale Missverständnisse, Vorurteile und Denkfehler von Abendrot bis Zeppelin. Eichborn, Frankfurt 1996. ISBN 3-8218-0479-3.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Kr%C3%A4mer_(%C3%96konom)
[6] Wikipedia zitiert dazu: https://de.catholicnewsagency.com/story/wegen-genderssprache-praesident-des-vereins-deutscher-sprache-erklaert-kirchenaustritt-9550 und https://vds-ev.de/mitteilungen/wegen-gendern-vds-vorsitzender-tritt-aus-der-kirche-aus/
[7] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/10/st-brictius-in-olzheim.html
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Margareta_(Ormont)   
[9] https://web.archive.org/web/20150226012539/http://cms.bistum-trier.de/bistum-trier/Integrale?SID=CRAWLER&ACTION=ViewPageView&MODULE=Frontend&PageView.PK=57&Document.PK=75637
[10] http://www.glasmalerei-ev.de/pages/b2918/b2918.shtml  
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Margareta_von_Antiochia und https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Margareta_Marina_von_Antiochien.htm#google_vignette
[12] https://www.johnsanidopoulos.com/2016/07/the-relics-of-saint-marina-photos.html

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