Blog von Dr. med. Lothar M. Kirsch / 祁建德 // Rheumatic Diseases / Fibromyalgia / Travels / Languages / Poetry
Wednesday, December 26, 2012
Der Eid des Hippokrates
Geschichte ist schön und man kann daraus lernen, aber was vor über 2000 Jahren Gültigkeit hatte, muss man nicht heute eins zu eins übernehmen können. Es kommt zu einem Familientreffen und schon spricht mich irgendjemand auf den Eid des Hippokrates an; einer meiner Brüder pflegt, Eid des Hypochonders zu sagen. Ich habe den nicht geleistet! Nun ist es heraus.
Hippokrates von Kos formulierte mit seinem Eid vor ca. 2400 Jahren erstmals eine ärztliche Ethik. Aber diese muss weiterentwickelt werden. Diese Ethik muss anderen gesellschaftlichen Bedingungen angepasst werden. Andererseits stehen in diesem Eid Aussagen, die fortgeführt werden sollten. Da ist von der Schweigepflicht die Rede oder vom Gebot, dem Kranken nicht zu schaden.
So heißt es etwa: „Ich rufe ... alle Götter und Göttinnen als Zeugen an ...“ – was ist mit den Christen oder Muslimen unter uns? Rufen wir alle Götter und Göttinnen an?
Auch die Beschränkung des Unterrichts auf bestimmte Personen, wie z.B. „nach der ärztlichen Sitte vereidigten Schüler ..., sonst aber niemanden“, zeigt Ausschlusskriterien auf, die wahrscheinlich nicht zeitgemäß sind. Oder zumindest einer zeitgemäßen Definition bedürfen.
Weiter ist vom „Nutzen der Kranken“ und nicht „zum Schaden und in unrechter Weise“ die Rede – da steige ich wiederum voll drauf ein. Mir geht der Bauchladen der Leistungen, die für Geld angeboten und nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden (IGeL), auf den ethischen Nerv.
„Auch werde ich niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde“ – darunter fällt unter Umständen die Hilfe zur Selbsttötung. Hätte ich auch nichts dagegen, denn ich sehe in der Aufgabe des Arztes, Leiden zu linden, aber nicht das Leben zu beenden.
„... auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben“ – ich arbeite in einem katholischen Krankenhaus, da ist das umgesetzt, wie aber ist das mit jemandem, der in einem städtischen Krankenhaus arbeitet? Und ist es, auf alle Ärzte angewendet, in unserer Gesellschaft erwünscht?
„Rein und fromm“ geht es weiter – der deutsche Turnerbund hat auch noch „frisch, fromm, fröhlich, frei“. Zeitgemäß? Also ich kann damit leben ...
Es folgt der Satz, dass man als Arzt nicht schneiden wird, denn die heutige Chirurgie oder operative Medizin gehörte damals nicht zur ärztlichen Tätigkeit. Gut, als Internist ist man geneigt, das gutzuheißen ... aber ich bleibe bei der Wahrheit, die moderne Medizin benötigt konservative und operative Medizin.
Es gibt noch weitere Aspekte, wie eine erste soziale Absicherung im Fall der Berufsunfähigkeit, aber das liest sich alles besser in dem Artikel von Wikipedia, aus dem ich auch teilweise den Eid zitiert habe: http://de.wikipedia.org/wiki/Eid_des_Hippokrates
Wenn der Hinweis auf den Eid des Hippokrates geschichtlich gemeint ist, bin ich dabei, aber sonst bleiben wir bitte bei den Regelungen, die von den Ärztekammern bestimmt werden und mit der Approbation verpflichtend sind. Hier im Bezirk Nordrhein ist dies „Berufsordnung für die nordrheinischen Ärztinnen und Ärzte“ – Link: http://www.aekno.de/page.asp?pageID=57. Das Gelöbnis kann hier eingesehen und auch angehört werden: http://www.aekno.de/page.asp?pageID=5284.
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