Heute kommt eine meiner Patientinnen zu einem Regelbesuch
und bringt einen Zeitungsartikel mit. „Rheuma lässt sich endlich heilen!“
verkündet da leichtfertig die Gazette „Freizeit Spass“ (Nr. 2/2014 auf S. 57).
Im Artikel wird zunächst über die rheumatoide Arthritis
referiert. „Anfangs können Cremes und Gels mit Ibuprofen sowie kühle
Quark-Umschläge gegen die Schmerzen helfen.“ Essig, Arnika-Tinktur,
Krankengymnastik und Sport werden empfohlen. „Oft müssen Betroffene jedoch
dauerhaft Medikamente einnehmen.“
Das ist nicht alles ganz falsch, aber auch nicht richtig. Wichtig
in der frühen Phase ist es, eine verlässliche Diagnose zu bekommen. Natürlich
kann man sich mit den oben genannten Mitteln behelfen. So wie es im Artikel
steht, könnte man meinen, dass man zunächst Zeit hat, Hausmittel auszuprobieren
und erst später den Rheumatologen aufsuchen muss. Das ist aber falsch. Wenn
Gelenke über Wochen geschwollen bleiben, dann ist der Besuch beim Rheumatologen
dringend notwendig.
Im Artikel werden NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika), „Kortison“
und Coxibe behandelt, allerdings rechts ungenau und auch fehlerhaft. Die
klassischen NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, Acetylsalicylsäure und
weitere mehr bergen ein erhöhtes Risiko für Magen/-Darmblutungen. Deshalb wird
in der modernen Medizin ein Magenschutzmittel, z.B. Omeprazol, dazugegeben. Wassereinlagerungen,
Blutdruckerhöhung oder Nierenschwäche sieht man bei diesen Medikamenten wie
auch den Coxiben deutlich häufiger als bei den niedrigen Dosierung von
vorwiegend Prednisolon („Kortison“), wie es in der Rheumatologie bei der
rheumatoiden Arthritis überbrückend gegeben wird. Coxibe sind eine neuere
Entwicklung, die aber ähnlich wie die klassischen NSAR wirken. Sie haben den
Vorteil, dass sie deutlich weniger Magenprobleme bereiten. Das ist wichtig,
denn daran sind früher viele Menschen gestorben.
Und nun kommt unter der der Zwischenüberschrift „Neue
Methode macht große Hoffnung“ eine „Sensation“, die keine ist! „Für schwere
Fälle haben Ärzte der Berliner Charité nun eine Methode gefunden, mit der sie
Patienten dauerhaft helfen können.“ Dahinter verbirgt sich eine autologe Stammzelltransplantation.
Stammzellen werden vom Patienten gewonnen und eingefroren. Dann wird eine
Hochdosis-Chemotherapie durchgeführt, die sämtliche verblieben Stammzellen
zerstört. Der Patient hat dann keine Abwehrzellen mehr und ist extrem anfällig
für Infekte jede Art. Das macht man in der Regel bei bösartigen Erkrankungen,
beonderes Lymphdrüsenkrebs, Leukämie und auch bei der systemischen
Sklerodermie. Der Artikel beschreibt eine Anwendung bei einer Lupuspatientin.
Bei einer rheumatoiden Arthritis hingegen würde man das große Risiko, nämlich
an der Therapie zu versterben, nicht eingehen. „Die Therapie soll auch bei
anderen Autoimmun-Erkrankungen prima funktionieren.“
Vielleicht können wir darauf einigen, dass die autologe Stammzelltransplantation
keine anerkannte Therapie der rheumatoiden Arthritis ist und dass es genügend
weniger gefährliche Optionen für die Behandlung gibt.
Am besten gleich das Nabelschnurblut einlagern lassen und für spätere Zeiten aufbewahren lassen. Denn dort sind eine Menge der eigenen Stammzellen vorhanden die wenn man sie benötigt einfach ohne große Suche vorhanden sind.
ReplyDeleteMfG
Nun gibt es in der Rheumatologie nur sehr wenige Erkrankungen, die mit Stammzelltransplantation behandelt werden. Und ca. 1600 € Kosten können sich auch nicht alle jungen Familien leisten, denn die Einlagerung von Stammzellen ist keine Kassenleistung, auch keine der Privatkassen.
Delete