Sunday, December 21, 2014

Sammelsurium (129) 21.12.2014


Zu Rolf Dieter Brinkmann: Improvisation 3 (u.a. nach Han Shan)

Quark!

Ein Lied zu singen
Nicht mit der Absicht
Ein Lied zu singen

Schnee auf dem Berg
Und die TempelGlocke ruft
Weiter Sitzen

Mit dem Finger ins Wasser geschrieben
Berg bleibt Berg


Zu Holger Dittberger: Das Fahle

Ich weiß auch nicht, ob Körnerbrötchen sooo gesund sind.
Wenn der Herbst genug hat vom Modern, läßt er den Winter weitermachen.


Zu Annette von Droste-Hülshoff: Der Dichter

Korallen

    auch die
AbGestorbenen
Korallen-
Bänke
Bleiben Messer-
Scharf
schneiden
    Freund und
Feind

Blitz / Lampe -: Lampago


Zu Ursula Krechel: Mit dem Blick, allein

SchneeSturm

    er kam
Erst als
Sturm
Fing später erst
An
Zu schneien
Kein
SchneeSturm
    Denn alles ist
VerStummt


Zu Herta Müller: Vater telefoniert mit den Fliegen

Milch

.... Milch ist
Das, was
Übrig
Bleibt
Wenn der
Mond
    AusGelaufen
ist


Zu Georg Trakl: An den Knaben Elis

Sterne

    silbern sterben
Die Sterne
Und geRinnen
Im Schmerz
Schweigen
    Klebt auf
Scheiben


Zu Peter Sendtko: "Laura will den Frühling locken ..."

Frühling

    kein blaues
Band
Nichts flattert
Außer
Vögeln
Wollten wir
Immer schon
    Im Frühling
Sehen


Zu Michael Brauns Kommentar zu Nadja Küchenmeister: geleit

Schwebezustände? Oder diese KneippKur mit Waten oder Treten von warmen Honig. Dieses Gefühl von Blei.

"Wo gehen wir denn hin?"
"Wo laufen sie denn hin?"


Zu Jan Kuhlbrodt: Das Land, das weite, wie es mich begleitet

Die deutsche Geschichte hat die Bürger der ehemaligen DDR benachteiligt. Der Staat DDR föderte aber ungewollt die innere Emigration und somit auch die Lyrik. Ich möchte fast sagen, es hatte einen taoistischen Effekt.


Zu Clemensn Umbricht: Verregnetes Amsterdam

Licht der Boje

Das Licht der Boje
Schwankt und bricht
In geKräuseltem Wasser

Leichte Brise
Schaukelnde Boote

Wir sitzen auf Planken
Der AnlegeStelle
Und die schwankt auch


Zu Carsten Zimmermann: berlin, friedrichstraße

Donner, London, Bonn, Bornholm, lodern, Lord, Losung, Dorf, Dondorf, Ton, Wohnung, Wolke, Wort, Mond, Monstrum, Gold, Bord, Bodø, Koma, Nord, Post, Quokka.

Wer von "etwas donnern" schreibt, darf sich jetzt auch nicht beklagen. :-)


Zu Paul Wühr: Ob

Lachen kann man auch in Nordkorea, nur nicht bei TagesLicht. Denn das ist suspekt, es sei denn im Zoo, aber da kommt nicht jeder hin. Oder eben nach Einbruch der Dunkelheit; und es ist ziemlich dunkel in Nordkorea. Abends im Freien kann man wagen zu singen und zu Lachen. Lachen ist die Substanz an der Nordkorea zerbrechen wird.


Zu Mirko Bonné: Doppelhaushälfte

Einst traf ich auf zwei junge Füchse, als ich durch ein MaisFeld laufen musste. Am Rande eines anderen MaisFeldes traf ich auf drei Rehe. Bei Kevin Costner kamen die BaseballLegenden auch aus einem MaisFeld. Ansonsten halte ich MaisFeldern für eine Katastrophe.


Zu Hendrik Rost: Requiem

"Nimm deine Zunge und geh".
Aber auch: "Geh aus mein Herz und singe".
Auch ich weiß nicht mehr genau, was Thomas Kling gesagt hatte, als ich ihn mal am Telefon hatte.


Zu Michael Lentz: "anschauen ein ausland"

Ich bin für mich auch schlechter zu erreichen als für andere. Die können immerhin in der Klinik anrufen. Ich habe kein Handy. Ich werde mir wahrscheinlich auch keins zulegen. Un wenn doch, werde ich es bei der ersten Gelegenheit "vergessen".


Zu Stefan Popp: Credo

Ich warte, bis aus Fliegen und Staub ein Filz entstanden ist. Den kann ich dann packen und wegwerfen.

MondLicht

    wenn das
MondLicht
Durch
Gardinen fällt
Erstarrt
In Kristallen
Dann ballt
Sich
Dunkel-
    Heit zu
Samt


Zu Peter Hille: Kosmos. Ein Elementarlied

Blüten

Die Blüten
Über den Gräbern
Grelle Blitze
In der Nacht
Dann fallen sie
Auf die Gräber

Mit Blüten bedeckt
Die Toten
Haben keine Zeit
ZUm Schlafen
zu viel geschieht

Dann zieht
Das Gewitter weiter
Dann schlafen
Die Lebenden


Zu Martin Merz: Nachtschatten

NachtSchatten

    Mond
Schattet im
Meer
Aus der Tiefe
Noch mehr
Schatten
Nacht-
Wellen
    Brechen kalt
Am Strand


Zu Eduard Mörike: Nimmersatte Liebe

Wenn man heute Thor schreibt, dann muss man sich nicht wundern, wenn der DonnerGott assoziiert wird.
"Das Mädchen hielt in guter Ruh' / Wie's Lämmlein unterm Messer". Wenn das nicht mal der Ursprung von "Das Schweigen der Lämmer" ist.


Zu Albin Zollinger: Die Tauben schlummern im Hause

Die EisenbahnZüge fahren auf verschiedenen Gleisen in die Nacht. Manche Fenster sind erleuchtet, andere nicht. Rattata ta, rattata ta. Da beginnen die Träume mit leuchtend grünen und roten Kugeln.


Zu Anneliese Hager: Wünsche und schwarze Steine

StrandGut des Tages

Noch einen AugenBlick länger
Im warmen Sand liegen
Dann auswählen
Vom StrandGut des Tages

BarFuß gehen
WeiterGehen
EinKehr
RückKehr

Bis der Wind
Alles Spuren gelöscht hat
SoBald er zurückKehrt
Von seinem AusFlug auf die See



Den Anreiz bot: Lyrik-Taschenkalender 2015, herausgegeben von Michael Braun (ISBN 978-3-88423-464-8); ich empfehle hiermit den Lyrik-Taschenkalender 2015.
Man könnte auch sagen -: das kommt dabei heraus, wenn man Platz für Notizen hat. Gute Idee, wie ich meine.


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