Taumea gegen Schwindel

Ich habe wieder einmal eine Illustrierte, diesmal eine Rundfunk-Zeitschrift aufgeschlagen. Darin wird für ein Präparat gegen Schwindel geworben: Taumea. Schwindel und Schwindel wie Schwindelei liegen nah beisammen.

Die Seite ist überschrieben mit "Ratgeber Gesundheit". Das ist schon der erste Schwindel, denn Sie lesen weiter "So stoppen Sie Schwindelbeschwerden" usw., und übersehen geflissentlich die Warnung, die der Gesetzgeber installiert hat: "Anzeige". Es gibt erfahrungsgemäß keine Stelle, bei der Sie das anzeigen könnten und jemand kümmere sich darum. Mit dem kleinen Wort "Anzeige" werden Anzeigen gegen die Firma des beworbenen Präparates im Keim erstickt.

Auf der Seite finden sich viele gelb unterlegte Textstellen. Wenn Sie so etwas sehen, sollte in Ihrem Gehirn ein Alarm ausgelöst werden. Wenn Ihnen für viele Symptome "eine wirksame Lösung" verspochen wird, sollte ein Alarm ausgelöst werden.

Es wird Ihnen ein "wirksames und gut verträgliches Mittel" versprochen. Ein paar Tropfen Wasser werden in der Regel gut vertragen, aber einen Wirksamkeitsnachweis, wie z.B. für Medikamente gefordert, gibt es für das Präparat nicht.

"Dieser Dual-Komplex gilt als wahres Naturwunder bei Schwindelbeschwerden". Dual-Komplex heißt nur, dass zwei Bestandteile verwendet wurden; mit so einer Formulierung will man das Präparat nur künstlich aufpeppen. Wenn Sie "wahres Wunder" oder ähnliche Formulierungen lesen, sollte in wieder der Alarm ausgelöst werden. Er [der Dual-Komplex] legt sich sinnbildlich wie ein schützender Mantel um die Nervenleitungen". Legt sich da etwas um die Nervenleitungen? Selbstverständlich nicht.

"Viele Anwender schwören auf das natürlich Arzneimittel". Auch das ist eine Formulierung, die nichts weiter aussagt. Eine Beschwörung kann in meinen Augen den Wirksamkeitsnachweis nicht ersetzen.

Anscheinend habe Sie Geld zuviel, spenden Sie es für einen guten Zweck anstatt es für ein homöopathisches Präparat mit Dual-Komplex zu verschwenden.

26.07.2014:
Die Geschichte geht aber weiter. Die Werbung ändert sich von Woche zu Woche.
Zunächst kam man mit einer Vorher/Nachher Darstellung und benutzte ein zweigeteiltes Schaubild.

Das sah ungefähr so aus (nachgestellt).

Was denkt man sich so, wenn man so eine Darstellung sieht? Also ich dachte an die Darstellung eines Nerven. Da dachte ich wohl zu weit. Schwindel ist kein Neuropathiesyndrom, wie z.B. das periphere Neuropathiesyndrom, das die schlimmen Nervenschmerzen und Gefühlsstörungen bei Diabetes oder anderen Schädigungen der Nerven verursacht. Nein, hier wird so etwas gar nicht dargestellt. Man will sich nur den Anschein eines wissenschaftlichen Hintergrundes geben. Und ehrlich gesagt, der Text schreibt, dass diese Darstellung auch nur sinnbildlich gemeint ist, also nicht der Wirklichkeit entspricht - andererseits: einigermaßen verlogen ist das schon. 
Es soll also ein Schutzmantel entstehen und zwar aus wenig mehr als nichts. Die Verdünnung D5 entspricht 1:100000. Von der Urtinktur (Gelsemium sempervirens) können in einem Tropfen nur etwa 0,0000003 g vorhanden sein; und die ist auch schon nicht 100% Gelsemium sempervirens sondern ein Auszug davon. Damit ist selbst ein Schutzmäntelchen nicht möglich.
In der nächsten Werbung finde ich folgenden Text: "Unbestreitbarer Vorteil: die super-absorbierbare Tropfenform ...". Das wird jetzt die Hersteller von Globuli aber ärgern. "Taumea-Tropfen werden direkt über die Schleimhaut aufgenommen." Genau wie Wasser! Aber viel mehr ist in den Tropfen ja auch nicht drin (Verdünnung!).
Die zitierte Literaturstelle führt zu einer Arbeit zu verschiedenen pflanzlichen Wirkstoffen, die bei Mäusen unter Stress eingesetzt worden sind. Es handelt sich nicht um eine Studie an Menschen, über Schwindel oder um eine Studie von Taumea an Mäusen. Ach eigentlich ist das Zitat für das Präparat überhaupt ohne Bedeutung, wenn man einmal davon absieht, dass es einen wissenschaftlichen Hintergrund suggeriert.