Die Kortisonpumpe
Vielleicht haben Sie den klagesam vorgetragenen Satz auch
schon einmal gehört: „Und dann ham’se mich mit Kortison vollgepumpt.“
Einerseits lächelt man darüber, denn die dargestellte Kortison-Pumpe gibt es
natürlich nicht (oder doch?). Andererseits steckt doch viel mehr dahinter. Es gibt Erkrankungen,
die mit einem Glukokortikoid zwingend behandelt werden müssen, es sei denn man
riskiert z.B. zu erblinden. Ich meine, da regt sich niemand über den Gebrauch
von Kortison, auch in hoher Dosis, auf.
Kortison (auch Cortison) ist ein Nebennierenrindenhormon,
das ca. 1935 entdeckt wurde. Wir setzen Prednisolon ein, das synthetisch
hergestellt werden kann. Kortison und alle synthetisch hergestellten
Abkömmlinge müssen erst im Körper in Kortisol umgewandelt werden, um wirksam
sein zu können. Osteoporose, Muskelschwäche, Grauer Star, punktförmige
Hautblutungen, Diabetes mellitus, Erhöhung des Infektionsrisikos, Wassereinlagerung,
aseptische Knochennekrosen sind nur einige Nebenwirkungen, die schon bei
geringer Dosierung einsetzen, aber bei hoher Dosierung und insbesondere bei
Langzeitanwendung deutlich ansteigen. Deshalb ist der gewissenhafte Umgang mit
diesem Medikament notwendig.
Rheumatologen sehen aber immer wieder den fehlerhaften Umgang
mit Prednisolon/Kortison.
Da wird ohne Diagnose Prednisolon verordnet und das
wenige Tage vor einer Vorstellung beim Rheumatologen. Wieso fragt man sich?
Wenn alle Symptome durch Kortison unterdrückt sind, was soll der Rheumatologe
denn noch sehen?
Klassischerweise wird die Polymyalgia rheumatica mit
Prednisolon behandelt. Die Diagnose ist ziemlich einfach zu stellen – meinen wir
Rheumatologen. Aber so einfach scheint es dann doch nicht zu sein. Wir sehen
immer wieder Fehldiagnosen. Dann wird eine viel zu hohe Dosis an Prednisolon
verordnet. Oder aber die Dosis wird zu schnell reduziert, was zur Folge hat,
dass die Gesamtmenge für Kortison ansteigt, da die Krankheit länger behandelt
werden muss.
Worauf kann man als Laie achten?
1. Nachfragen, welche Erkrankung behandelt werden soll.
2. Welcher Plan besteht für die Behandlung (Dosis, Dosisreduktion,
Dauer, Alternativen)?
3. Welche Nebenwirkungen werden erwartet und wie kann man
sie vermeiden?
4. Ist eine Vorstellung bei einem Facharzt geplant? Kann
bei der Terminvermittlung geholfen werden?
5. Sind die Entzündungswerte (Labor) vor der ersten Gabe von
Kortison bestimmt worden?
Das kann hier nicht vollständig sein, aber ich wünsche Ihnen,
dass Sie später nicht sagen müssen: „Und dann ham’se mich mit Kortison
vollgepumpt.“
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