Thursday, October 20, 2022

Sammelsurium (215) 20.10.2022


Verrücktes Gehirn
Ich hatte gestern im Buch von Nigel Barley über seine ethnologischen Feldarbeit in Indonesien gelesen [1]. Ich erinnerte mich an meine eigenen Reisen nach Indonesien, beginnend mit Tagesausflügen von Singapur nach Batang und auch einem Tagesausflug nach Malakka in Malaysia. Und dann versagte mein Gedächtnis, weil ich mich einfach nicht erinnern konnte, welcher meiner japanischen Freund mir einmal erzählt hatte, dass er die gleiche Tour zu einem anderen Zeitpunkt gemacht habe.

Papier
Wozu bewahrt man einen Block mit vergilbtem Papier auf? Um übeFlüssige Worte festzuhalten.

Wunden
Das SprichWort sagt: die Zeit heilt alle Wunden, aber es schweigt sich aus über die Narben.

Autorin
Woran man merkt, daß ein Buch von einer Autorin geschrieben wurde?! Dr. Scarpetta muss nach einem Überfall zur Sicherheit ihr Haus verlassen. Sie hat einen Arm in Gips. „..., hole Blusen heraus und lege sie in den Kleidersack, überprüfe, ob die obersten Knöpfe geschlossen sind und streiche mit der rechten Hand Seide und glänzende Baumwolle glatt.“ Toll! [2]

Auferstehung
„... Unsere Gottheit, / die Geschichte, hat uns ein Grab bestellt, / aus dem es keine Auferstehung gibt.“ schreibt Ingeborg Bachmann in ihrem Gedicht Botschaft [3]. Ein Junge sagte zu mir – kurz vor seinem Tod -, als die MorgenSonne in sein Zimmer schien: „Der Tag ist auferstanden.“ Und wir rufen zu Ostern: „Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“

Vierzeiler oder Sechszeiler?
Ingeborg Bachmann hat ihr Gedicht Im Gewitter der Rosen [4] so gesetzt:
Wohin wir uns wenden im Gewitter der Rosen,
ist die Nacht von Dornen erhellt, und der Donner
des Laubs, das so leise war in den Büschen,
folgt uns jetzt auf dem Fuß.

Ich hätte es als Sechszeiler gesetzt:
Wohin wir uns wenden
im Gewitter der Rosen,
ist die Nacht von Dornen erhellt,
und der Donner des Laubs,
das so leise war in den Büschen,
folgt uns jetzt auf dem Fuß.


Besuche bei zwei alten Männern
Mein alter Professor Chang Hao (張昊), über den ich hier bereits berichtet hatte [5], meinte, ich müßte unbedingt, da ich jetzt in Taipei (台北市) war, Herrn Chang Chün besuchen. Damals gab es noch kein Internet oder Wikipedia und ich wußte nicht, wer dies war. Chang Ch’ün (Chang Chun, 張群) war ein führendes Mitglied der Kuomintang und Premierminister der Republik China [6]. Er wohnte im Norden der Stadt. Ich stieg in der Gegend aus dem Bus und fragte einen Taxifahrer nach dem Weg. Er fuhr mich hin und das waren 200 m und forderte den Grundpreis; dies hat mein Verhalten in der Nutzung von Taxis im späteren Leben beeinflußt. Ein schwuler Sekretär fragte mich zu mein Gesprächswunsch und strich sich dabei über die langen Haare, die einer Warze der Wange entsprangen. Dann führte er mich zu Herrn Chang Chün. Der alte Mann aber wußte nicht, was er mit mir sollte, und ich hatte keine wirklichen Fragen. So tauschten wir ein paar Höflichkeitfloskeln aus und dann begleitete mich der Sekretär wieder hinaus.
Und heute erinnerte ich mich an eine ähnliche Situation in Köln. Ein Freund hatte mir über einen Text berichtet, den er über Meister Eckhart geschrieben hatte. Ich lief über die Universitätsstraße und dachte darüber nach und da stand ich doch vor dem Haus, in dem Prof. Josef Quint wohnt. Ich schellte und der Eckhart-Forscher öffnete. Ich fragte ihn nach dem Text, aber er kannte ihn nicht. Was hatte mich geritten, den alten Mann zu überfallen? Später fand ich heraus, daß der Freund den Text für jemand anderes geschrieben hatte und somit nicht unter seinem Namen zu finden war.

Scherben
ReißZwecke – ReiseZweck
LebensRaum – LebensTraum – LebensBaum
Rentabilität des Lebens
PhantomSchmerzen der Seele




Links und Anmerkungen:
[1] Nigel Barley: Hallo Mister Puttymann . Deutscher Taschenbuch Verlag, Müchen 1999 (3. Auflage April 2002). ISBN: 3-423-12580-2. Den Originatitel „Not a Hazardous Sport“, womit Ethnologie gemeint ist, finde ich deutlich besser. Das Buch ist sehr witzig und immer noch lesenswert, wie auch immer noch das Buch von Napoleon Chagnon (1938-2019) über seine Feldarbeit bei den Yanomamö. Napoleon A. Chagnon: Yanomamo. The Fierce People (Case Study in Cultural Anthropology). Holt McDougal, Highlighting Edition, o.O. 1968. ISBN: ‎0030710707.
[2] Patricia Cornwell: Das letzte Revier. Ein Kay-Scarpetta-Roman. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002. ISBN: 345501023. S. 10.
[3] Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit. Gedichte. Piper Verlag, München 1983. ISBN: 349200606X. S. 31.
[4] a.a.O. S.40.
[5] Eine Art biografische Notiz zu Professor Chang Hao 張昊 https://rheumatologe.blogspot.com/2017/01/eine-art-biografische-notiz-zu.html  
[6] Chang Ch’ün, geb. 9. Mai 1889 in der Provinz Sichuan, gestorben 14. Dezember 1990 in Taipei.
https://de.wikipedia.org/wiki/Chang_Ch%E2%80%99%C3%BCn  
[7] „Quint, Josef. Germanist, Eckhart-Forscher, * 28.3.1898 Bonn, † 14.12.1976 Köln. (katholisch). Übersicht; NDB 21 (2003).“
Ziegeler, Hans-Joachim, "Quint, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 49-50 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118743201.html#ndbcontent  


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