Blog von Dr. med. Lothar M. Kirsch / 祁建德 // Rheumatic Diseases / Fibromyalgia / Travels / Languages / Poetry
Thursday, July 26, 2012
Geschichten von K. - Die Wüste.
K. mußte eingeschlafen sein oder wähnte sich in einem Traum, jedenfalls brauchte es einen Moment oder zwei, bis er merkte, daß er auf einem Dromedar durch die Wüste ritt. Nein, es war kein Feisal oder Achmed oder sonst ein Führer bei ihm, kein Berber, der die Zeichen der Wüste zu lesen vermochte. Das Dromedar schritt langsam über die SandDünen, die von flachen steinigen Hügeln abgewechselt wurden. Hoch stand bereits die Sonne und K. wußte nicht, wohin er vor der Sonne fliehen sollte. Er hüllte sich mehr in seine Dschellaba ein, um ein wenig Schutz zu finden. Und auch, um nicht zu verdursten, denn Wasser oder auch nur einen Behälter dafür suchte er vergeblich. Nur der Sattel war auf das Dromedar geschnallt und das ZaumZeug. In einer SattelTasche war ein Behältnis mit einem DattelKern. Er steckte ihn sorgsam zurück.
Nach etwas Schlaf und weiterem Schaukeln wie auf hoher See wachte er erneut auf, eher schreckte er hoch, denn das Dromedar hatte angehalten. In einer Senke fanden sich einige DornenBüsche, die es verspeiste.
Wieder nach einer Weile, als K. durch den veränderter Rhythmus aus seinem DämmerSchlaf erwachte, hielt das Dromedar erneut an. Sie waren zu einer Oase gekommen. Viel war es nicht, was K. zu sehen bekam. Eine alte Mauer neben einem halbversandeten Brunnen, einige DattelPalmen, ein kleines Loch und einen DattelKern auf einem Stück rotem Samt.
K. schlöpfte Wasser für sich und das Dromedar. Dann holte er den DatterKern aus der SattelTasche und vergrub ihn, nachdem er ihn gewässert hatte. Den anderen DattelKern steckte er in das Behältnis. Darin schien der Sinn zu liegen. Vor einer einer Oase zur anderen einen DattelKern zu bringen. Das war der Sinn seines Daseins.
Nach der kurzen Zeit eines orangeroten SchauSpiels am Himmel, wurde alles in ein violettes Licht getaucht -: Zeit, dem Dromedar den Sattel abzuschnallen und ein Lager zu bereiten. Schon senkte sich die Schwärze der Nacht und K. schlief bald ein.
Noch vor dem ersten Licht weckte ihn die Unruhe des Dromedars. K. legte ihm den Sattel auf. Er trank noch Wasser und aß einige Datteln.
Der Tag zog sich hin wie der voherige. K. hüllte sich ein und das Schweigen und die EinÖde umhüllte Dromedar und Reiter. Manchmal gelüstete es K., über die EinÖde zu blicken, zu erfahren, wohin es geht. Aber auch eine Fata Morgana war nicht zu entdecken.
Eines anderen Tages versuchte K. die Augen den ganzen Tag nicht zu schließen und schaffte es auch fast. Nicht war die Richtung herauszufinden, immer nur kurze Strecken, aber es ging auch nicht im Kreis umher. Dann aber fielen ihm die Augen zu, kurz bevor das Dromedar zur nächsten Oase fand.
Oase glich Oase. Es waren nur geringe Unterschiede festzustellen. Eins hatten alle gemein, sie waren unbewohnt wie die Wüste um sie herum.
Weiter trug er DattelKern um DattelKern. Vergrub DattelKern um DattelKern. Wässerte DattelKern um DattelKern.
In einer größeren Oase fand er neben dem DattelKern auf Samt noch ein Tablett mit Brot und ZiegenKäse. Er sollte so in jeder größeren Oase bewirtet werden, obwohl ihm nie ein Wirt oder Gärtner der Oase begegnete.
Die Phasen des Mondes kamen und gingen. K. nahm sie wahr und ritzte mit dem FingerNagel die Zeit in seinen Sattel. Und aus den Ritzungen wurden Muster, die ihm nichts mehr sagten.
Manchmal verschwendete K. Gedanken an eine Kasbah, die nie auftauchte. Als er einen Schuh verlor, fand er einen neuen. Als er sein KopfTuch verlor, hing neben dem Brunnen eines in der gleichen Qualität. Wozu würde er eine Kasbah brauchen. Er würde nicht sähen und er würde nicht ernten. Seine Sorge galt nur der WeiterGabe der DattelKerne.
Würde er einmal wieder eine der Oasen besuchen, in denen er zuvor gewesen war? Oder sollte diese Wüste für ihn endlos sein? K. versuchte sich eine Weile in diesen Gedanken.
SandStürme sah er nur von Ferne. Auch ließ das Dromedar sich nicht in der Richtung beeinflussen. Aber immer fand es die nächste Oase.
Einmal wollte K. nicht weiter. Da fanden sich keine weiteren Datteln am nächsten Tag. und am Tag darauf versiegte der Brunnen. Nie würde er sich wieder auf solch ein törichtes Handeln einlassen.
Mit den Jahren ernannte sich K. zum Wesir des DattelKerns und lachte. Er ritt am Tage, pflanzte in der Dämmerung und schlief in der Nacht. Welch glückliches Dasein dem Gesegneten!
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