Blog von Dr. med. Lothar M. Kirsch / 祁建德 // Rheumatic Diseases / Fibromyalgia / Travels / Languages / Poetry
Monday, April 22, 2013
Jeden Tag ein Pfund weniger wiegen
tina „Das Premium-Frauenmagazin“ Nr. 16 vom 10.04.2012 jubiliert auf den Seiten 62 und 63:
„14 ganz einfache Regeln machen es möglich:
Jeden Tag 1 Pfund weniger wiegen“.
Ich bin immer skeptisch, wenn ich so eine Überschrift lese. Ein Pfund weniger, pro Tag, das geht nicht auf Dauer und ist in der ersten Phase sowieso nur Wasser und Muskulatur. Aber ich schütte auch nicht gerne das Kind mit dem Bade aus, weshalb ich genauer nachgelesen habe.
Der Artikel ist sozusagen ein Auszug aus dem Buch „Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte“ von Michael Pollan.
1. Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte
Hier geht es darum, dass im Supermarkt viele Produkte käuflich sind, die es damals nicht gab, wie zum Beispiel übersüßte Würzsoßen. Aber ehrlich, die hätte meine Großmutter erkannt, aber wahrscheinlich, sie arbeitete nämlich nach dem zweiten Weltkrieg beim belgischen Botschafter als Köchin, abgelehnt. Aber ich glaube, die Idee, von Fertigprodukten und Soßen abzusehen, ist gut.
2. Essen Sie vorwiegend Pflanzen, vor allen Dingen deren Blätter
Hervorragender Rat! Rudolph Ballentine hatte schon vor Jahren in seinem Buch „Transition to Vegetarianism“ auf die Wichtigkeit von dunkelgrünem Blattgemüse hingewiesen. Hintergrund ist der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien in den Blättern. Werfen Sie die Blätter von den Radieschen weg? Sollten Sie nicht tun. Also wiederum ein guter Ratschag.
3. Kochen Sie möglichst viel selbst
Gut, hier ist natürlich gemeint: Kochen Sie möglichst oft selbst. Denn, wenn Sie abnehmen wollen, sollte es nicht viel sein. Hier haben Sie es nun selbst in der Hand, wie viel Fett, Zucker oder weitere Kalorien den Weg in Ihren Magen finden. Außerdem ist die Zeit de Kochens Vorfreude und bereitet Sie schon auf das Sättigungsgefühl vor. Also wieder ein guter Tipp.
4. Essen Sie bunt
Kann ich nur unterstreichen. Wenn Sie viele Farben bei den Lebensmitteln umsetzen, werden Sie auch die unterschiedlichsten sekundären Pflanzenstoffe zu sich nehmen. Schon die chinesische Küche kennt die Auswahl der verschiedenen Farben für die Zusammenstellungen von Speisen. Also wieder ein Punkt!
5. Kaufen Sie Ihre Lebensmittel immer frisch ein
Guter Tipp. Hält von verarbeiteten Lebensmittel ab,
6. Stellen Sie Blumen auf den Tisch, und alles schmeckt doppelt so gut
Das mag schon stimmen, aber isst man dann auch weniger? Vielleicht. Also auch kein so schlechter Tipp.
7. Meiden Sie Nahrungsprodukte mit Zutaten, die ein Drittklässler nicht aussprechen kann
Ich glaube, dass Drittklässler schon eine Menge aussprechen können, aber ein Blick auf eine Zutatenliste lohnt. Die meisten Zutaten dienen eher dazu, das Produkt länger im Regal stehen lassen zu können, als dass sie Ihrer Gesundheit zuträglich wären. Also auch ein kluger Rat.
8. Servieren Sie statt eines 250-g-Steaks und 125 g Gemüse ein 125-g-Steak und 250 g Gemüse
Jein. Erstens bin ich sowieso fürs Vegetarische, aber das gehört nicht direkt hierher. 125 g Gemüse entspricht nicht dem Sättigungsgefühl von 125 g Steak. Der Fleischesser wir hiermit zu einer abrupten Kalorienreduktion gezwungen. Besser wäre es deutlich mehr Gemüse zu essen.
9. Essen Sie möglichst nicht allein
Gute Idee.
10. Erledigen Sie Ihre Einkäufe am äußeren Rand des Supermarktes, und machen Sie einen Bogen um die Mitte
Ist das in Deutschland auch so? Es geht wieder um Fertiggerichte. Hier wird eine Vermeidungsstrategie propagiert. Ich bin der Überzeugung, dass es wichtiger ist, sein Verhalten zu ändern, das erreicht man aber nicht durch Verdrängung oder Vermeidung. Bewusst auf Fertiggerichte verzichten sollte der Ratschlag lauten.
11. Machen Sie Wasser zum Getränk Ihrer Wahl
Vielleicht darf es auch ein Tee sein. Hier fehlt mir der Hinweis, dass gerade Limonade-Getränke auch erheblich zur Fettleibigkeit beitragen. Und übrigens auch zu Gicht.
12. Essen Sie Tiere, die selbst gut gegessen haben
“Tierisches Eiweiß steckt voller gesunder Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und Antioxidantien ...“. Eiweiß ist Eiweiß und Fett ist Fett. Omega-3-Fettsäuren sind nicht in „Weiderind oder Wildschwein, Geflügel und Eiern ...“. Sie finden sich in Kaltwasserfisch und Leinöl. Gemüse und Früchte haben einen deutlich höheren Anteil an Antioxidantien als Fleisch oder Fisch. Fleisch ist außerdem kompakt, auf kleinem Raum viele Kalorien.
13. Gute Traditionen abgucken: essen wie die Franzosen, Japaner, Italiener und Griechen
Aber dann bitte auf die Traditionen schauen. Baguette scheint mir nicht so gesund. Auch das Frühstück in südlichen Regionen lässt häufig zu wünschen übrig.
14. Wenn Sie nicht hungrig genug sind, um einen Apfel zu essen, haben Sie keinen Hunger
Hier soll zwischen Gewohnheiten, Langeweile und Kummer als Grund fürs Essen zu wirklichem Hunger unterschieden werden. Vielleicht steht es im Buch genauer, was z.B. mit dem Apfel geschehen soll. Bleibt er am Baum der Erkenntnis oder wird es gegessen.
Insgesamt bin ich überrascht, dass es doch eine Menge Ratschläge gibt, die hilfreich bei gesünderer Ernährung und beim Abnehmen sein können. Ein Pfund pro Tag ist einfach illusorisch und auch nicht sinnvoll (Jojo-Effekt). Mich stört noch das „einfach“ im Konzept. Abnehmen ist nicht „einfach“. Es hängt auch nicht von guten Tipps ab. Entscheidend ist doch, ob es zu einer Verhaltensänderung kommt. Ob die automatisch kommt, wage ich zu bezweifeln.
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