Ich habe in den letzten
Wochen bereits ausführlich in Englisch über die wissenschaftlichen Erkenntnisse
beim Jahreskongress des American College of Rheumatology 2015 in San Francisco
berichtet. Der ACR 2015 der europäische Kongress EULAR 2015 sind die großen
Kongresse in der Welt der Rheumatologie gewesen. Auf diesen Kongressen werden
die neuesten Studien vorgestellt und mindestens als Zusammenfassung zugänglich
gemacht.
Im folgenden Text sind die
Links Verweise auf diesen Blog, aber auf die Artikel in Englisch.
Monoklonale Antikörper
Monoklonale Antikörper
sind Biologika, d.h. sie werden in Zellkulturen hergestellt. Sie tragen die
Enddung „…mab“ im Substanznamen (also
nicht im Namen des Präparates) und das steht für „monoclonal antibody“. Am
Substanznamen kann man erkennen, welcher Herkunft das Protein ist, gegen das
sich der Antikörper richtet: Antikörper von der Maus tragen die Endung –omab,
von Primaten die Endung –imab, chimäre Antikörper (ein Teil des Antikörpers ist
Mausprotein) die Endung –ximab, humanisierte Antikörper die Endung, humane
Antikörper die Endung –umab. Beispiele aus der Rheumatologie sind: Adalimumab,
Belimumab, Certolizumab, Golimumab, Infliximab, Rituximab, Tocilizumab,
Secukinumab, Ustekinumab. In der
Entwicklung sind: Brodaluma, Mavrilimumab, Sirukumab und weitere mehr.
Mavrilimumab
Auf dem ACR 2015 wurden
zwei Studien zu Mavrilimumab vorgestellt. Was fehlt noch für eine Zulassung? Es
gibt noch keine Phase-3-Studie und noch keine Daten zur Hemmung der
radiologischen Progression. Meine Vermutung ist, dass wir warten müssen, bis
104 Wochen Daten veröffentlicht werden. Aber ich war bereits skeptisch und im
Laufe der Zeit bin ich noch skeptischer geworden. Wir haben auch nichts mehr
von MOR103, einem anderen humanen, monoklonalen Antikörper gegen Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierender
Faktor-Rezeptor-α (GM-CSFR-α) gehört. Ich hoffe allerdings immer noch, dass dieses
Konzept aufgeht, da wir einen Mangel an Biologika mit alternativen Wirkweisen
haben, aber überzeugt bin ich immer noch nicht. Ich hoffe, dass dies im
nächsten Jahr ändern wird. Link zum Artikel auf Englisch: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/mavrilimumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html
Secukinumab
Es wurden mehr als 10
Publikationen über Secukinumab auf der Jahrestagung ACR 2015 in San Francisco
vorgestellt. Secukinumab richtet sich gegen den Interleukin-17A-Rezeptor. Secukinumab
stand bereits unter dem Namen Cosentyx in Deutschland für die Indikation von
mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zur Verfügung. Nach dem Kongress
und zwar seit dem 26.11.2015 ist Cosentyx in Deutschland auch in den
Indikationen Psoriasis-Arthritis und Morbus Bechterew zugelassen. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/secukinumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html.
Sarilumab
Es gab einige
Veröffentlichungen zu Sarilumab auf dem ACR 2015 in San Francisco. Sarilumab
ist ein monoklonaler Antikörper gegen IL-6, einem Botenstoff (Zytokin). Ich
denke, dass die Anzahl der Studien darauf hindeutet, dass Sanofi Sarilumab auf
den Markt bringen will; aber es ist noch zu früh, um für eine Zulassung der FDA
zu beantragen. Ich verfolge die Entwicklung rund um Sarilumab seit ein paar
Jahren. Ich hoffe immer noch, dass das Medikament auf den Markt kommt. Aber ...
brauchen wir Sarilumab? Was könnte Sarilumab uns geben, das wir nicht von Tocilizumab
bekommen? Werde ich meine IL-6-Inhibitor-Patienten in zwei Gruppen aufteilen?
Im Moment kann ich diese Fragen nicht beantworten. Und wir benötigen immer noch
Daten über die radiologische Progression. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/sarilumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html.
Tregalizumab
Es hat war eine
Veröffentlichung zu Tregalizumab auf dem ACR 2015 in San Francisco gegeben. Tregalizumab
(BT-061) ist ein humanisierter, anti-CD4-mAb und induziert selektiv
Treg-Aktivierung in vitro. Es scheint
ein interessantes Konzept zu sein; die Autoren der Studie weisen darauf hin:
"In früheren Studien wurde vorgeschlagen, die Wirksamkeit bei RA in Dosen
≥25 mg subkutan (SC).“ Aber lassen Sie uns zu den düsteren Wahrheiten der
Studie kommen. Die Autoren schlussfolgerten aus ihren Daten: "Keine der
getesteten Dosen von Tregalizumab zeigte eine signifikante Wirksamkeit in
Hinsicht auf die Verbesserung von Zeichen und Symptomen einer aktiven
rheumatoiden Arthritis in Woche 12 und 24 (basierend auf ACR20) ...“. Bedeutet
das nun, dass Tregalizumab aufgegeben werden sollte? Ich meine nicht. Wahrscheinlich
wird das Team um Ronald van Vollenhoven eine neue Idee vorstellen, wie das
Konzept doch funktionieren kann; vielleicht in Form einer Kombination.
Sirukumab
Es hat eine
Veröffentlichung zu Sirukumab auf dem ACR 2015 in San Francisco gegeben.
Sirukumab ist ein humaner MAB, der IL-6 bindet und für die Behandlung der
rheumatoiden Arthritis entwickelt wurde. Also würde Sirukumab sich mit
Tocilizumab und Sarilumab sich messen müssen. Dem Sponsor scheint aufgefallen
zu sein, dass er der dritte Hersteller sein würde, der einen Anteil vom Tortenstück
IL-6 bekommen will. Ich sehe einen Mangel an Engagement. Und tatsächlich sehe
ich auch keinen medizinischen Grund, einen weiteren IL-6-Hemmer zu bekommen. Link:
http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/sirukumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html.
Brodalumab
Es hat eine
Veröffentlichung zu Brodalumab auf dem ACR 2015 gegeben. Brodalumab ist ein
anti-IL-17-Rezeptor MAB, ein viel versprechendes neues Prinzip am Horizont
gegen Psoriasisarthritis wird der MAB schön geredet. Aber dann nur eine Studie!
Die Auswertung der klinischen Daten der Phase-2-Studie ist nicht sehr
überzeugend. Wo ist Daten über die radiologische Progression nach zwei Jahren?
Der Sponsor scheint nicht die Agenda voranzutreiben. Ich sehe keinen Grund,
warum nicht für eine Phase-3-Studie Patienten rekrutiert werden. Es sei denn,
man wartet darauf, wie erfolgreich Secukinumab ist. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/brodalumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html.
Certolizumab
Es gab 14 Publikationen zu
Certolizumab auf der Jahrestagung ACR 2015 in San Francisco. Ich zitiere im
englischen Text zwei Studien. Am 20. November bekam UCB eine positive Stellungnahme
vom CHMP (Ausschuss für Humanarzneimittel) der EMA (European Medicines Agency)
für Certolizumab Pegol (Cimzia) bei schwerer, aktiver und progressiver
rheumatoider Arthritis DMARD-naive Patienten zu behandeln. D.h. man kann das
Präparat sehr viel früher einsetzen. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/12/certolizumab-part-1-at-acr-2015-meeting.html.
Tanezumab
Es hat eine
Veröffentlichung zu Tanezumab bei Arthrose(!!!) auf der Jahrestagung ACR 2015
in San Francisco gegeben. Nach 2013 haben wir nicht viel über Tanezumab gehört,
weil die FDA einen teilweisen klinischen Stopp der Studien außerhalb von
Krebserkrankungen aufgrund von unerwarteten Nebenwirkungen dem Hersteller auferlegt hatte. Pfizer kündigte Anfang dieses Jahres an, die Phase 3 Studien zu
chronischen Schmerzen für Tanezumab wieder aufzunehmen. Tanezumab ist ein
humanisierter monoklonaler Antikörper, der selektiv auf den
Nervenwachstumsfaktor (NGF), einem Regulator der Schmerzverarbeitung und
Empfindlichkeit, gerichtet ist. Ich habe meine Probleme mit dem
Wiedererscheinen von Tanezumab in der Behandlung von Arthrose-Schmerzen. Die
Studien dauerten nicht lange genug an, um die langfristige Sicherheit zu
bewerten. Die Auswertung der alten Daten sagt uns nicht, ob Tanezumab besser
als Naproxen, Celecoxib oder Oxycodon ist. Sie sagt uns, dass Tanezumab besser
als Placebo ist. Hurra! Aber mal sehen, ob das Phase-3-Programm belastbare
Daten bringt. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/12/tanezumab-in-osteoarthritis-at-acr-2015.html.
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