Sunday, June 28, 2020

In 250.000 Jahren auf der Super-Erde – Projekt Arche



In einem Tweet berichtete @DLR_next [1] über "Zwei "Super-Erden" bei recht nahegelegenem Stern entdeckt“. Ein Forschungsteam unter Göttinger Leitung fand ein Mehrplanetensystem im Orbit von Gliese 887 [2] – in relativer Nähe, nur 11 Lichtjahre entfernt. Diese Super-Erden haben eine höhere Masse als die Erde, aber nicht so hoch wie etwa Uranus oder Neptun. Auf den beiden Super-Erden von Gliese 887 könnte flüssiges Wasser und eine Atmosphäre existieren.

Warum nicht die Menschheit bzw. die Natur der Erde dorthin bringen? Science Fiction hätte es jetzt einfach, da gibt es Wurmlöcher und WARP-Antrieb, Überlichtgeschwindigkeit und Kommunikation in der 5. Dimension. Hier jetzt aber nicht. Also 11 Lichtjahre weit mit 100.000 km/h zu fliegen macht etwa 120.000 Jahre aus. Und obwohl Parker's Solar Probe mit der dreifachen Geschwindigkeit geflogen ist [3], rechnen wir einmal mit „nur“ 50.000 km/h und 250.000 Jahren Flugdauer.

Zunächst müssen wir uns eine philosophische Frage stellen. Soll eine Menschheit, die eher Krieg führt als Frieden hält, die dabei ist, ihren Planeten unbewohnbar zu machen, überhaupt exportiert werden? Gute Frage. Nun, in der Hoffnung, dass es in Zukunft anders wird, entscheiden wir uns doch für den Flug nach Gliese 887. Wir nennen unser Projekt Arche, einerseits wie in Arche Noah, andererseits wie in arche – Griechisch für Ursprung, Anfang, also Neubeginn.

Während Parker's Solar Probe für den Geschwindigkeits-rekord steht, hält Voyager 1 den Rekord an Weite: zur Zeit ist die Sonde etwa 22,38 Milliarden Kilometer in den Raum vorgedrungen und hat eine Geschwindigkeit von etwa 61.000 km/h [4]. Das heißt aber, dass wir die 250.000 Jahre schaffen können. Das Raumschiff wird gestartet und fliegt dann – und fliegt. Und fliegt. Und fliegt.

Hier beginnen aber die Probleme. Wir wollen, dass etwas passiert am Ende der Reise bzw. schon vorher. Schauen wir noch einmal auf Voyager 1. Der Treibstoff für Lageänderungen reicht noch bis 2040, so dass die Sonde prinzipiell Kontakt mit uns halten kann, aber man rechnet mit den letzten wissenschaftlichen Ergebnissen in den nächsten fünf Jahren und den letzten Kontakt in etwa 10 Jahren. Warum ist das so? Die Radionuklidbatterien haben dann keine Energie mehr. Für das Projekt Arche heißt das: woher nehmen wir die Energie für den Autopiloten, der das Bremsmanöver einleiten muss? Geben wir uns ein paar hundert Jahre Zeit, dieses Problem zu lösen.

Voyager 1 wird in ca. 40.000 Jahren den Stern Gliese 445 passieren. Aber nicht die Sonde könnte nicht gebremst werden. Projekt Arche müsste also Treibstoff für das Bremsmanöver mitführen, was die Last des Raumschiffs erhöht. Geben wir uns ein paar hundert Jahre Zeit, dieses Problem zu lösen.

Was ist unsere Nutzlast? Vergessen wir kryokonservierte Menschen, Tiere, Pflanzen, denn es ist davon auszugehen, dass solches Biomaterial nicht 250.000 Jahre kosmische Strahlung übersteht. Wir sind auf Meeresniveau etwa 0,3 Millisievert pro Jahr an kosmischer Strahlung ausgesetzt, auf einer Raumsration im All (wie der ISS) sind es bereits um 200 Millisievert pro Jahr [5]. Was laden wir also ein? Baupläne und Ausgangsstoffe. Mit unserer aktuellen Technologie geht es aber nicht. Da ist die Kupferplatte von Voyager 1 noch die bislang beste Lösung, wenn es lediglich um eine Mitteilung geht. Wir benötigen einen Apparat, der DNA generiert, die in Zellen (?) dann zu Menschen, Tiere, Pflanzen ausreift. Geben wir uns ein paar hundert Jahre Zeit, dieses Problem zu lösen.

Projekt Arche ist bei Gliese 887 angekommen und in eine Umlaufbahn einer der Super-Erden eingeschwenkt.
Szenario 1:
Es besteht eine nicht atembare Atmosphäre. Das hätten wir aber schon 249.500 Jahre früher herausgefunden haben sollen!
Szenario 2:
Atembare Atmosphäre, aber die dortige Natur und unsere sind nicht kompatibel. Ende der Mission.
Szenario 3:
Atembare Atmosphäre, Natur ist kompatibel, aber die Intelligenz dort meint, für unser Projekt könne man sich nicht erwärmen. Ende der Mission.
Szenario 4:
Atembare Atmosphäre, Natur ist kompatibel, keine fremde Intelligenz. Projekt Arche kommt voran.

Und irgendwann werden die Vulkanier auch ein Projekt Arche starten. Geben wir ihnen ein paar hundert Jahre Zeit, alle Probleme zu lösen.


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