Thursday, June 11, 2020

Bindet Heilerde Nahrungsfette?


Keine Heilerde, aber ehrliche Gartenerde,
vom Maulwurf geprüft


Ich las dieser Tage: „Luvos-Heilerde bindet Nahrungsfette wie ein Schwamm“ und „Luvos-Heilerde mikrofein kann die Blutfettwerte dank seiner außergewöhnlichen Bindungsfähigkeit auf ganz natürliche Weise positiv beeinflussen.“ [1] Es ging bereits um den Tag des Cholesterins am 19. Juni. Deshalb die Offensive.

Lassen wir einmal außen vor, dass Nahrungsfette nicht nur aus Cholesterin bestehen. Was ist mit den Neutralfetten/Triglyzeriden? Der Text geht weiter und beschreibt die Veränderugen von HDL- und VDL-Cholesterin in den Wechseljahren der Frau, wenn weniger Östrogen produziert wird. Ich nehme an, dass es sich bei dieser Gruppe von Frauen um die Hauptklientel für Heilerde handelt. Das Verhältnis von HDL- und LDL-Cholesterin ist nur bedingt vom Nahrungscholesterin abhängig. Ob sich Änderungen im Gesamt-Cholesterin oder im Verhältnis von HDL- und LDL-Cholesterin durch die Einnahme von Heilerde ergeben, ist völlig unklar, da nicht beforscht. In Laborversuchen kann die Heilerde allerdings Cholesterin binden; aber das können Ballaststoffe aus Vollkorngestreide, Gemüse, insbesondere Leguminosen, und weiteren auch.

Wenn man sich die Beschreibungen der Hersteller / Vertreiber von der Zusammensetzung von Heilerde ansieht, dnn findet man z. B.: „Der Luvos-Löss besteht überwiegend aus den natürlichen Mineralien Silikat, Kalkspat, Dreischichttonminerale, Feldspat und Dolomit.“ [2] Und weiter: „Die häufigsten Elemente der Erdkruste sind auch die Hauptbestandteile von Luvos-Heilerde. Sie enthält in den Mineralien gebunden u. a. Silizium, Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium und Natrium sowie die Spurenelemente wie Kupfer, Mangan, Nickel, Selen und Zink.“ Was ich hier vermisse, ist das Aluminium. Aber Aluminium soll ja nicht so gesund sein, weshalb es nicht erwähnt wird! Aber es gibt noch den unabhängigen Wikipedia-Artikel: „Mineralogisch betrachtet besteht Heilerde im Wesentlichen aus Aluminium-Silikaten wie z.B. in Bentonit und anderen Mineralien in wechselnder Zusammensetzung.“ [3] Betonit (E558) ist seit 2013 in der EU als Lebensmittelzusatzstoff nicht mehr zugelassen. Bentonit ist weiterhin Bestandteil von Katzenstreu und wird in Gartenteichen und Aquarien eingesetzt. [4] Wieviel Aluminium durch die Heilerden der verschiedenen Hersteller erfolgt, ist unklar. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) empfahl, wöchentlich nur maximal 1 mg Aluminium pro kg Körpergewicht aufzunehmen (2015).

Heilerde bindet Stoffe, z.B. Medikamente, weshalb es zu verminderter Wirkung kommen kann. Aber auch Spurenelemente werden gebunden, da die Heilerde alle gleich behandelt. Die erhöhte Silikataufnahme kann zu Nierensteinen und auch zu einer interstitiellen Nephritis führen. „Während die positiven Effekte von Heilerde fraglich sind, sind Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten offenkundig“. [5]

Um die gestelle Frage „Bindet Heilerde Nahrungsfette?“ zu beantworten: für Cholesterin im Labortest nachgewiesen. Ob die Heilerde einen Einfluss auf das Gesamt-Cholesterin oder das Verhältnis von HDL- und LDL-Cholesterin wurde nicht untersucht und ist auch nicht schlüssig. Wenn Sie ein Problem mit erhöhtem Cholesterin haben, dann suchen Sie Ihren Arzt auf.
Wegen der unselektiven Bindung von Medikamenten und Spurenelementen und der ungeklärten Aufname von Aluminium ist die Einnahme aus meiner Sicht nicht zu empfehlen.


Links und Literaturangaben:

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