Friday, March 12, 2021

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 12.03.2021

相見時難別亦難,
東風無力百花殘。
無題
李商隱
Schwer sich zu sehen und ebenso schwer zu trennen,
Zu schwach ist der Ostwind und die Blumen verwelken.
Ohne Titel (Für eine Ungenannte)
Von Li Shang Yin


Echos
    du schreist
Worte
Und
Echos
Von
Wörtern
Von
Silben
Kehren
ZuRück
Ganz
Neu Zu-
    SamMen-
GeSetzT

Trügerisch
    die Helle
Über
Dem
See
Ist
Trügerisch
Denn
Nur
Am
Ufer
Gehen die
    Lichter
An

KopernikusStraße (BuchForst)
    die Pappeln
Wiegen
Sich
Im
AbendLicht
Des
Himmels
Und
Des Asphalts
    Der
Straße

Ruhe
    der Milan
Will
Nur
Seine
Ruhe
Und
Doch
Greift
Ihn
Die
Kleine Krähe
    Immer
Wieder an

Leben
    das Leben
Bleibt
Eine
Heraus-
    Forderung lebens-
Länglich

WinterWanderung
    der Wind
Schippt
Schnee
Von
Den
Bäumen
Und
Der
Schritt
Knirscht
Dazu
Auf dem
    VerEisten
Pfad

VerZicht
    das gelbe
Oder
Rötliche
Licht
Von
ProvinzBahnhöfen
Auch
Auf
Das
Müssen wir
    Jetzt
VerZichten

Mausoleum (ein Bochum-Gedicht)
    wir aber
VerStanden
Mausoleon
Maus
Oder
Leon
Und
Leon
VerSteckte sich
    Ganz
Schnell

Identisch, fast
    wir zählen
Die
MaulwurfsHügel
Nach
Jeden
Tag
Doch
Manche
VerSchwinden
Und andere
    Tauchen
Auf

SehnSucht
    FeuerLand
OstTurkestan
Timbuktu
SüdSee
Kathmandu
Sansibar
Oder
Der
Letzte Grund
    Für
SehnSucht

Schwerer SeeGang
    schlafTrunken
HinaufKlettern
In
Die
Takelage
Der
Sieben-Uhr-
NachRichten
[AusRichten]
    Zwei Grad
BackBord

Suizid
    denke nicht
Daß
Der
Suizid
Der
NotAusgang
Für diese
    Welt
Sei

Glück
    der Schlüssel
Zum
Glück
Da
Liegt
Er
TauBedeckt
Im Gras
    Und
VerRostet

Eis
    das Eis
Auf
Dem
See
Von
Oben
Bricht man
Ein
Und
Von
Unten
Bricht man
    Nicht
Durch

 


Li Shang Yin (813-858) war einer der großen Dichter der Tang-Periode und zwar zum Ende dieser Zeit. Martin Gimm, mein alter Professor am Ostasiatischen Seminar der Universität zu Köln, hat einmal etwas über ihn veröffentlicht: "Li Shangyin (812-858): Vermischte Epigramme. Eine Auswahl aus dem Zazuan." [In: Wolf Baus, Volker Klöpsch, Otto Putz, Peter Pörtner (Hg.): Hefte für ostasiatische Literatur, Nr. 24/Mai 1998, S. 13–21.]


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