Tuesday, March 26, 2024

Fraktur und Tätowierungen der Nazis

 



Ich habe ja eine merkwürdige Art, Spanisch zu lernen, zum Beispiel über die Podcasts von Estación Sur bei Cosmo Radio [1] oder über das Lernen von Vokabeln, Bücher und Comics lesen oder über as Anhören und Ansehen vonVideos. so zum Beispiel von einer spanischen Linguistin bzw. Sprachlehrerin, die auf Facebook und  anderen Plattformen postet. Sie nennt sich Linguriosa und dahinter verbirgt sich Elena Herraiz [2].

Vor einigen Tagen hörte und sah ich etwas von ihr über Frakturschrift [3]. Das Video trägt den Titel: ¿Qué se tatuaban los NAZIS? [4] Ich schrieb einen Kommentar: “Estoy interesado en la fuente de la transfusión incorrecta especificando el grupo sanguíneo en la escritura Fraktur, porque todavía no he encontrado esta pista interesante. Por cierto, Jussi Adler-Olson incluyó en su libro "La casa del alfabeto" una falsa transfusión provocada por un tatuaje, pero no tuvo nada que ver con la escritura Fraktur.“ [5] Darauf erhielt ich bisang keine Antwort. Ein anderer Kommentar lautete: „Me parece una buena idea.“ [6] Warum das keine so gute Idee ist, werde ich später zeigen.

Frakturschrift ist für viele Menschen heute verwirrend, ob sie nun aus Deutschland stammen oder nicht. Der Streit um die Schrift begann auch nicht erst in der Nazi-Zeit, sondern der Kampf der Schriften (Antiqua oder Fraktur) startete bereits im späten 19. Jahrhundert [7]. Adolf Hitler äußerte sich bereits 1934 gegen die Fraktur, in der er „romantische Vorstellungen“ sah, ihm paßte die  „vermeintliche gotische Verinnerlichung schlecht in das Zeitalter von Stahl ...“, also der Vorstellung seines Reiches. Erst 1941 wurde aber auf Antiqua umgestellt. Der Grund waren: Anordnungen in besetzten Gebieten konnten nicht gelesen werden bzw. erst gar nicht gedruckt werden, weil die bestehenden Druckereien Antiqua benutzten.

Linguriosa berichtet, daß die Waffen-SS mit Fraktur-Buchstaben ihre Blutgruppe eintätowiert bekommen hatten und es zu Fehltransfusionen gekommen sei. Jussi Adler-Olson hat in seinem Buch „Das Alphabethaus“ [8] beschrieben, wie sich einer der Protagonisten die Blutgruppe eines verstorbenen Waffen-SS-Offiziers eintätowiert und dadurch später eine nicht kompatible  Transfusion bekommt; das hatte jedoch nichts mit der Frakturschrift zu tun. Probleme hatte man auch mit Fraktur-Initialen bei den falschen Hitler-Tagebücher, die der STERN begonnen hatte abzudrucken [9]. Dabei hatte der Fälscher die Buchstaben A und F vertauscht, denn er wollte die Tagebücher mit den Initialen A.H. schmücken, hatte dann aber F.H. genommen. Es ist mir aber besser aus dem Film [10] in Erinnerung, wie man daraus bei der Zeitschrift Führer-Hauptquartier gemacht hat.

Die Tätowierungen waren entweder A, B, AB oder O. Da kann man sich auch nicht bei Fraktur irren. Etwas anderes war der Fall und das kann man auch auf Wikipedia nachlesen – sogar auf Spanisch [11]. Man wußte erst nach dem 2. Weltkrieg etwas über den Rhesus-Faktor und die Unverträglichkeiten waren darauf zurückzuführen. Deshalb halte ich es auch nicht für eine gute Idee, sich die Blutgruppe eintätowieren zu lassen, zudem es noch mehr Möglichkeiten gibt, daß eine Transfusion unverträglich wäre. Dafür testet man heute ganz anders. Die Blutgruppe nach ABO  kann man innerhalb einer Minute am Bett testen und vor einer Transfusion muss der Arzt dies auch am Bett testen. Das Wissen um die eigene Blutgruppe gibt keinen Vorteil und als Arzt dürfte man sich darauf auch nicht verlassen.

Einen Vorteil hatten jedoch die Tätowierungen der Waffen-SS – man hat dadurch Kriegsverbrecher identifizieren können. So hatte es auch etwas Gutes.


Links und Anmerkungen:
[1] COSMO en español – https://www1.wdr.de/radio/cosmo/programm/sendungen/estacionsur/livestream-estacion-sur-100.html
[2] Elena Herraiz Medina – https://es.wikipedia.org/wiki/Elena_Herraiz  
[3] https://www.facebook.com/reel/1098050024607566
[4] Etwa: „Daß sich die Nazis tätowiert haben?!“
[5] Etwa: „Mich interessiert die Quelle der falschen Transfusion unter Angabe der Blutgruppe im Fraktur-Skript, da ich diesen interessanten Hinweis noch nicht gefunden habe. Übrigens hat Jussi Adler-Olson in seinem Buch „Alphabet House“ eine durch eine Tätowierung verursachte falsche Transfusion aufgenommen, die jedoch nichts mit der Frakturschrift zu tun hatte.“
[6] Etwa: „Ich denke, das ist eine gute Idee.“
[7] Zum Antiqua-Fraktur-Streit: https://de.wikipedia.org/wiki/Antiqua-Fraktur-Streit
[8] Jussi Adler-Olsen: Das Alphabethaus. dtv, München 2012. ISBN: 9783423248945.
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Hitler-Tageb%C3%BCcher  
[10] Schtonk!; satirischer Spielfilm von Helmut Dietl aus dem Jahr 1992. https://de.wikipedia.org/wiki/Schtonk!
[11] https://es.wikipedia.org/wiki/Tatuaje_del_grupo_sangu%C3%ADneo  
[12] PS. ich habe extra eine Seite Fraktur aus einem alten Gesangbuch mit Liedern zum nahen Osterfest als Beispiel ausgewählt.
 
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