Aktuell feierten wir den letzten Sonntag vor der Passionszeit, der gewöhnlich Estomihi [1] genannt wird. Estomihi kommt von „Esto mihi in Deum protectorem, et in locum refugii, ut salvum me facias.“ („Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet.“) [2]. Es ist dies der Beginn von Psalm 31. Der Wochenspruch lautet: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ [3] Die Freundschaft zu Jesus verlangt seinen Jüngern und damit uns viel ab. Sie werden mit ihm nach Jerusalem ziehen und seine Leiden sowie seinen Tod miterleben, insbesondere die Frauen. Jesus kündigt ihnen die Leiden und seinen Tod an. Um zu verstehen, was er sagt, müssen sie Herz und Ohren öffnen ("Wer Ohren hat, der höre!").
Die Lesung aus dem Evangelium nach Markus behandelt die erste Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung [4]. Ich finde den 33. Vers besonders interessant: „Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“ Petrus hatte Jesus wegen der Ankündigung von Leid und Tod gescholten. Wie schnell ist man doch auf dem falschen Gleis und in der falschen Richtung unterwegs!
Die Lesung aus dem Alten Testament steht beim Propheten Amos [5]. Ich lese oder höre sie besonders gerne wegen des Verses: „Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder.“ Die Passage schließt ab mit: „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ Die aktuelle politische Weltlage zeigt Versagen an so vielen Stellen. Es ist nicht tröstlich, daß auch vor ca. 2750 Jahren die Menschen versagten, aber es stimmt mich betrüblich, daß wir das fortführen. „Die Wahrheit hat keine Stunde. Ihre Zeit ist immer und gerade dann, wenn sie am unzeitgemäßesten scheint.“ sagte Albert Schweitzer, und weiter: „Wagen wir, die Dinge zu sehen, wie sie sind.“ [6] Wir können das Vergangene nicht ändern, aber wir können uns ändern, damit „Recht ströme wie Wasser“.
Der Predigttext geht über die Geschichte von Marta und Maria [7]. Jesus und die Jünger kehren bei Marta und Maria ein. Marta kümmert sich um Bewirtung und Unterbringung der Gäste. Maria setzte sich Jesus zu Füßen und hört ihm zu. Marta tritt zu Jesus und sagt: „Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll!“ Der Herr aber antwortet: „Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.“ Jesus hat die Sorgen und Mühen von Marta wahrgenommen, aber er gibt ihr zu bedenken, daß es noch etwas Besseres, nämlich das, was Maria gewählt hatte, gibt: dem Rabbi zuzuhören. Das Wichtigere sollte zuerst kommen und danach kann auch für die Bewirtung gesorgt werden. Mir kam bei dieser Stelle in den Sinn, als Jesus in das Haus von Petrus kam und dessen Schwiegermutter an Fieber erkrankt war. Jesus heilte sie; „und sie stand auf und diente ihm.“ [8] Das kann man auch ziemlich falsch verstehen. Frauen sind doch häufiger in der Bibel erwähnt und trotzdem kommen sie zu kurz. Das mag schon am Editieren liegen wie sicherlich auch an der patriarchalischen Gesellschaft. Hans Conrad Zander geht den Bewirtungen in seinem Buch „Ecce Jesus“ nach, er nennt den zweiten Teil des Buches „Jesus von Nazareth c/o Maria Magdalena“ [9]. Ich möchte mich jetzt einmal weit hinauslehnen, wahrscheinlich werden eben so viele Frauen wie Männer in Neuen Testament namentlich erwähnt; nicht nur in den Evangelien, sondern auch in der Apostelgeschichte und den Briefen. Paulus grüßt Männer und Frauen. Denken wir auch, wer bei der Kreuzigung zugegen war und wer die Aufstehung Jesu Christi als erste wahrgenommen haben – es ware die Frauen! Dieses Jahr werden wir in der evangelischen Kirche 50 Jahre Gleichstellung der Pfarrerinnen mit den Pfarrern feiern. Vielleicht muss man auch Peinlichkeiten feiern. Na gut, noch peinlicher ist schließlich der Bundestag, der noch im Dezember 1954 einen Antrag über die Aufhebung der Vorschriften zu den amtlichen Bezeichnungen einer unverheirateten Frau (Fräulein) ablehnte [10].
Die liturgische Farbe ist Grün. Erstmals feierten wir wieder in der Versöhnungskirche, da die Heizung repariert ist. Ein nettes Gesteck stand auf dem Altar, allerdings feierten wir um das Taufbecken – Karnevalssamstag in Köln! Die Ficusbäume, die der Kirche gut taten, haben leider das Heizdebakel nicht überstanden. In Kall war wieder ein prächtiges Arrangement zu sehen. Ich hatte es sofort fotografiert, da ich befürchtete, daß es wg. seiner Schönheit später nicht mehr da sein könnte. Ich werde jetzt nicht die Entrückung von Henoch [11] anführen, denn das wäre dann doch etwas übertrieben.
Die liturgische Farbe ist Grün. Erstmals feierten wir wieder in der Versöhnungskirche, da die Heizung repariert ist. Ein nettes Gesteck stand auf dem Altar, allerdings feierten wir um das Taufbecken – Karnevalssamstag in Köln! Die Ficusbäume, die der Kirche gut taten, haben leider das Heizdebakel nicht überstanden. In Kall war wieder ein prächtiges Arrangement zu sehen. Ich hatte es sofort fotografiert, da ich befürchtete, daß es wg. seiner Schönheit später nicht mehr da sein könnte. Ich werde jetzt nicht die Entrückung von Henoch [11] anführen, denn das wäre dann doch etwas übertrieben.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/estomihi/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Fastensonntag#Vorpassion Ps 31,3
[3] Lk 18,31
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MRK.8 Mk 8,31–38
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/AMO.5 Amos 5,21–24
[6] Albert Schweitzer (1875-1965) war ein französisch-deutscher Theologe (Elsaß-Lothringen), Organist, Arzt und vieles mehr. „1953 wurde ihm der Friedensnobelpreis für das Jahr 1952 zuerkannt, den er 1954 entgegennahm.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Schweitzer
[7] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/LUK.10 Lk 10,38–42
[8] Mt 8,14.15
[9] Hans Conrad Zander: Ecce Jesus - Ein Anschlag gegen den neuen religiösen Kitsch. Rowohlt, Reinbek bei Hamburgv1992. ISBN: 3-498-07657-4. S. 63 ff.
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%A4ulein
[11] 1Mose 5,18–24 oder auch Lk 3,37
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auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/estomihi/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Fastensonntag#Vorpassion Ps 31,3
[3] Lk 18,31
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MRK.8 Mk 8,31–38
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/AMO.5 Amos 5,21–24
[6] Albert Schweitzer (1875-1965) war ein französisch-deutscher Theologe (Elsaß-Lothringen), Organist, Arzt und vieles mehr. „1953 wurde ihm der Friedensnobelpreis für das Jahr 1952 zuerkannt, den er 1954 entgegennahm.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Schweitzer
[7] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/LUK.10 Lk 10,38–42
[8] Mt 8,14.15
[9] Hans Conrad Zander: Ecce Jesus - Ein Anschlag gegen den neuen religiösen Kitsch. Rowohlt, Reinbek bei Hamburgv1992. ISBN: 3-498-07657-4. S. 63 ff.
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%A4ulein
[11] 1Mose 5,18–24 oder auch Lk 3,37
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