Hübner arthoro® arthrose

Heute war ich im Bioladen. Da lag die Zeitschrift „natürlich“ zum Mitnehmen aus, und ich Blödmann nehme sie natürlich auch mit. Ein Ärgernis ist für mich die Seite 28, aufgemacht wie eine redaktionelle Seite, allerdings mit dem kleinen Hinweis „Anzeige“. Hier wird Hübner arthoro® arthrose beworben. „Arthoro® arthrose dient der diätetischen Behandlung von akuten, arthrotischen Gelenkschmerzen.“ Das kann das Präparat nun schon gar nicht. Wie soll etwas, das langfristig den Knorpel aufbauen soll, akute Schmerzen beheben? Soviel gesunden Menschenverstand sollte die Marketingabteilung den potentiellen Käufern schon zutrauen.

„Der Wirkstoffkomplex bildet die Verbindung aus der Aminosäure L-Prolin und Vitamin C.“ Es handelt sich um Hydroxyprolin, wie auch der Geschäftsführer Wilhelm Baier in der Anzeige bestätigt. Ja, Hydroxyprolin ist ein Bestandteil des Knorpels und nein, er muss nicht extra zugeführt werden. 30% des menschlichen Eiweißes besteht aus Kollagen, also ein hundsgemeines Feld-Wald-und-Wiesen-Protein;es setzt sich aus den Aminosäuren Prolin, Glycin und Hydroxyprolin zusammen, also nicht-essentiellen Aminosäuren. Die Aminosäuren sind in jedem Eiweiß enthalten. Hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Kollagen  Vielleicht kennen Sie Kollagen als Inhaltstoff aus Gummibärchen oder Lakritze, aus Sülze und Aspik. http://blaue-gummibaerchen.blogspot.de/2009/05/die-inhaltsstoffe-des-gummibarchens.html. „Gelatine ist in Apotheken, Drogerien und Reformhäusern erhältlich.“ Oder im Lebensmittelhandel. Oder Sie lassen es ganz sein, denn eine Wirksamkeit bei der Verhinderung von Arthrosen ist nicht nachgewiesen. Nicht für Gelatine, Kollagen und schon gar nicht für die Zufuhr geringer Mengen von Hydroxyprolin.

Der Spaß kostet aktuell 25,99 Euro im Monat. Leider kann ich nicht entdecken, wie viel Hydroxyprolin im Präparat sind. Aber vielleicht hilft die folgende Angabe weiter: 100 g Eigelb enthalten 1,2 g Prolin.

Wieder einmal muss ich von einem Präparat abraten.

Nachtrag am 06.05.2013:
Herr Dr. med. Winfried Miller wollte mich in einigen Punkten korrigieren und schrieb: „Es ist L-Prolin enthalten und nicht Hydroxy-Prolin! Hydroxy-Prolin würde nicht in die Tripelhelix des neu-gebildeten Kollagens eingebaut werden!“ Das stimmt natürlich nicht. Ich zitiere einmal aus dem Taschenatlas der Biochemie aus dem Thieme Verlag, einsehbar auch hier: http://www.blogger.com/blogger.g?blogID=1428969590789818099#editor/target=post;postID=7968116235052110487;onPublishedMenu=overviewstats;onClosedMenu=overviewstats;postNum=1;src=link:

Die Kollagensynthese soll durch die Gabe von drei Gramm Prolin gesteigert werden. Diese Aminosäure macht aber nur 10% des Eiweißes Kollagen aus, wo kommt dann der Rest her? Richtig, aus der Nahrung – und da ist dann auch genügend Prolin und Hydroxyprolin bzw. deren Vorläufer vorhanden, da der Körper diese Aminosäuren selbst herstellen kann.