Wer hätte nicht gleich den
Dalai Lama mit einem frohen Lachen im Gesicht vor Augen, wenn man über
Buddhismus und Glück redete?
Man nimmt an, dass die
heitere Gelassenheit der Buddhisten durch regelmäßige Meditation über positive
Emotionen erreicht wird. Aber gibt es das nicht auch im Christentum?
In dem Kirchenlied
"Wer nur den lieben Gott läßt walten" von Georg Neumarck aus dem Jahr
1657 findet sich folgende Zeile: "Man halte nur ein wenig stille / und sei
doch in sich selbst vergnügt".
Meister Eckehart spricht
in seiner 45. Predigt "In omnibus requiem quaesivi" von der Ruhe. Die
ganze Schöpfung ist auf der Suche nach Ruhe. Zugrunde liegen der Predigt Verse
des 24. Kapitels im Buch Jesus Sirach. "Bei ihnen allen suchte ich einen
Ort der Ruhe, ..." (Sir 24,7) Oder: "In der Stadt [Jerusalem], die er
[Gott] ebenso liebt wie mich, fand ich Ruhe, ..." (Sir 24,11)
Man kann diese Ruhe in
beiden Testamenten an vielen Stellen finden, wie z.B.:
"Er antwortete: Mein
Angesicht wird mitgehen und dich zur Ruhe bringen." (2.Mos 33,14)
"Besser eine Hand
voll Ruhe als beide Fäuste voll Mühe und Haschen nach Wind." (Pred 4,6)
"Kommt her zu mir,
alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf
euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen
demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen. (Mt 11,28.29)
Han Shan (寒山) ist bei uns im Westen
durch Gary Snyder bekannt geworden. Die Zeichen bedeuten "kalter
Berg". Es handelt sich um einen vagabundieren Poeten der Tang-Zeit; und so wundert es nicht, dass er Pate stand für Jack Kerouacs "The Dharma Bums". Han Shan wanderte durch die Wälder, lachte viel, meditierte in der Natur und schrieb
Gedichte auf Fels und Baum. Eng verbunden war er dem Guo Qing Kloster/Tempel (国清寺). Das Kloster stammt aus dem ausgehenden 6. Jahrhundert und existiert noch. 300 Gedichte von Han Shan sind
überliefert - aber die meisten chinesischen Gedichtsammlungen haben 300
Gedichte! "Ich sitze stillvergnügt zwischen den Klippen", schreibt er
in einem Gedicht.
Die
schlimmsten Dinge, die den heutigen Menschen passieren können, sind ein ruhiger
Ort und dabei ein leerer Akku des Smartphones. Aber vielleicht braucht man
nicht die sofortige Erleuchtung, sondern nur ein langsames Zulassen von Phasen
der Ruhe. Und dann fällt der Stress von einem ab und man erfährt heitere Gelassenheit und ist doch in sich selbst
vergnügt.
Ein ruhiger Ort ist ganz schnell fort. Ruhe ist nicht geschützt und Schönheit in der natur auch nicht...in meinem Dorf wird ein ruhiger Ort nach dem anderen für praktische Zwecke zerstört, auch von den sogenannten Grünen. Wasserkraft, Geothermie, Umgehungsstrassen alles viel wichtiger.
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