Letzten Januar fand in München das 9. TNF-alpha-Forum
statt. Ich hatte nicht darüber berichten können, da ich keinen Zugriff auf
meinen Blog hatte. Ich möchte dies nicht nachholen, denn das nächste Forum
steht in 6 Wochen an. Aber einige Dinge möchte ich doch in aller Kürze
mitteilen.
Einleitung
Es wurden Rheumatologen, Gastroenterologen und
Diabetologen begrüßt, aber wir stellten dann doch fest, dass die Dermatologen
gemeint waren. Diese drei Fachrichtungen setzen insbesondere TNF-alpha-Inhibitoren
neben anderen Biologika ein. Die Dermatologen warnen mit 12%, die Gastroenterologen
mit 51% und Rheumatologen 37% vertreten.
Prof. Müller-Ladner gab eine Übersicht, wie aus „Treat
to Target“ (T2T) „Treat to Partizipation“ (T2P) wird.
Prof. Stellmacher berichtete über unterschiedliche
Ziele. Welches Ziel hat der Patient? Unter Umständen strebt der eine Berentung
an und es kann ihm gar nicht besser gehen.
Schlecht sind lange Belehrungen des Patienten, da er
nach einiger Zeit abschaltet, weil er die vielen Informationen nicht mehr
verarbeiten kann. Besser sind kurze Inhalte, auch Wiederholungen, jedes Mal.
WIN Sessions (WIN -
What is new?)
Prof. Schulze-Koops berichtete über die rheumatoide
Arthritis.
Bei der rheumatoiden Arthritis sollte immer bei der
Therapie mit einem Biologikum die Kombination mit Methotrexat (MTX) angestrebt
werden – egal welches Biologikum. Egal, welches? Auch Tocilizumab gehört zu
denen, die statistisch gesehen profitieren und wirksamer sind.
Interessanterweise sind das aber Abatacept und Rituximab nicht. Gerade bei
Rituximab machen die Kassen bisweilen Schwierigkeiten, wenn MTX nicht als
Kombinationspartner gegeben wird. Man könnte dann aber MTX auf 10 mg
reduzieren.
Für Therapieentscheidungen sollen Aktivitäts-Scores
genutzt werden, bzw. wenn die Scores sich verschlechtern, muss die Therapie
eskaliert werden.
Bei Wirkversagen der TNF-Inhibitoren, sollte eine
anderes Wirkprinzip gewählt werden.
Spacing (Verlängerung des Intervalls) ist aktuell nicht
mit Daten belegbar.
PD Podubbny hatte die Spondyloarthritiden zum Thema.
Bei der Diagnostik der Spondyloarthritiden ist die
Radiologie immer noch erstes bildgebendes Verfahren. Bei besonderer
Notwendigkeit (z.B. junge Frauen) kann das MRT an diese Stelle rücken. Das CT
ist nur bei besonderer Differentialdiagnostik von Bedeutung.
Brodakinumab wird wahrscheinlich nicht weiter verfolgt,
da sich Suizidgedanken bei Probanden eingestellt hatten.
Tofacitinib u. U. Wirksam, aber es ist unklar, ob die
Indikation weiter verfolgt wird.
Prof. Nüsslein stellte die „EULAR Recommendations /
Empfehlungen” bei Psoriasisarthritis vor.
Prof. Burmester stellte sich der Frage „Was kommt
danach?“ – also was kommt nach den TNF-alpha-Inhibitoren.
Clazakinumab - IL-17 und IL-23 sind eingestuft als
„Akte geschlossen“, jedenfalls bei der rheumatoiden Arthritis.
Baricitinib wurde zur Zulassung bei der FDA (amerikanische
Zulassungsbehörde) eingereicht.
Bispezifische Antikörper. Ich selbst bin da weniger
enthusiastisch, da ich z.B. die Kombination von anti-TNF mit anti-IL-17 nicht
nachvollziehen kann, zumindest bei der rheumatoiden Arthritis. Aber prinzipiell
ist es wahrscheinlich einfacher, eine Studie mit einem bispezifischen
Biologikum durchzuführen, als gleichzeitig zwei in Kombination zu untersuchen.
Er spricht sich für eine Arthritis-Frühsprechstunde
aus.
Oliver Schröder berichtet über hohe drop-out Raten bei
Studien zur Ernährung.
Für Polyphenole gibt es keinen klinischen Ansatz.
Fasten soll Vorteile haben.
E spricht sich für verschiedene
Nahrungsergänzungsmittel aus; anders als ich.
Für die Rheumatologie gibt es keine sicheren Studien
(Cochrane-Analyse).
Prof. Krause sprach zu neurologischen Problemen.
Vaskulitiden – axonale Schädigung.
Sjoegren – schnell periphere neurologische Schädigung.
Small fiber neuropathies bei Kollagenosen –
elektrophysiologisch nicht feststellbar. Hautbiopsie notwendig.
White matter lesions kommen bei 60-90jährigen in
>90% vor und sind dann ohne Bedeutung.
Weitere hatte ich nicht ausgearbeitet. Das wird 2017
aber wieder anders sein.
Insgesamt war die Veranstaltung sehr interessant. Auch
Vortragende, die man häufiger sieht und hört, traten mit frischen Vorträgen an.
Ich erwarte, dass dieses hohe Niveau auch im nächsten Jahr gehalten wird.
PS.: Wen es betrifft: die Erkrankung heißt Takayasu
(„S“) und nicht Takayashu („Sch“) Arteriitis. Ich weiß immer noch nicht, was
die Menschen dazu drängt, Takayasu *Takayashu*
auszusprechen; die Takayasu Arteriitis wurde nach Mikito Takayasu (高安右人) benann, 安 kann man in der
sinisierten Lesung アン, also „an“ lesen, in
der japanischen Lesung jedoch やす, also „yasu“.
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