Tuesday, April 22, 2014

Fibromyalgie und Traditionelle Chinesiche Medizin (TCM)


Ich lese gerade über TCM und Fibromyalgie. Mir stehen die Haare zu Berge! "... , Erkrankte werden gern an den Psychiater weitergeleitet"; nein, werden sie nicht. Fibromyalgie-Erkrankte haben dort nichts zu suchen. "Die chinesische Medizin betrachtet die Krankheit primär als somatische Störung." Und sekundär? Die Einteilung in somatische, psychische und psychosomatische Erkrankung stammt aus der Schulmedizin und ist auch dort nicht unwidersprochen. Diese Einteilung gehört nicht zur TCM; warum wird sie also hier benutzt? "Fibromyalgie beruht ihr [TCM] zufolge auf Fehlentwicklungen der immunologischen Steuerung und beginnt meist mit nicht "erfolgreich" durchgestandenen Infekten." Immunologische Steuerung ist ein Begriff der Schulmedizin und die kann diese Annahme nicht bestätigen. "Auch kaum noch erinnerte, in der Kindheit erfahrene Infektverläufe sind von Bedeutung." Das ist aber praktisch! "Das Ziel ist, den Patienten zu befähigen, rheumatische Prozesse über die Schleimhäute zu eliminieren, ...". Was ist mit rheumatischen Prozessen und was soll über Schleimhäute eliminiert werden? Über welche Schleimhäute? Warum sollte das Ziel sein, "rheumatische Prozesse über die Schleimhäute zu eliminieren"? Für die meisten Patienten sind keine oder weniger Schmerzen das Ziel.
"Das Fibro-Myalgie-Syndrom (FMS) ist eine moderne Krankheit mit zunehmender Verbreitung." Nein, es ist ein Syndrom, für das wir schon länger die Beschreibung haben. "Die Schulmedizin tut sich mit Ursachenforschung, datengestützter Diagnoseerhebung und Behandlung der Krankheit schwer." Das ist falsch. Die Schulmedizin beschäftigt sich sehr eingehend mit der Ursachenforschung, z.B. sogar mit aufwendigen genetischen Studien. Was bitte soll das "datengestützt" vor der Diagnoseerhebung? Warum Diagnoseerhebung und nicht Diagnose? Die Schulmedizin hat Diagnosekriterien entwickelt, die zur Diagnose führen. Wie die Diagnose in der TCM gestellt wird, wird leider nicht verraten. "Sie [Schulmedizin] neigt dazu, die Krankheit als "psychosomatisch" einzustufen und den Patienten an den Psychiater weiterzuleiten." Nein, sie neigt höchstens dazu, den Psychologen mit ins Behandlungsteam zu nehmen.
"Zunächst müssen als "Altlasten" zu bezeichnende Schlackenstoffe mobilisiert und ausgeleitet werden." Was für "Schlackenstoffe" sollen das denn sein? Es handelt sich um eine überholte Hypothese, die noch nie belegt werden konnte. Welche Stoffe werden durch welche Methode in welchem Maß aus dem Körper geschafft? Alles messbar! Aber wenn es nichts zu messen gibt, kann man auch kein Ergebnis liefern. Die gebetsmühlenartige Wiederholung einer Hypothese jedenfalls reicht nicht als Wirksamkeitsnachweis aus.

"Akupunktur, Moxibustion, Schröpfen sind zu nennen, ferner Körpertherapien wie Shiatsu, Tuina [推拿, das heißt drücken und ziehen, also Massage], Psychotonik nach Glaser, Fuß-Reflexzonen-Behandlung." Was haben Psychotonik nach Glaser und Fuß-Reflexzonen-Behandlung in der TCM zu suchen? Dies sind jedenfalls keine Behandlungsmethoden einer traditionellen Chinesischen Medizin. Die aktuelle S3-Leitlinie zum Fibromyalgiesyndrom: "Der Gebrauch komplementärer und alternativer Maßnahmen wird mit Ausnahme von dem zeitlich befristeten Einsatz von Akupunktur nicht empfohlen."

Ich kann in diesem Ansatz keine Lösung des Problems Fibromyalgie entdecken. Eher wird hier versucht, eine 
wissenschaftlich nicht hinreichend geprüfte Hypothese als Therapie zu vermarkten.

Link: http://www.fibromyalgie-tcm.de/  

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