Monday, May 15, 2023

K. und die BahnFahrt

K. trat aus dem Regen in die BahnhofsVorhalle. Die Decke des KuppelBaus lag hoch, aber er kümmerte sich nicht darum und bemerkte auch nicht den hallenden Klang seiner Schritte, sondern ging zum FahrKartenSchalter, während sein Begleiter zu einem Automaten ging, um sich eine BahnSteigKarte zu lösen. K. besprach sich mit dem Beamten hinter der GlasScheibe des Schalters und entschied sich für eine Fahrt in einem Abteil der ersten Klasse jedoch gegen einen LiegeWagen, denn er war zu aufgewühlt, um an Schlaf auf der Fahrt denken zu wollen. K. bekam zwei kleine PappKarten, die für die Fahrt und den SitzPlatz bestimmt waren, aber schäbig aussahen, obwohl es sich doch um die erste Klasse handelte. K. wollte sich die RegenTropfen vom Mantel streichen, aber er war schon wieder fast trocken. Der Begleiter von K. wartete bereits an der Sperre des BahnSteigs. Als sie auf dem BahnSteig waren, sprachen sie wenig, aber sie sprachen miteinander. K. blickte auf die ZigarettenStummel, die auf dem Bahnsteig und im GleisBett lagen. Sie unterstrichen das hoffnungslose Grau des Bahnsteigs und den Abstieg der Stadt, die nie wieder zu ihrer Größe nach dem Krieg zurück gefunden hatte. K. bot seinem Begleiter eine Zigarette an, nahm  selbst eine und zündete sie mit einem FeuerZeug an. Der Rauch trieb deutlich sichtbar in der feuchten RegenLuft umher. Sie blickten den sich laufend ändernden RauchKringeln nach. Sie traten ihre Zigaretten aus, als der Zug mit einer schwarzen, fauchenden Lokomotive einfuhr. Das Kreischen der Bremsen unterbracht ihre Abschiedsworte, die K.und sein Begleiter aber dann wiederholten, als der Zug stand. K. stand bei einem NichtRaucher-Waggon und mußte einen weiter, denn er hatte einen Platz in einem Raucher-Abteil gewählt. Nicht, daß er unbedingt rauchen wollte, aber er sich gerne die Option offen – wie auch in anderen Dingen. Er nickte seinem Begleiter zu, der daraufhin den BahnSteig in Richtung Ausgang verließ.
K. betrat das Abteil und überlegte, was das eigentlich für ein Geruch sei. Der Geruch im Abteil erinnerte K. an abgestandenen Rauch, sicherlich auch ein PutzMittel, Polster, Feuchtigkeit, Staub. Er sah, ohne sich Bücken zu müssen, die rund gefegten Ecken. K. hatte einen FensterPlatz und freute sich schon darauf, die Warnungen lesen zu können: „Nicht hinauslehnen. E pericoloso sporgersi. Ne pas se pencher au dehors. Do not lean out of the window.“ Gleich in vier Sprachen, so liebte er es. Am meisten aber zog ihn das Italienische an: „E pericoloso sporgersi.“ Ein wohliges Gefühl verbreitete diese Warnung: Venedig, Sonne, Gondeln, Chianti – bis zum Pinot Grigio war er noch nicht gekommen. K. zog seinen Mantel aus, setzte sich und blickte auf das stumpf getretene Linoleum und eine verblichene Werbung für Echt Kölnisch Wasser. Man konnte das Licht von hell nach gedämpft stellen und da K. alleine im Abteil saß, tat er dies auch. Das Rattern während der Fahrt lullte K.ein und er schlief ein, ganz entgegen seiner Annahme, allerdings nur sehr flach. K.  träumte von Zügen, die hell erleuchtet aneinander vorbeiRasten, um immer meinte er, jemanden im anderen Zug zu erkennen. Da wurde er jäh durch die DampfPfeife geweckt, da der Zug an einem unbeschrankten BahnÜbergang vorbeiFuhr. Die Fahrt war längst zur NachtFahrt geworden. Das Ziel spielte in seinen Gedanken schon längst keine Rolle mehr. K. nickte ein und hoffte, daß er an seinem Ziel wieder wach sein würde.

 

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