Friday, June 2, 2023

K. und die Plakate

K. erwachte nach tiefem Schlaf fand sich auf einer Bank in einem Walde wieder. Der Wald gestattete nur mattes Licht am Boden. Es war ein weit reichende Wald, der nur aus Fichten bestand. Er hatte Instruktionen bekommen, so sollte K. je ein Wahlplakat mit vier ReißZwecken an jedem dritten Baum befestigen. Plakate und ReißZwecken befanden sich in einer UmhängeTasche. Es war ein langweiliger, gleichförmig Wald der nicht zum Aufenthalt einlud. Der Untergrund federte unter den Nadeln. Nur ab und zu sah er einen toten Ast mit Pilzen. Kein Grün, keine Blume. So ging K.  einige Tage durch den Wald und schlug an jeden dritten Baum ein Wahlplakat. Die Richtung war nicht vorgegeben, so ging er immer geradeaus, gerade wie es kam. Und immer, wenn er alle Plakate angeschlagen hatte, da wurde es Abend und das Licht schwand. Aber K. fand er immer eine roh gezimmerte Liege mit Decke und Kissen und etwas zum Essen. Dann legte er sich nieder und wenn er wieder aufwachte, hatte er wieder eine Tasche, gefüllt mit WahlPlakaten und ReißZwecken. So ging er dann einige Tage lang und verrichtete sein TagWerk. An einem Tag aber, nachdem er die Hälfte der Wahlplakate an die Fichten geheftet hatte, entschloss sich K., die andere Hälfte nicht  anzuschlagen. Er ging weiter, aber er fand keine SchlafStatt undauch kein Essen. IrgendWann fiel K. erschöpft um und schlief bis zum nächsten Morgen. Da war seine Tasche wieder mit neuen WahlPlakaten und ReißZwecken gefüllt. So ging er denn weiter und heftete ein WahlPlakat nach dem anderen an die Fichten. Nie hatte er einen Weg überquert und nie hatte er einen WaldwirtschaftsWeg entdecken können. Der Wald ging immer so weiter – Baum für Baum. Eines Abends war seine BettStatt unter einem schrägen Dach und wirklich, kaum war er dort angekommen, fing es an zu regnen. K. schlief etwas unruhiger in dieser Nacht. So ging es Tage weiter. K. schlug  die WahlPlakate mit den ReißZwecken an. Und kam danach abends an. Und aß und schlief. Dann eines Tages sah K. einige Schritte neben dem Weg, den er sich ausgedacht hatte,  einen Zettel und er ging darauf zu. Der Zettel war verwittert, nichts war mehr auf ihm zu erkennen – und doch: es war eindeutig ein Wahlplakat, so groß wie seine, und auch mit vier ReißZwecken an den Baum geheftet. Die ReißZwecken waren etwas verrostet. K. verwirrte dies ein wenig, aber er ging dann weiter und dann erst kam es ihm in den Sinn, etwas genauer auf die Wahlplakate zu schauen, die er jeden Tag anheftete. Es war ein einfaches Bild. Mit dem Hinweis: Wählt Z.! Z. der Kandidat der ZentrumsPartei. Er hatte diesen Z. früher einmal gesehen und überlegte eine Weile. Und schließlich erinnerte sich K., daß sich Z. vor 10 bis 12 Jahren zur Wahl gestellt hatte, aber nicht gewählt wurde. Was war weiter mit Z. geschehen? K. wußte es nicht. Und weitere Tage und Nächte vergingen in der Routine, die sich eingestellt hatte. Immer wieder heftete K. die WahlPlakate von Z., der vielleicht schon verstorben war, an die einzelnen Bäume. Dann fand K. einen Zettel, der lesbar war und nicht von ihm stammte. K. war sehr erstaunt, denn es das WahlPlakat lautete: Wählt K.! K. der Kandidat der FortschrittPartei. Und da war sein Bild, aber K.  war weder Mitglied in der FortschrittsPartei noch hatte er sich je zur Wahl gestellt. 

.




No comments:

Post a Comment