Tuesday, November 20, 2012

Lodotra auf dem Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Rheumatologie


Lodotra wurde auch in zwei Studien auf dem Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Rheumatologie (ACR – American College of Rheumatology) 2012 in Washington vorgestellt. Rieke Alten et al.: Improved Fatigue-Related Quality of Life in CAPRA-2, a 12 Week Study of 5-Mg Modified (Delayed) Release Prednisone in Rheumatoid Arthritis. (Abstract 367) und F. Buttgereit et al.: Relationship Between Morning Stiffness Duration and Severity, Pain Intensity, and Measures of Disease Activity in a 12 Week Efficacy Study of a Modified (Delayed-Release) Prednisone Plus Disease-Modifying Antirheumatic Drugs in Rheumatoid Arthritis (Abstract 1274). Es handelt sich nicht um zwei Studien, sondern um Ergebnisse aus einer Studie, nämlich der CAPRA-2 Studie. Diese Studie war doppelblind, Placebo kontrolliert und randomisiert, also so wie man sich Studien wünscht. Wirklich? Der Haken ist nämlich in den Abstracts nicht mehr zu sehen, wurde aber auf dem Poster zu Abstract 1274 gezeigt. Die Patienten mussten auf einer stabilen Therapie mit DMARDs sein („Basistherapie“ – Einsatz von LWAR, langwirksame antirheumatische Medikamente), was üblich bei solchen Studien, aber sie hatten eine hohe Krankheitsaktivität und zwar betrug der DAS28 5,2. Das ist die Höhe! Denn ein DAS28 von 5,2 ist nun eine Höhe an Aktivität bei der man die Basistherapie nicht unverändert lässt. Alle Glukokortikoide („Kortison“) sind dann wirksam. Also auch Lodotra. Das Problem liegt weder in der Studie selbst noch in den Ergebnissen – da stimmt schon alles. Aber anstatt die bestehende Basistherapie zu optimieren oder zu wechseln, wird als vermeintlicher Retter Lodotra eingesetzt. Ein Durchbrechen des normalen Rhythmus der Freisetzung von Kortisol durch ein Glukokortikoid abends oder mit Freisetzung in der Nacht führt zu einer besseren Wirksamkeit aber auch zu einer höheren Nebenwirkungsrate. Deshalb gibt man als Arzt ungern abends Glukokortikoide. Wenn Sie das Thema interessiert, schauen Sie einmal bei meinem Kollegen Dr. med. habil. Volker Nehls nach:
http://www.immunendokrinologie.de/html/chronobiologie.html Stichwort: Chronotherapie.
Zusammenfassend haben mich diese beiden Studienergebnisse in meiner Skepsis gegenüber dem Produkt Lododra bestärkt. Durch geschicktes Marketing soll hier ein altes Medikament teuer an den Mann bzw. die Frau gebracht werden.

Ältere Texte zu Lodotra: http://rheumatologe.blogspot.de/2010/06/lodotra-meine-probleme-mit-der-neuen.html und http://rheumatologe.blogspot.de/2012/06/modified-release-prednisone.html (englisch).


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