Wednesday, November 7, 2012

RUP – Rheuma- und Präventionszentrum



Ich hasse es, wenn man Patienten für dumm verkauft! Wenn man in Patienten eine Goldgrube sieht, in der man schürfen und sich bereichern darf; nebenbei Alphonse Daudet schildert so etwas schon in der Geschichte: Die Legende vom Manne mit dem goldnen Gehirn.

Jetzt geht es wieder einmal um die Knochendichtemessung (wie schon hier: http://rheumatologe.blogspot.de/2012/10/knochendichtemessung-osteodensitometrie.html). 

Bei der Knochendichtemessung (Dexa) nehme ich die Bildchen hin, aber sie sind nur für die Patienten bunt gestaltet, der Arzt benötigt nur die schwarz-weiße Darstellung, was wo und wie gemessen wurde sowie die Messwerte. Aber diese Werte muss man interpretieren können. Der Kollege vom RUP kann es offensichtlich nicht: „Ergebnis: Ihr Messergebnis entspricht einem T-Score von -2,8. Dies entspricht 71% der Norm. Unter Berücksichtigung der rheumatischen Grunderkrankung ergibt sich rechnerisch ein T-Score von -3,3“. Der T-Score (oder T-Wert) für den 3. Lendenwirbelkörper betrug -3,5 und war niedrigster Wert. Dieser Wert ist ausschlaggebend und nicht irgendwelche nachträglich berechneten Werte. Es geht nämlich darum, das schwächste Glied der Kette zu ermitteln, um dann durch eine geeignete Therapie das Risiko für einen Knochenbruch zu verringern. Leitliniengemäß gilt ein T-Score bis -1,0 noch als normal, bis -2,5 spricht man von Osteopenie (Verringerung der Knochendichte) und darüber von Osteoporose. Der Wert spricht also für eine Osteoporose. Unser RUP-Mediziner schreibt allerdings: „Ein T-Score bis -4 gilt in Ihrer Altersgruppe als normwertig.“ Nein, gerade nicht. Je älter eine Altersgruppe, desto niedriger wird die durchschnittliche Knochendichte dieser Altersgruppe, aber deswegen nimmt doch das Risiko für eine Fraktur bei erniedrigter Knochendichte nicht ab! Unser RUP-Mediziner diagnostiziert als falsch eine Osteopenie und empfiehlt die Einnahme „vor allem eines Vitamin D Präparates“.
Drei Seiten weiter finde ich das Ergebnis einer Vitamin D Bestimmung, die hochnormal ausgefallen ist. Der RUP-Mediziner kommentiert das Ergebnis: „Ihr Vitamin D Spiegel ist sehr gut. Es ist nicht vonnöten durch ein Nahrungsergänzungsmittel den Vitamin D Spiegel anzuheben.“ Einige Zeilen später schreibt er aber: „Viel Erfolg beim Anheben Ihres Vitamin D Spiegels wünscht Ihnen ...“.

Zusammenfassend werden sinnvolle Untersuchungen missbraucht, um Geld zu machen. Die hochtrabenden Texte entpuppen sich als Bausteine, die um die bunten Bildchen herum platziert werden.

Seien Sie vorsichtig im Umgang mit IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen)! Schnell wird Ihnen das Geld aus der Tasche geszogen!

PS. Natürlich haben wir die Patientin mit einem Bisphosphonat behandelt. Zusätzlich zu einer schweren entzündlich-rheumatischen Erkrankung kann man nicht noch eine Fraktur gebrauchen. Wundert es Sie jetzt, wenn ich Ihnen sage, dass der RUP-Mediziner überhaupt nicht nach diesem Medikament gefragt hat?

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