Und wie sprechen Sie Açaí aus? Atzai? Atschai? Eijeijei! Es
wird Aßai, also ähnlich wie in Allegro Assai, ausgesprochen, denn es kommt aus
dem Portugiesischen bzw. Brasilianischen. Der wissenschaftliche Name ist
Euterpe oleracea; zur Erinnerung: Euterpe ist eine der neun griechischen Musen, die
Vertreterin der Tonkunst und der lyrischen Poesie. Es handelt sich um eine
Palmenart, bei uns auch Kohlpalme genannt, von der die Palmherzen und die
Beeren genutzt werden (1). Unter den Geschmacksnuancen der Beeren finden sich
adstringierend, erdig und fettig. Aber bei uns kommt sowieso nur
gefriergetrocknetes Pulver in den Handel.
Für die
Palmherzen muss man den Stamm fällen, aber da die Palmen mehrstämmig sind,
sterben sie dadurch nicht ab.
Der hohe Gehalt
an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen hat die Acai-Beere in den Stand
eines Superfoods katapultiert, aber ist der Gehalt so viel höher als in anderen
Früchten, die zudem noch frisch erhältlich sind?
Was ist
drin in Acai-Beeren?
Die Früchte enthalten einen hohen Anteil an Ballaststoffen. Unter den 32,5 g Fett pro 100 g finden sich auch 12,5% Linolensäure. Außerdem finden sich β-Sitosterin, die Vitamine C&A (Schleichwerbung geht so einfach), sowie Kalzium und Eisen. Der hohe Anteil an der Omega-3-Fettsäure ist einerseits wünschenswert, aber in einem Pulver sorge ich mich doch um die Haltbarkeit, da die Fettsäure so ungeschützt ist und schneller ranzig wird. β-Sitosterin ist interessant und dazu nachstehend mehr. Der Gehalt an Polyphenolen wie Ferulasäure (z.B. auch im Weizenbier vorhanden), p-Hydroxybenzoesäure, Procyanidin, Protocatechusäure (sehr interessant in der Wikipedia Artikel dazu – (3)), Syringinsäure und Vanillinsäure nimmt unter Lagerung und Hitzeeinwirkung ebenso ab. In einer Studie zu antioxidativen Aktivität an elf Sorten von Fruchtmus schnitten z.B. Erdbeeren und Weintrauben besser als Acai-Beeren ab (4).
Gesundheitliches
Aufgrund des Gehaltes an Polyphenolen werden der Acai-Beere viele gesundheitliche Vorteile zugeschrieben, z.B. soll sie antientzündlich, herzschützend und antiproliferativ wirksam sein. Behauptungen zu angeblichen gesundheitlichen Vorteilen können in der Regel nur sehr begrenzt begründet werden (2). Traditionell wird die Acai-Beere gegen Fieber, Hauterkrankungen, Magen-Darm-Beschwerden und Parasiten eingesetzt. Es werden unwahre Behauptungen zur Verbesserung von Diabetes mellitus, der Veränderung der Penisgröße und der Potenz, Gewichtsverlust und weiteren mehr besonders im Internet verbreitet. Es gibt bislang keine wissenschaftlich kontrollierten Studien zur Acai-Beere. β-Sitosterin, ein Phytosterin, besitzt in der chemischen Struktur Ähnlichkeit mit Cholesterin (5). Es ist im Pflanzenreich weit verbreitet. β-Sitosterin wird bei der benignen Prostatahyperplasie und gegen zu hohes Cholesterin eingesetzt, z.B. als Margarinezusatz. Problematisch kann eine unentdeckte Sitosterolämie sein (6). Es handelt sich um eine angeborene und wahrscheinlich seltene Fettstoffwechselstörung, bei der die Aufnahme bzw. die verminderte Ausscheidung von ß-Sitosterin zu einer frühzeitige Arteriosklerose führt. Bislang sind erst 40 Fälle in der wissenschaftlichen Literatur veröffentlicht worden, aber die Erkrankung kann Hyperlipidämie fehldiagnostiziert werden.
Superfood
oder nicht?
Oder
nicht! Die Acai-Beere unterliegt einem fürchterlichen Hype. Die Inhaltsstoffe
sind über heimische Früchte genauso gut bzw. sogar noch besser verfügbar. Wenn
Sie sich in Mittel-/Südamerika bzw. in Brasilien aufhalten und die Frucht aus
exotischen Gründen frisch verzehren möchten, machen Sie das. Hier würde ich
aufgrund des langen Weges und der oben beschriebenen Nachteile sowie das doch hohe Preisniveau (20 € für 100 g) darauf
verzichten.
Links:
Weitere
Bewertungen von Superfoods unter dem Stichwort "Superfoods" hier auf
diesem Blog.
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