In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht
ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht.
Dietrich Bonhoeffer [1]
ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht.
Dietrich Bonhoeffer [1]
Der heutige Sonntag heißt Palmarum oder Palmsonntag [2]. Das geht auf den Einzug von Jesus Christus nach Jerusalem zurück, als die Menschen Kleidung und Palmzweige auf seinen Weg legten. Und so steht es auch im Evangeliumstext für den heutigen Sonntag: „Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“ [3]
Der Wochenspruch lautet: "Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben." [4] Nach der katholischen Tradition werden an Palmarum Palmzweige geweiht und zu Hause ans Kreuz gesteckt. In der evangelischen Kirche wurde häufig an Palmarum konfirmiert (da war früher, also vor 40-50 Jahren, das Schuljahr zu Ende). Heute wird häufiger nach Ostern konfirmiert. In Kall fand eine Taufe statt. Viele Texte wurde auch in Englisch verlesen, da ein Teil der Familie extra aus England angereist war.
Für die Lesung aus dem Alten Testament war die Stelle aus dem Buch des Propheten Jesaja vorgesehen, die vom „Knecht Gottes im Leiden“ berichtet [5] und die in das Gedicht „Er weckt mich alle Morgen“ von Jochen Klepper eingegangen ist, das seinerseits von Rudolf Zöbeley vertont wurde und als Lied 452 im Evangelischen Gesangbuch zu finden ist [6]. Die sogenannten Gottesknechtlieder stammen aus dem zweiten Teil des Buches Jesaja. Der erste Teile wird Protojesaja (Kapitel 1–39), der zweite Deuterojesaja (Kapitel 40–55) [7] und dritte Tritojesaja (Kapitel 56–66) genannt. Die Textstelle des Propheten endet drastisch: „Siehe, Gott der Herr hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie ein Kleid zerfallen, Motten werden sie fressen.“
Die Lesung aus dem Evangelium steht im Johannesevangelium und beinhaltet die bereits ganz vorne erwähnte Textstelle: „Der Einzug in Jerusalem“ [8]. Die Begebenheit wird auch von den Synoptikern geschildert; es lohnt sich, diese gegen das Evangelium nach Johannes zu lesen [9]. Mir sagt die Schilderung nach Lukas am meisten zu, vielleicht weil sie so endet: „Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“
Musikalisch hatte Köln einen Höhepunkt mit einer Toccata zu „Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft“ [10]. In Kall war dies ein Duett mit Klavierbegleitung von Felix Mendelssohn Bartholdys „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ [11]. Außer Konkurrenz lief für mich am Sonntagabend die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach mit Collegium Vocale Gent / Philippe Herreweghe in der Philhamonie Köln [12].
In der Versöhnungskirche hatte das Altargesteck nur wenig Bedeutung und es war bunt und streckte sich empor. Das Gesteck in Kall war gut durchdacht und prächtig anzusehen. Die einzelne violette (oder besser indigofarbene) Blüte erinnerte mich an die einzelne weiße Blüte inmitten der nachtblaue Schwertlilien (Iriden) von Vincent van Gogh – es geht dabei um Einsamkeit, um Verlassenheit [13]. Darum herum waren rote Blüten gruppiert, die teilweise doch dem Violett (aktuelle liturgische Farbe) sehr nahe kommen und als Farbe des Feuers und der Liebe auch gerechtfertigt sind. Eine passende Abrundung eines gelungenen Gottesdienstes.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 204
https://www.dietrich-bonhoeffer.net/zitat/285-in-mir-ist-es-finster-aber/
Dietrich Bonhoeffer (04.02.1906-09.04.1945) war ein lutherischer Theologe und wurde im KZ Flossenbürg hingerichtet – besser gesagt ermordet auf Befehl Adolf Hitlers. Erst vor wenigen Tagen hat sich sein Todestag zum 80. Mal gejährt. https://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer
[2] https://kirchenjahr-evangelisch.de/palmsonntag/
[3] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.12 Joh 12,12–19
[4] Joh 3,14b.15
[5] Jochen Klepper (1903–1942) und Rudolf Zöbeley (1901-1991): https://www.youtube.com/watch?v=Pd5ZzrSm3rA
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ISA.50 Jes 50,4–9
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Deuterojesaja
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.12 Joh 12,12–19
[9] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.21 Mt 21,1-11
https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MRK.11 Mk 11,1-10
https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/LUK.19 Lk 19,29-40
[10] EGplus: Beiheft zum Evangelischen Gesangbuch für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck. Kassel 2017. ISBN: 978-3894778927. Lied Nr. 34.
[11] „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (MWV B 53) ist eine Vertonung von Psalm 91,11-12 aus dem Jahr 1844. Hier ist eine Fassung Orchester und Chor: https://www.youtube.com/watch?v=40CnTO3EJHw
[12] Johann Sebastian Bach (1685 – 1750): Johannes-Passion BWV 245 (1724) / Oratorium für Soli, Chor und Orchester; Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe. Mir gefielen besonders: Maude Gratton (Orgel), Marie Luise Werneburg (Sopran), Alex Potter (Countertenor), Emanuel Laporte (Oboe) und Taka Kitazato (Oboe).
https://www.koelner-philharmonie.de/de/programm/js-bach-johannes-passion/4171
https://www.koelner-philharmonie.de/media/filer_public/56/b3/56b361d7-9201-477f-aac3-2bdc58a10f61/2025-04-13.pdf
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