„EXPRESS Die Woche“ verstopft mir einmal in der Woche den Briefkasten, obwohl ich draußen eine Mitteilung angebracht habe, daß ich diese Zeitschrift und andere Werbung nicht erhalten möchte. Nun fiel mir dieses Werbeblatt in die Hände [1]. Auf der erste Seite sah ich: „Der Rhein läuft ein. Der Pegel sinkt immer weiter [bla bla bla]“, aber daneben stand eben auch eine Spalte: „Verbote an den stillen Feiertagen. Am Gründonnerstag, 17. April 2025, sind ab 18 Uhr alle öffentlichen Tanzveranstaltungen verboten.“ Das geht so weiter bis Karsamstag 6:00 Uhr in der Frühe. Das hat mich nun einigermaßen überrascht, denn ich dachte immer, diese Verordnung würde erst in der Nacht gelten. Da bin ich der Frage nachgegangen, ob Gründonnerstag mit Tanz in den Mai konkurrieren könnte. Und alle, die gerne in den Mai tanzen, dürfen aufatmen -: auf keinen Fall, denn der späteste mögliche Termin für einen Gründonnerstag ist der 22. April. Dann wir können uns aber wieder ganz dem Gründonnerstag zuwenden.
Auch wenn viele Menschen an Gründonnerstag grünes Gemüse essen, der Begriff selbst hat nicht mit der Farbe Grün zu tun, sondern er basiert auf greinen (klagen). Liturgisch hat die Farbe Grün sowieso nichts vor und an Ostern zu suchen. Gehen wir deshalb schon hier einmal der Frage nach den liturgischen Farben nach [2]:
Palmarum / Palmsonntag · Violett (Bußfarbe)
Gründonnerstag · Weiß (Christusfarbe)
Karfreitag · Schwarz (Trauerfarbe) / Violett / Nichts
Karsamstag · Schwarz (Trauerfarbe) / Violett / Nichts
Osternacht · Weiß (Christusfarbe)
Ostersonntag · Weiß (Christusfarbe)
Da dringt schon das Licht in die vorösterliche Zeit ein, bevor es erst noch einmal zappenduster wird. Da darf an man von Gründonnerstag an schon klagen!
In der Nacht, die zu Verrat, Verhaftung und Verurteilung führt, liegt Jesus gemeinsam mit seinen Jüngern zu Tisch und stiftet das Abendmahl: „Das ist mein Leib – das ist mein Blut. Solches tut zu meinem Gedächtnis“. [3] Der Wochenspruch lautet: „Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR.“ [4] Das soll uns daran erinnern, daß der Ursprung des Abendmahls das jüdische Passafest ist. Es ist Tradition geworden, daß wir Gründonnerstag an langen Tischen sitzen und mit einem in die Liturgie eingefügtem Essen das Abendmahl feiern. Das Abendmahl bekommt eine leichtere, lebendigere Form. Es entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft, wenn wir Brot und Wein mit dem Nachbarn teilen. Die Einsetzung des Abendmahls kann man gut im ersten Brief an die Korinther nachlesen [5]: „Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“
In der griechisch-orthodoxen Kirche werden Brot und Wein zu Leib und Blut Christi (Epiklese); das Wie wird als Geheimnis (Mysterium) bezeichnet [6].
In der römisch-katholischen Kirche werden Brot und Wein zu Leib und Blut Christi verwandelt (Transsubstantiation); äußerlich bleiben Brot und Wein in ihrer Erscheinungsweise, aber innerlich haben sie sich gewandelt.
So ähnlich sah es auch Luther, der darüber mit Ulrich Zwingli stritt. In „Die Gegenwart Christi in Brot und Wein“ [7] schreibt Martin Luther: „Denn wir haben für uns den klaren, hellen Text und das Wort Christi ...“: „Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.“ [8] Und ähnlich steht es auch in seinem kleinen Katechismus [9].
In der reformierten Kirche sind Brot und Wein Symbole, die „durch den Heiligen Geist mit Leib und Blut Christi, der im Himmel ist, vereinigt“.
Der Heidelberger Katechismus antwortet auf die Frage (78) „Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?“ [10]: „ Nein. Wie das Wasser bei der Taufe nicht in das Blut Christi verwandelt wird ...“. Hmh, das Taufwasser habe ich bislang nicht als Blut angesehen … und werde es auch in Zukunft nicht tun! Obwohl der Heidelberger Katechismus die Taufe mit Wasser als eine exoterische Form einer esoterischen Reinwaschung durch das Blut Christi anzusehen scheint.
Nach dem Abendmahl ging Jesus mit den Jüngern in den Garten Gethsemane und Markus schildert es dann so: „Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ [11] Werner Tiki Küstenmacher überlegte, ob es nicht vor Jesus andere gegeben hätte, die sich Engel hätten schicken und den Kelch wegnehmen lassen [12]. Anders als die islamische vorbestimmte Welt hat die jüdisch-christliche Welt von Gott den freien Willen geschenkt bekommen. Wenn man an die „Gottessöhne“ [13] denkt, dann ist die Idee von einer freien Entscheidung Jesus, sich dem Willen des Vaters zu unterwerfen, die Werner Tiki Küstenmacher dargelegt hat, nicht so unmöglich, wie man zunächst meint.
Das Altargesteck ist nicht so besonders, aber schlecht fotografiert. Man hat versucht, die nicht aktuelle liturgische Farbe (Violett) in das Gesteckt hineinzuarbeiten. So viel zum guten Willen. Was allerdings nicht für die Fotos gilt.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] EXPRESS Die Woche, Ausgabe Deutz …, 17.04.2025, S. 1.
[2] https://www.liturgische-konferenz.de/kalender/liturgische_farben.html
[3] https://kirchenjahr-evangelisch.de/gruendonnerstag/
[4] Ps 111,4
[5] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Korinther11 1.Kor 11,23b-26
[6] Evangelischer Erwachsenenkatechismus. Glauben – erkennen – leben, im Auftrag der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche herausgegeben von den Geschäftsführern der Katechismuskommission der VELKD Manfred Kießig, Lothar Stempin, Horst Echternach, Hartmut Jetter unter Mitarbeit von Gerhart Herold, 7. aktualisierte Auflage, Gütersloh 2006. S. 562 ff.
[7] Luther lesen: Die zentralen Texte. Bearbeitet und kommentiert von Martin H. Jung. Vandenhoeck & Ruprecht; 2. Auflage 2017. S. 136-137
[8] https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us26 Mt 26,26b-28
[9] Dr. Martin Luthers kleiner Katechismus mit Erklärung. Mit einem Vorwort von Helmut Korinth. 24. Auflage (d.i. 1982). Fünftes Hauptstück: das Abendmahl, S. 158 ff.
[10] Evangelisches Gesangbuch für die Landeskirchen Rheinland Westfalen und Lippe, Gütersloher Verlagshaus 1996 (wie [1]). S. 1344-1345.
[11] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MRK.14 Mk 14,35.36
[12] Werner Tiki Küstenmacher: Die neue 3-Minuten-Bibel. Pattloch, München 2013. ISBN: 978-3-629-13008-2. S. 126.
[13] 1 Mose 6,2; Hi 1,6; Hi 38,7
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