Monday, April 28, 2025

Altargesteck für Quasimodogeniti 26/27.04.2025

 


Buckel
Was wäre Quasimodo ohne Buckel?
Und erst der Buckelwal?


Der heutige Sonntag wird Quasimodogeniti genannt [1]. Dies geht auf den ersten Petrus-Brief zweites Kapitel, Vers 2 zurück: „quasi modo geniti infantes rationabile sine dolo lac concupiscite ... bzw. Vulgata: sicut modo geniti infantes rationale sine dolo lac concupiscite ... [und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein]“ [2]. Die Bezeichnung Weißer Sonntag (eigentlich römisch-katholische Kirche) geht auf die weißen Taufgewänder zurück, die nach einer Woche abgelegt wurden. Und das englische Whitsunday bezeichnet Pfingsten und nicht diesen Sonntag.

Der Wochenspruch steht im ersten Petrusbrief: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ [3]  Als Kernaussage des heutigen Sonntags kann man direkt aus dem Evangelium zitieren: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ [4].

Gehen wir sofort auf den Text für die Lesung aus dem Evangelium (Johannesevangelium) ein, der bereits zitiert wurde. Er bezieht sich auf die Zweifel von Thomas, der auch Zwilling genannt wurde. Die Jünger saßen bis auf Thomas hinter verschlossenen Türen und Jesus kam zu ihnen. Sie sahen seine Wundmale. Später erzählten sie Thomas davon, der meinte, er könne es nur glauben, wenn er es selbst sähe und seine Finger in die Wundmale legte. Das geschah dann auch und die letzten drei Verse lauten: „Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Ich dachte immer schon, daß die anderen gegenüber Thomas zu gut weggekommen waren. Ich meine, daß der Zweifel wichtig ist. Er ist sozusagen die Kehrseite der Medaille Glauben. Was wäre das für ein Glauben, der keinem Zweifel widerstehen müßte?! Als Jesus die elf Jünger vor dem Sendungsbefehl nach Galiläa auf einen Berg beschieden hatte, heißt es: „… einige aber zweifelten.“ [5] An anderer Stelle zweifelte Petrus [6]. Wir erleben Thomas schon an anderer Stelle, der wissen will, um nicht zu zweifeln: „Thomas spricht zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie können wir den Weg wissen?“ [7] Mich hat der Zweifel schon lange interessiert [8]. Wird nun Thomas für seine Zweifel abgestraft. Ganz im Gegenteil, Jesus nimmt die Zweifel von Thomas ernst und kann sie ausräumen, indem er ihn die Wundmale fühlen läßt. Thomas sagte: „Mein Herr, mein Gott!“ [9] Schon bei den Zeitgenossen des Evangelisten, ist dies nicht mehr möglich. So kann der Zweifel nur durch den Glauben überwunden werden.

Der Predigttext steht wie der Wochenspruch im ersten Petrusbrief [10]. Dieser Brief weist eine genauso hohe theologische Komplexität auf wie etwa der Römerbrief. Über den Verfasser wissen wir nichts. Mit Simon Petrus hat er natürlich nichts zu tun. In der Lesung geht es um die „Lebendige Hoffnung“. Durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten wir uns im Himmel ein unvergängliche, unbeflecktes und unverwelkliches – so der Text – Erbe im Himmel bewahrt. Es ist von Leid/Anfechtungen die Rede, in denen sich der Glaube bewähren soll. Dann aber: „ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.“ Wenn man den Text überfliegt, dann wirkt er wenig hoffnungsvoll, wenn man ihn genauer liest, dann sieht man, daß man im Glauben bereits jetzt und hier Teil hat an der „Seelen Seligkeit“, sprich dem ewigen Heil. Und deshalb schrieb auch Paulus: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ [11]

Weißer Sonntag, die liturgische Farbe ist Weiß und das brachten auch die beiden Altargestecke zum Ausdruck. Nach den gut besuchten Ostergottesdiensten fielen die leeren Plätze jetzt an Quasimodogeniti doch auf. Hätte Karl Marx Recht, dann müßte die bedrängte Kreatur sich der Religion zuwenden [12], tut sie aber nicht, sie wendet sich dem Faschismus zu.





Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/quasimodogeniti/    
[2] https://www.bibleserver.com/text/LUT/1.Petrus2      
[3] 1. Petr 1,3
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.20 Joh 20,19–20(21–23)24–29, hier Vers 29
[5] Mt 28,17
[6] Mt 14,31 („Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“)
[7] Joh 14,5
[8] Zweifel – Grenzerfahrung zwischen Patient und Arzt  https://rheumatologe.blogspot.com/2012/08/zweifel-grenzerfahrung-zwischen-patient.html   
[9] Joh 20,28 – vielleicht eine Anspielung auf Sach 13,9.
[10] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/1PE.1 1. Petr 1,3–9
[11] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/PHP.4 Phil 4.4
[12] „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.“ Karl Marx
https://de.wikipedia.org/wiki/Opium_des_Volkes

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