Tuesday, April 22, 2014

Krebsrisiko für Prostata unter Nahrungsergänzungsmitteln erhöht


Ich habe kürzliche den Bericht "Selenium, vitamin E supplements increase prostate cancer risk" von P.J. Skerrett in Harvard Health gelesen. Er berichtete über die SELECT-Studie (Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial). Ich halte diese Ergebnisse für wichtig und möchte sie hiermit auch im deutschsprachigen Raum verbreiten. Bereits seit Jahren beschäftige ich mich mit Nahrungsergänzungsmitteln, hier ist der Link zu einem ausgearbeiteten Vortrag: http://rheumatologe.blogspot.de/2013/04/nahrungserganzungsmittel-bei.html
Die SELECT-Studie wurde im Jahr 2001 gestartet. Mit N=36.000 handelt es sich um eine sehr große Studie. Die Männer wurden in vier Gruppen eingeteilt: a. 400 IE Vitamin E und 200 µg Selen; b. 400 IE Vitamin E und ein Placebo; c. 200 µg Selen und ein Placebo; d. zwei Placebos. Die Studie war doppelblind, d.h. weder Arzt noch Studienteilnehmen wußten, was in den zwei Kapseln drin war. Die Studie sollte bis 2011 laufen, wurde aber drei Jahre früher gestoppt, da sich kein Vorteil für Selen, Vitamin E oder die Kombination zeigten und es doch Hinweise darauf gab, dass diese Nahrungsergänzung Schaden anrichten könnte.
Es wurde nun bei 5.000 Studienteilnehmern über die Analyse von abgeschnittenen Zehennägeln ermittelt, wie denn die Ausgangslage zur Selenversorgung war. Es stellte sich heraus, dass die Nahrungsergänzung von Vitamin E bei niedriger Selenversorgung die Entwicklung des hochmalignen Prostatakarzinoms förderte. Selen mit oder ohne Vitamin E förderte die Entwicklung des hochmalignen Prostatakarzinoms bei Männern, die mit einer hohen Selenversorgung die Studie begannen. In der Placebo-Gruppe (d.) zeigt sich zwischen Männern hoher oder niedriger Selenversorgung kein Unterschied, d.h. der Unterschied ist dem Nahrungsergänzungsmittel (Selen) anzulasten.
Skerrett interviewte Dr. Marc Garnick, Professor an der Harvard Medical School und Onkologe am Beth Israel Deaconess Medical Center, sowie Chefredakteur von Harvards "Annual Report on Prostate Diseases". Dr, Garnick rät seinen Patienten, keine Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen, auch keine Multivitaminpräparate, die Selen und/oder Vitamin E enthalten. Er hält die neuen Daten für sehr besorgniserregend und folgert daraus, dass Gesundheitsversprechen von Nahrungsergänzungsmitteln so lange ignoriert werden müssen, bis sie in großen Studien dies auch nachgewiesen haben. Und ich ergänze, bis sie auch ihre Unbedenklichkeit nachgewiesen haben.

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