Thursday, April 10, 2014

Ist MMS ein Wundermittel?

  
Haben Sie auch so eine Email bekommen?
„Für AIDS, Hepatitis A, B und C, Malaria, Herpes, Tuberkulose, die meisten Krebsformen und viele weitere ernste Erkrankungen gibt es nun eine Lösung.“ Jim Humble
„In Afrika nahmen mehr als 75.000 Menschen an verschiedenen Praxistests teil...“ – handelt es sich um ethisch nicht tragbare Experimente an Menschen?
„Die Regierung von Malawi führte unabhängig davon auch eigene Testreihen mit MMS durch. Die Heilungsquote lag bei 99 Prozent.“ – hier kann man bereits erkennen, dass dieses Wundermittel überhaupt nichts nachgewiesen hat, denn diese Testreihen sind erfunden.
„Als Erfinder bin ich der Ansicht, dass diese Informationen zu wichtig sind, als dass eine einzelne Person oder Gruppe die alleinige Kontrolle über das Mittel haben sollte.“ Jim Humble – es geht um Natriumchlorit. Das ist ein Desinfektionsmittel – und das hat Herr Humble nicht erfunden.
Natriumchlorit hat die Summenformel NaClO2. Man kann es leicht verwechseln mit Kochsalz (Natriumchlorid, Summenformel NaCl. Natriumchlorit benutzt man zur Herstellung von Chlordioxid, und das benutzt man zur Desinfektion von Wasser.
Nach Wikipedia wird MMS als Quacksalberei eingestuft. Der Brisbane Supreme Court untersagte die Verwendung von MMS als nicht zugelassenes Heilmittel (2009). Die Gesundheitsbehörden von Kanada und den USA (FDA) warnten ebenfalls vor der Anwendung von MMS. Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Natriumchlorit


Wenn Sie also auch die Email von MMS erhalten haben, dann denken Sie daran, dass es sich nicht um ein Wundermittel sondern um Quacksalberei handelt. Vergessen Sie die Heilsversprechungen sofort, löschen Sie die Email und nehmen Sie das Zeug auf keinen Fall.

24.04.2014:
Hier noch die Warnung der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA (Food&Drug Administration):
http://www.fda.gov/Safety/MedWatch/SafetyInformation/SafetyAlertsforHumanMedicalProducts/ucm220756.htm 
Die FDA empfielt darin: Verbraucher, die MMS besitzen, sollten es nicht mehr verwenden und sofort entsorgen. Die FDA rät, dass Verbraucher, die Nebenwirkungen von MMS bemerkt haben, so bald wie möglich einen Arzt zu konsultieren.

Und hier ist eine weitere Warnung, die im NDR vor zwei Tagen erschienen ist: http://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ernaehrung/mms101.htmlInterviewpartner waren beim NDR: PD Dr. med. Andreas Schaper, Stellvertretender Leiter und Dr. rer. medic. Guido Kaiser / Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord). Und ein weiterer Link zum Bundesinstitut für Risikobewertung: http://www.bfr.bund.de/cm/343/bfr-raet-von-der-einnahme-des-produkts-miracle-mineral-supplement-mms-ab.pdf "Das BfR rät dringend von dem 
Verzehr und der Verwendung des Produkts „Miracle Mineral Supplement“ („MMS“) ab." 

05.05.2014:
Und hier noch eine weitere Warnung vor MMS von der FDA im Rahmen von Warnung vor Quacksalbereien bei Autismus: http://www.fda.gov/ForConsumers/ConsumerUpdates/ucm394757.htm 

30.05.2014:
Umfassender Artikel bei Spiegel-Online: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/mms-bfarm-warnt-vor-anwendung-als-arzneimittel-a-972571.html 


06.06.2014:
RBB-online warnt ebenso vor MMS: https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-05-06-2014/aetzende-alternativmedizin-angebliche-wundermittel-gefaehrden-patienten.html Der Betrag von Caroline Walter und Christoph Rosenthal endet mit: "Dass man dieser Szene nicht Herr wird, ist auch kein Wunder. In jedem Bundesland sind andere Behörden für die Kontrolle solcher gefährlichen Wundermittel zuständig. Und selbst, wenn wir die Behörden, wie etwa in Berlin, auf das Problem aufmerksam machen, bleiben sie tatenlos. Vielleicht wachen sie jetzt ja mal auf!" Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich nichts tut, auch wenn man darauf hinweist. Ich hoffe aber, dass sich dies ändert. Wahrscheinlich müssen wir den Ämtern nur genügend auf den Geist gehen, damit sich was ändert. So wie in Lukas 18, 3-5: "Es war aber eine Witwe in jener Stadt; und sie kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegenüber meinem Widersacher! Und eine Zeit lang wollte er nicht; danach aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott nicht fürchte und vor keinem Menschen mich scheue, so will ich doch, weil diese Witwe mir Mühe macht, ihr Recht verschaffen, damit sie nicht am Ende komme und mir ins Gesicht fahre." (Revidierte Elberfelder Bibel)


27.06.2014:
Die ARD-Sendung "Kontraste" hat sich gestern Abend des Problems angenommen. Ich begrüße das sehr, denn über das Medium Fernsehen können noch mehr Menschen erreicht werden. Ich hoffe, dass der Quacksalberei/Scharlatanerie bald Einhalt geboten wird. Hier den Link zur Sendung: http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/431796_kontraste/22078200_aetzende-alternativmedizin-das-geschaeft-mit-dem. In den letzten zwei Monaten ist viel gegen MMS geschafft worden, aber das reicht sicherlich noch nicht. 

04.08.2014:
Ich bin froh, dass MOBIL (Nr. 4/2014), das Magazin der Deutschen Rheuma-Liga, nun auch vor MMS warnt, da Rheumatiker gefährdet sind, Heilversprechen von Quacksalbern ausgesetzt zu werden. Es gibt für egal welche Erkrankung keinen Hinweis auf Wirksamkeit und speziell gibt keinen Nutzen bei rheumatischen Erkrankungen. Der mögliche Schaden steht außer Frage - der ist nachgewiesen!

07.08.2014:
Das Rheinische Ärzteblatt nimmt sich dem Problem ebenfalls an. In der Folge 268 von Sicherer Verordnen wird auf die Gefahren von MMS hingewiesen.
Interessanterweise wird auch auf ein bei Rheumatikern beliebtes Mittel aus Vietnam hingewiesen, das neben ein wenig Zimtrinde im wesentlichen Paracetamol, Indometacin, und ein Antibiotikum enthält. "Diese irrationale Mischung kann" zu schweren Leberschäden führen. Leider wird kein Produktname genannt.


2 comments:

  1. Wie kommen eigentlich die ganzen positiven Erfahrungsberichte zustande, wenn es denn nicht wirkt/heilt... ?!
    Oder hat Big Pharma mal wieder Angst vor Heilung und damit Verlust an abhängige und ausgebeutete Patienten....?!

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    1. "Wie kommen eigentlich die ganzen positiven Erfahrungsberichte zustande, ..." - man weiß erstens nicht, wer sie geschrieben hat und zweitens weiß man auch nicht, wie hoch der Prozentsatz geholfen zu geschadet ist.
      Big Pharma hat damit nichts zu tun. (Vielleicht doch einmal den Text lesen?)

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