Nun steht wieder
die Fastenzeit an. Wahrscheinlich haben alle Religionen Fastenzeiten. Hierbei
dient das Fasten einer spirituellen Erfahrung. Ja, auch glücklich kann man
während des Fastens werden (Ausschüttung von Serotonin). Wahrnehmungen können
intensiviert werden. Die gerne hervorgehobene Entschlackung findet allerdings
nicht statt.
1. einige neue
Erkenntnisse zum Fasten
Mitte 2016 wurde eine interessante Studie von V.D.
Longo und S. Panda vorgestellt (1). Bei Menschen wie auch Tieren fallen Phasen
von Fasten und Schlaf oft zusammen. Die Forschen fanden heraus, dass man die Nahrungsmittelaufnahme
auf bestimmte Stunden des Tages beschränken kann, so dass dadurch die tägliche
Fastenzeit über 12 Stunden andauert und es nachfolgend Prävention und auch
Behandlung von Krankheiten verbessert wird. Aktuell wird aber erst in
Tierstudien Grundlagenforschung betrieben.
Kalorienbeschränkung
allein ist es sicherlich nicht, denn Affen scheinen hungrig doch nicht länger
zu leben (2).
Wahrscheinlich
sind dinner canceling und
Verlängerung der Hungerphase bis zur breakfast (Frühstück oder Fastenbrechen)
sinnvolle Maßnahmen. Beim sogenannten Heilfasten habe ich weiterhin Bedenken.
2. religiös
motiviertes Fasten
In fast allen Religionen wird
gefastet, um Gott näher zu sein, um sich zu stärken oder der inneren Einkehr.
Bei den Sikhs übrigens fastet man nicht. Im Buddhismus fasten die Mönche/Nonnen
nach dem Mittagessen bis zum nächsten Morgen; wobei dies schon nicht in allen
Klimazonen üblich ist. Bei den Jains kann das Fasten sogar bis zum Tod gehen.
Die Muslime haben den Fastenmonat Ramadan.
Ab Aschermittwoch gilt im Christentum
die 40tägige Fastenzeit, die an die 40 Tage erinnert, die Jesus Christus in der
Wüste verbrachte. Neben Fasten bette Jesus dort, und wurde vom Teufel versucht.
Nach Matthäus
4:9 bot Satan Jesus an: „… haec omnia tibi
dabo si cadens adoraveris me. [Dies alles werde ich dir
geben, wenn du vor mit niederfällst und mich anbetest.]“ Die Fastenregeln sind sehr unterschiedlich. In der
Zeit der Reformation aß Zwingli Wurst am ersten Fastensonntag (3). Und obgleich
Martin Luther fastete, wies er daraufhin, der Mensch werde „nicht durch das
Fasten angenehm bei Gott, sondern allein durch die Gnade, allein durch den
Glauben“ (3). In evangelischen Kreisen gibt es
die Aktion 7 Wochen ohne (4). 2017 steht unter dem Motto: Ohne sofort
(5) – „Augenblick mal! Sieben Wochen ohne Sofort! Was soll denn das? Genau! Pause.
Und dann? Mal durchatmen. Die Ungeduld gilt als ein Symbol der Moderne. Man
darf vieles verlieren – nur nicht die Zeit. Gut also, dass ich meine Post nicht
mehr zu Hause am Tisch lesen muss, nachdem ich – gefühlt stundenlang! – auf die
Briefträgerin gewartet habe. Nein, die Mails lese ich an der Ampel auf meinem
Smartphone. Und antworte noch auf dem Parkplatz vor dem Haus. Sofort!“
Bei den Katholiken ist das Fasten
Teil der Bußpraxis. Als strenge Fastentage gelten aber nur noch Aschermittwoch
und Karfreitag – „einmalige Sättigung und morgens und abends je eine kleine
Stärkung“. Das klingt nun nicht sehr asketisch. In der Ausprägung und Auslegung aber ist man ja frei.
3. Heilfasten
Heilfasten ist ein nicht religiös
motiviertes Fasten und wird oft mit Entschlackung begründet. Ich halte Heilfasten für Unsinn. Beim Fasten treten
unbestritten Effekte auf. Es geht vielmehr darum, ob diese Effekte einen Nutzen
darstellen oder nicht. Medizin und Ernährungswissenschaft lehnen das Fasten ab.
Der Körper gerät in einen Nährstoffmangel, der die Gesundheit schädigt und
nicht fördert. Die Liste von Personen, denen ganz eindeutig vom Fasten
abgeraten wird ist lang. Chronisch Erkrankte sollten nicht fasten. Aus der
Rheumatologie weiß man aufgrund von Studien, dass ein akuter Schub durch Fasten
unterbrochen werden kann, aber irgendwann muss man wieder essen und dann kommt
auch der Entzündungsschub zurück. Während des Fastens wird der Körper
nachhaltig geschädigt. Fasten kann Gichtanfällen auslösen. Fasten kann eine Essstörung
verstärken. Bei Kindern, Schwangeren, stillenden Müttern, Personen mit
Untergewicht ist es offensichtlich, dass Fasten schadet.
Selbst der strenge
Koran schließt Kranke eindeutig vom Ramadan-Fasten aus.
In der ersten Phase
des Fastens wird mehr Wasser ausgeschieden, wodurch man schnell einen Erfolg
sieht, und es wird Eiweiß abgebaut. Dadurch dabei steigt die Harnsäure an
(Stichwort: Gichtanfall). Der Eiweißabbau (Eiweißkatabolismus) ist eine
sinnvolle Maßnahme des Körpers, denn Muskelzellen (Eiweiß) verbrauchen etwa 35mal
mehr Energie als Fettzellen. Während des Fastens steigen Triglyzeride,
Cholesterin und Fettsäuren, also die Blutfettwerte, an, denn die werden aus dem
Fettgewebe zur Energiegewinnung freigesetzt. Die Endprodukte des Fettabbaus,
die so genannten Ketonkörper, reichern sich im Blut an und übersäuern es. Auch
dies überlastet den Körper.
Mit Fasten kann man
nicht dauerhaft Übergewicht reduzieren, denn es kommt zu keiner dauerhaften
Verhaltensänderung. Durch die Anpassung des Körpers, z.B. wird der Grundumsatz
durch Umstellung der Schilddrüsenhormone reduziert, wird nur erreicht, dass
nach dem Fasten der Körper umso besser Fettspeicher aufbaut. Sie kennen das als
Jojo-Effekt.
Ein weiterer Punkt ist
die Speicherung von Schadstoffen im Fettgewebe (PCB, DDT, weitere fettlöslich
Gifte). Diese Gifte überfluten bei der schnellen Abnahme durch Fasten den
Körper.
Fazit
Man kann auch anders Fasten, z.B.
keine Süßigkeiten, keine Luxusspeisen, kein Fernsehen, kein Alkohol. Die Liste
ist lang, wenn es darum geht, etwas Verzicht in unserer konsumorientierten Welt
zu üben.
Wie wäre es mit dem umgekehrten
Ramadan-Fasten? Was das sein soll? Nur im Hellen essen und in der Dunkelheit
fasten. An Aschermittwoch wäre das die Zeit zwischen 07:17 Uhr und 18:12 Uhr
(Sonnenauf- und Untergang). Im Laufe der Zeit wird es aber leichter, an
Ostersamstag wäre das die Zeit zwischen 06:35 Uhr und 20:28 Uhr.
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