Amel ist ein Ort in Ostbelgien. Der Name Amel reizt mich sofort zu assoziieren: zum Beispiel l'âme, Amme, Amen, Amsel. Aber auch der Ursprung des Namens ist verlockend (für eine Abschweifung) denn einerseits wird eine gallo-keltische Herkunft vermutet und andererseits gibt es auch eine Ableitung aus dem (rekonstruierten) Germanischen [1]. Wie dem auch sei, mit Amel scheint man das „Land am Wasser“ bezeichnet zu haben. Interessanterweise soll der Name des Flusses nach der Siedlung benannt worden sein. Amel ist deine Gemeinde mit etwa fünfeinhalbtausend Einwohnern und besteht wahrscheinlich seit der Römerzeit. Man konnte die Reste einen alten römischen Villa Mitte des 19. Jahrhundert freilegen. Es ging eine alte Heerstraße von Reims nach Köln durch den Ort, die den Namen Via Mansurerisca trug. In der Amel wurde jahrhundertelang Gold gewaschen, aber das lohnt sich schon lange nicht mehr. Erstmals wird Amel um 670 unter dem Frankenkönig Childerich II. erwähnt. Dann sollte man noch die Schlacht bei Amel (716) erwähnen, aus der Karl Martell siegreich hervorging [2]. Für diese Zeit gibt es bereits die Erwähnung einer Kirche. Und im Jahr 888 wird urkundlich belegt, daß das Marienstift zu Aachen schon zur Zeit Kaiser Lothars II. Besitz, in Amel einen Besitz hatte.
Über die heutige Pfarrkirche St. Hubertus, die ein wenig versteckt hinter dem Gemischwarenladen „Kaufhaus Schommer“ steht, muss man sich Daten von verschiedenen Stellen zusammensuchen [3]. Von der Kirche aus dem 8. Jahrhundert hat nur die Erwähnung überlebt. Der Turm vom Vorgängerbau aus dem Jahr 1541 konnte erhalten werden. Die sonstige Kirche wurde 1930–1931 nach Plänen des Architekten Henri Cunibert errichtet. Ein ein Altar aus dem 17. Jahrhundert wurde in den letzten Jahren auswändig restauriert. „Während des Krieges wurde die Turmspitze von den Amerikanern abgeschossen und später neu errichtet. Er hat eine Höhe von 42 m.“ [4]
Die elektro-pneumatische Orgel (22 Register mit 1300 Orgelpfeifen) aus den Jahren 1952/1953 durch die Orgelmanufaktur Verschueren aus Tongern wurde 2016 durch eine 1977 gebaute Orgel ersetzt. Diese wurde in einem Lehrerseminar in Hitzkirch bei Luzern nicht mehr gebraucht; man hatte es mittlerweile in eine Polizeischule umgewidmet. Die Gemeinde Amel brachte die Hälfte der Kosten auf, die andere Hälfte bestritt die Kirchengemeinde, teilweise mit Pfeifenpatenschaften (die aktuelle Orgel besitzt 1632 Pfeifen). Die Orgel ist nach der in St. Vitus in St. Vith die zweitgrößte Orgel im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft [5]. Für eine Renovierung hätte man 85.000€ aufwenden müssen, eine Neuanschaffung eines ähnlichen Instrumentes hätte 600.000€ gekostet, so daß man mit 120.000€ und einem besseren Instrument eine solide Entscheidung gefällt hatte.
Zu dem Glocken berichten die Schüler: „Während des Zweiten Weltkrieges wurden zwei der drei Glocken zum Schmelzen nach Norddeutschland gebracht. Die St. Hubertus-Glocke (1100 kg) kehrte zurück. Im Jahre 1950 wurden zwei neue Glocken gegossen, eine Glocke wurde umgegossen. Die Christ-König-Glocke wiegt 1830 kg. Die kleinste Glocke (St. Agilolpho) wiegt 780 kg. Sie ist eine der ursprünglichen Glocken.“
Zu den Fenstern hätte ich gerne mehr gesagt, denn sie scheinen teilweise älter zu sein. Vielleicht sind sie ausgelagert worden. Aber ich habe keine Hinweise zu ihnen finden können. In dem Bild ist der Hl. Hubertus zu sehen; beim Hirsch ist wahrscheinlich das Kreuz zwischen dem Geweih überstrahlt.
Der hl. Hubertus (von Lüttich) wurde um 655 in Toulouse geboren und starb am 30.05.727 bei Brüssel. Er hat als Attribut ist einen Hirsch mit einem Kruzifix im Geweih [6]. Nach einer Version der Hirschlegende ließ sich Hubertus nach „der Erscheinung eines Kruzifixes im Geweih eines gejagten Hirsches taufen und schwor der Jagd ab und wurde vom leidenschaftlichen Jäger zum Nichtjäger“. Aber eigentlich war Hubertus gar kein Jäger, sondern bekämpfte den noch gegenwärtigen heidnischen Kult um Diana, der antiken Schutzgöttin der Jagd. Dies und weitere Einzelheiten zu der Hirschlegende kann man im Wikipedia-Artikel nachlesen [6] und ich halte Hubertus für den ersten prominenten Jagdgegner.
Lohnt sich der Besuch. Aber sicher! Und wenn Sie katholisch sind, dann gibt es auch abgefülltes Weihwasser.
Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Amel
[2] „Zuletzt war Karl Martell in der Schlacht von Amel (heute: Belgien) im Jahr 716 siegreich gewesen.“ [2a] Aber ich konnte einen wichtigen Text nicht einsehen [2b], der im Zusammenhang mit der Schlacht den Hl. Agilolfus erwähnte. Im Kölner Dom gibt es einen Agilolphusaltar. [2c] 1092 sollen die Gebeine des Hl. Agilofus nach Köln gekommen sein, aber es stelle sich später heraus, daß es die Gebeine des namensähnlichen Abtes Ailulf von Malmedy [2d] waren oder aber die Gebeine eines von Räubern erschlagenen Mönch aus Malmedy. Zu Agilolf von Köln gibt es einen Wikipedia Artikel [2e].
[2a] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Vincy
[2b] „Die Schlacht bei Amel (716) und der umstrittene Heilige Agilolfus (1962)“. In: Ostbelgische Chronik Bd. 5 (1962) S. 73-133.
[2c] https://de.wikipedia.org/wiki/Agilolphusaltar
[2d] Leider gab das Internet keine weiteren Daten zum Abt Ailulf von Malmedy preis.
[2e] Agilolf von Köln https://de.wikipedia.org/wiki/Agilolf_von_K%C3%B6ln
[3] Neben [1] auch: https://search.arch.be/de/?option=com_rab_findingaids&view=findingaid&format=pdf&eadid=BE-A0531_715837_715686_FRE und: https://www.outdooractive.com/de/poi/ostbelgien/st.-hubertus-pfarrkirche-marktkreuz-antoniushaeuschen/15845979/
[4] Den Text findet man in der Kirche. Er stammt von Kenny Weber, Daniel Schipges, Philipp Hennes, Pascal Even, 5.-6. Schuljahr-Gemeindeschule Amel-Dorf. Lehrpersonen: Sandra Hermann und Paul Pirant.
[5] https://brf.be/regional/959359/ und https://www.flickr.com/photos/lotharklinges/sets/72157660370606526/comments/
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Hubertus_von_L%C3%BCttich
Im Zugabenteil gibt es noch einen Ausschnitt von Agilolphusalter, den ich 2016 im Kölner Dom fotografiert habe. |
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