K. wacht mitten auf dem Ozean in einem RuderBoot auf. Er ist in eine Decke gehüllt. Es ist kurz vor SonnenAufgang. Das Licht ist noch schwach, aber er kann erkennen, daß er Wasser und etwas zu essen und ein Blatt hat, auf dem ein Text steht, den er jedoch noch nicht erkennen kann. Er ißt, denn er ist hungrig und er trinkt. Da wird es auch heller und er kann die Anweisungen lesen. Er müsse nichts weiter tun, als den ganzen Tag der Sonne entgegen zu rudern. Damit hat er die Sonne hinter sich und er rudert in die Richtung der Sonne. So ist es angenehmer. Er braucht nicht immer zu rudern, aber die Pausen dürfen nur kurz und wenig sein. K. läßt sich darauf ein, er rudert, wie er es gelesen hat. Als der Tag zu Ende ist, wundert er sich, wo er auf dem riesigen Ozean wohl gelandet sein mag. Er hat keine Insel entdecken können. K. versucht zu berechnen, wohin ihn dieser Tag gebracht haben könnte, aber er versteht zu wenig von Mathematik, Geodäsie, Astronomie und was alles da sonst noch eine Rolle spielt. Es kommt z.B. darauf an, auf welchem Breitengrad er ist, an welchem Tag; nun das letztere weiß er noch ungefähr. Es ist mitten im Sommer auf der NordHalbkugel. Hmh, ist er überhaupt auf der NordHalbkugel? Das kann er ja diese Nacht erspähen. Den ganzen Tag schien die Sonne, kein Wölkchen am Himmel, aber jetzt in der Nacht ist alles bedeckt. K. kuschelt sich in seine Decke, nachdem er den Rest seines Essens verzehrt hatte und schläft ein. Kurz vor dem MorgenGrauen wacht er wieder auf, es stehen wieder Essen und Wasser bereit. Das Blatt mit den Anweisungen ist jedoch verschwunden. Er ißt und trink. Und rudert. Und rudert. ZwischenDurch denkt er daran, daß er doch einmal eine Geschichte gelesen hatte, die sich auch mit dem Problem der Sonn' entgegen beschäftigt hatte. Es war eine Geschichte von Arno Schmidt. Wem sonst? Wem sonst fällt so etwas ein. Der aber hatte die Lösung nicht veröffentlicht. Und K. hatte nicht nachgelesen, denn bestimmt hatte es jemand herausgefunden und das würde ihm doch jetzt weiterhelfen. Würde. Vielleicht. Aber er rudert und rudert und irgendWo ist er am Abend an seinem BestimmungsOrt, mitten auf dem Meer. Er ist müde, ißt noch ein wenig, trinkt ein wenig, kuschelt sich in seine Decke und schläft ein. Und so geht es weiter Tag um Tag. Und einmal meint er am Horizont eine Insel oder zumindest einige Wolken zu entdecken. Und er versucht dahin zu fahren, aber da weicht er ja vom Kurs ab. Das Boot treibt ihn gnadenlos wieder zurück auf den Kurs der Sonne entgegen. Die Abweichung hatte bewirkt, daß er am nächsten Morgen auf sein Essen verzichten muß. Nichts geschieht ohne Konsequenzen. Allerdings ist Wasser da, er trinkt das Wasser gieriger als sonst. K. rudert und rudert, immer der Sonne entgegen. Da gibt es wieder Nahrung neben dem Wasser. Und wieder eine Zeit später meint er, ein anderes RuderBoot zu sehen. K. hat keine Möglichkeit, sich dem Ruderer zu nähern oder ihm ein Zeichen zu geben. Auch der andere scheint der Sonne entgegen zu rudern. Aber interessanterweise entfernen sich die beiden Boote von einander, bevor sie sich etwa auch nur ein Zeichen geben können. Was soll K. also auf diesem Ozean in diesem RuderBoot? IrgendWann dämmert es K., daß der einzige Zweck darin besteht, in diesem RuderBoot der Sonne entgegen zu rudern.
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