Als ich gestern zu der Gemeinde Dreis-Brück recherchierte [1], fand ich einen Hinweis, daß Jacques Berndorf dort gelebt hatte. Und es hatte sich so ergeben, daß ich gestern auch das Buch „Gebrauchsanweisung für die Eifel“ von Jacques Berndorf [2] bekommen hatte. Ich schaute einmal in das Buch, ja, da stand, daß er dort gelebt hatte; das war mir bislang entgangen. Aber damit war die Entscheidung gefallen, daß ich über die Filialkirche St. Quirinus in Dreis-Brück, beziehungsweise sie steht im Ortsteil Dreis, schreiben werde; sie gehört zur Ortschaft Dockweiler. Die Gemeinde liegt in der Vulkaneifel und hat etwa 800 Einwohner. Dreis wurde erstmalig 1143 urkundlich erwähnt. Man kann in der Nähe der Kirche die Burg sehen, von der ich hier zwei Bildchen zeigen möchte; die Dreiser Burg ist ein dreigeschossiges Giebelhaus mit rundem Treppenturm aus dem Jahr 1597. Brück würde allerdings erst im 14. Jahrhundert erwähnt. Interessanterweise gehörte dieser Teil der Eifel von 1792 bis 1814 zum Kanton Daun im Saardepartment.
Über den Vorgängerbau der heutigen Kirche ist wenig bekannt, weder weiß man man, wann sie gebaut wurde, noch gibt es ein Beschreibung oder gar ein Bild. Immerhin weiß man, daß sie bereits Quirinus geweiht war [3].
Quirinus war ein römischer Tribun und wurde während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian (117-138), eher zu Beginn seiner Regentschaft, zum Märtyrer durch Enthauptung [4]. +++ Achtung! Abschweifung +++ Wer sich jetzt an das Lukasevangelium erinnert, den muß ich enttäuschen, denn das spielt ein Jahrhundert früher und der Statthalter hieß Quirinius, um genau zu sein: Publius Sulpicius Quirinius [5]. Mal ehrlich, wer möchte auf „als Quirinius Statthalter in Syrien war“ [6] zu Weihnachten verzichten? Wobei das Lukasevangelium dort eine Problematik aufwirft, denn nach dem Matthäusevangelium wurde Jesus zur Zeit Herodes des Großen geboren und der starb 4 v. Chr., aber Quirinius wurde erst 6 n. Chr. zum Statthalter in Syrien ernannt. +++ Ende der Abschweifung +++ Zurück zu Quirinus! Gesicherte historische Quellen gibt es nicht. Die früheste erhaltene Legende stammt aus dem 6./7. Jahrhundert und danach war er als Tribun Gefängniswärter des hl. Alexander [7], bekehrte sich zusammen mit seiner Tochter Balbina und wurde nach der Enthauptung „in den Praetextatus-Katakomben an der Via Appia in Rom beigesetzt“. Ein Zentrum der Quirinus-Verehrung ist Neuss. Der zweite Pfarrpatron von St. Stephanus in Sistig ist ebenfalls Quirinus. Von Diefenbach sind es nur etwa 1,5 km bis zum Quirinusborn, einer eingefaßten Quelle in der Nähe der Kirche.
St. Quirinus hat sein Fest am 30. April. Die Pfarrei Daun berichtet über eine lebendige Tradition in Form der Segnung des Quirinuswassers, das Mensch und Tier vor Krankheit bzw. Seuchen bewahren soll. Allerdings wird nur noch etwa einmal im Monat in Dreis die Messe gehalten.
Die Kirche stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1823. Sie ist einfach als zweiachsiger Saalbau und mit einem Giebeldach sowie einer Zwischendecke innen gestaltet. Der Chorraum besteht aus einem gleichförmigen Trapez. Die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. konnte keine Daten für die Entstehung der Fenster ermitteln; sie sind einfach gestaltet [8]. Der Organ-Index weist auf keine besondere Orgel hin.
Anschauen sollte man sich die Kirche auf jeden Fall. Die Kirche als besonderes Ziel zu bezeichnen, wäre allerdings übertrieben. Wenn man sich Hillesheim und das Kriminalhaus ansieht, dann ist der Abstecher nach Dreis-Brück mit St. Quirinus und der Dreiser Burg sinnvoll.
Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Dreis-Br%C3%BCck
[2] Jacques Berndorf: Gebrauchsanweisung für die Eifel. Piper, München 2008. ISBN: 978-3-492-27543-9. Jacques Berndorf ist das Pseudonym von Michael Preute (1936-2022), der Medizin in Köln studierte, dann aber Journalist und Schriftsteller wurde [2a]. Bekannt wurde er durch die Eifel-Krimis und daher mag auch nicht verwundern, daß es in Hillesheim – die Orte Berndorf und Dreis-Brück gehören zu Hillesheim – das Kriminalhaus [2b] gibt. Berndorf liegt direkt nordöstlich an Hillesheim. Er war mit der Soziologin Angelika Koch verheiratet, von der ein Buch bei mir im Regal steht [2c].
[2a] https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Berndorf
[2b] http://www.kriminalhaus.de/
[2c] Angelika Koch: Glücksorte in der Eifel. Fahr hin & werd glücklich. Droste, Düsseldorf 2019. ISBN: 978-3-7700-2015-7.
[3] http://www.kirche-daun.de/8_pfarr/dockweiler.htm
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Quirinus_von_Neuss
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Publius_Sulpicius_Quirinius
[6] Lk 2,2
[7] Jetzt keine weitere Abschweifung, schon gar nicht zu Scheldels Weltchronik [7a]! Alexander I. [7b] gilt als der 6. Bischof von Rom. Wann er gestorben ist, 115, 116 und 119 sind in der Diskussion.
[7a] Hartmann Schedel / Stephan Fuessel: Weltchronik 1493 - französische Ausgabe (Einleitung und Kommentar). Taschen, Köln 2001. ISBN:
3822857254.
[7b] https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_I._(Bischof_von_Rom)
[8] https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b8847/b8847.shtml
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