Wednesday, November 28, 2018

DPH Weihrauch Spezial 3000



Eine Patientin brachte eine Packung mit Weihrauch Spezial 3000 mit. Was ich davon halten würde.

„Weihrauch Spezial 3000“ steht auf der Packung und „mit den wertvollen Boswelliasäuren“ sowie „mit Piperin“. Piperin? Piperin kommt im schwarzen Pfeffer vor und fördert die Speichelbildung und den Stoffwechsel – das machen allerdings alle scharfen Speisen! Im Magen kann Formaldehyd abgespalten werden, so dass größere Mengen schädlich sind. Es kann die Bioverfügbarkeit z.B. von Curcuma fördern, Weihrauch. Na, sehen wir später einmal nochmals dahin.
    Wieso der Zusatz wertvoll? Wertvolles Aspirin? Wertvolles Ravicti (Jahreskosten: ca. 800.000 US-$)?  Es ist einer der werbewirksamen Begriffe, andere sind z.B.: wahrer Schatz, geradezu Unglaubliches, besondere Inhaltstoffe, allerhöchste Konzentration, hochwertig, jahrtausendealtes Wissen, Schatz der Natur, Geschenk der Natur usw. – positiv belegte Begriffe sollen den Verkauf eines Produktes fördern. Solche Begriffe sind auch nicht justiziabel.
    Und wieso 3000? Das klingt besser als 2000. Es hat nach den Inhaltsstoffen keine Bedeutung. Spezial kann ich noch durchgehen lassen, da außer Weihrauch noch anderen Stoffe dem Präparat beigegeben wurde. Aber wenn Boswelliasäuren / Weihrauch sooo wirksam und wertvoll sind, warum dann noch ca. zehn weitere Bestandteile hinzumengen?

Schauen wir genau hin, was sich noch alles in diesen Kapseln befindet. Gelatine als Kapselhülle – alle Achtung, das wird sonst nicht erwähnt. Wenn Gelatine so wichtig wäre, dann könnte man auch ein Gummibärchen essen.
    Myrrhe! Weihrauch … und … Myrrhe … und ein goldener Schriftzug sowie Gold als Hintergrund. Die Weisen aus dem Morgenlande „fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe (Matth. 2.11). Myrrhe ist auch zum Räuchern benutzt worden und hat auch medizinische Eigenschaften, z.B. bei der Colitis ulcerosa wurden erste Untersuchungen durchgeführt. Es sind keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu Gelenkerkrankungen in PubMed zu finden.
    Manganmangel wird kaum gesehen. Mangan ist ein Schwermetall. Der menschliche Körper benötigt es als Spurenelement. In Lebensmitteln wie Erdbeeren, Vollkornprodukten, Keimlingen, Nüssen, Milch z.B. ist viel Mangan enthalten. Bei zu viel Mangan kann sich der sogenannte Manganismus entwickeln, ein Krankheitsbild, das dem Parkinsonismus ähnelt.
    Und dann ist auch noch Vitamin D3 (Cholecalciferol) enthalten – bei der Tagesdosis nimmt man 1,5 µg zu sich, was 7,5% des Tagesbedarfs ausmacht.
    Curcuma ist überdies enthalten. 100 mg pro Kapsel und 20 mg Extrakt. Ein gestrichener Teelöffel Curcuma Pulver enthält die 30fache Menge! Es gibt eine Metaanalyse zum Thema[1]. Man hatte über 10.000 Studien analysiert, wovon acht Studien übrig blieben, die in die Anforderungen passten. Eine definitive Empfehlung als Medikament ließen die Studien nicht zu, aber sie rechtfertigen die Empfehlung als diätetischen Zusatz. Die benutzten Mengen unterschieden sich jedoch – es wurden in den Studien meistens 1000 mg Curcumin täglich benutzt. In einer Bachelorarbeit schreibt Sunita Chhatwal [2]: „Als allererstes fällt auf, dass durch die Einnahme von dem Gewürz Curcuma, in dem nur 2–5% Curcumin enthalten ist, keine medizinischen Heilwirkungen erzielt werden können. Die geringe Konzentration verbunden mit der niedrigen Bioverfügbarkeit wird keinen Effekt auf den Körper ausüben. Laien, die in Zeitschriften auf die Wirksamkeit von Curcuma aufmerksam gemacht und durch den täglichen Verzehr in den Glauben versetzt werden, etwas Gutes für ihre Gesundheit getan zu haben, werden getäuscht.“

Was kostet der Spaß? Etwa 180 € im Jahr. Tja, überflüssig ist überflüssig, aber ich habe schon schlimmere Abzocke gesehen.



Links:
[1] https://www.liebertpub.com/doi/pdf/10.1089/jmf.2016.3705 „In conclusion, although the studies used in this meta-analysis do not have sufficient number of subjects to permit a definitive recommendation for the use of curcumin as a treatment for arthritis, they do provide a compelling justification for its use as a dietary adjunct to conventional therapy.“

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