Gerade hatte ich durch Zufall den Gedichtband „Die Pappelchaussee“ von Frank Werner [1] in der Hand. Frank Werner ist Schriftsteller, 1944 geboren und hat meines Wissens nur diesen Band mit Gedichten veröffentlicht. Ich will gar keine tiefschürfende Buchbesprechung schreiben, obwohl mir die Gedichte gefallen haben.
Karl Krolow schrieb über die Prosa von Frank Werner, sie sei „labilisiert bis zum Atmosphärischen, das hervorragend wiedergegeben wird: aufgelöst in sinnliche Wahrnehmungen, die sich gleichsam selbstständig machen.“ (Buchrückseitentext)
Und Karl Krolow schrieb in einem Gedicht: „Jedes Gelb kennt die Geschichte / einer Zitrone“. Und das war bei „Die Pappelchaussee“ von Frank Werner auch der Grund, mich mit den Farbbezeichnungen bei ihm näher zu beschäftigen. Ich meinte, er hätte ein Faible für Gelbtöne. Das wollte ich weiter untersuchen, da mich Farbbezeichnungen interessieren [2].
In den 67 Gedichten des Bandes fand ich 51 Farbbezeichnungen; 41mal Grundfarben, achtmal Spezialfarben und zweimal nicht eindeutig zuzuordnende Farben. Dabei gab es achtmal Rot, achtmal Gelb, fünfmal Grün, zehnmal Blau, viermal Silber, zweimal Gold, dreimal Grau, sechsmal Weiß, zweimal Schwarz, einmal Lila; die Farbbezeichnungen Kirschenrot, Gelbschuppig (mehr als Farbe), Vogelweiß, Vogelschwarz (vielleicht eine Elster), Mondsilber, Aschegelb, Flaschengrün, Seidenblau wurden den Grundfarben zugeordnet. Birnfarben (vielleicht ein Grün, vielleicht ein Gelb, vielleicht ein GelbGrün; möglicherweise auch ein helles Braun), Schwarzsilber (vielleicht glänzendes Schwarz oder vielleicht auch Schwarz mit silbernen Spiegeln).
Also war mein Eindruck mit dem Gelb falsch. Es lohnt sich also, genauer nachzuschauen. Interessant ist, dass Werner meistens mit den Grundfarben in seinen Gedichten malt.
Kirschenrot stammt aus dem Gedicht „Weiterer Verlauf“: „ …; Sommer, gelb / von Harz, kirschenrot. ...“ Die „aschegelben Dächer“ sind „zwischen hier und Samarkand“ verortet. Birnfarben steh im Gedicht „Mandelstams Erscheinung“: „ … als der April / schwamm auf birnfarbenem Holz / ...“.
Was hat mich bewegt in den Gedichten „Die Pappelchaussee“ von Frank Werner? Insbesondere das Gedicht „Der Winter in Samarkand“ und da die beiden Zeilen: „sicher gesäumt von wachsamen Pappeln / wüßte ich den Winter in Samarkand hell“. Ich bin seit der Kindheit von Pappeln fasziniert. Und an Samarkand habe ich schöne Erinnerungen. Nicht das letzte Mal, daß ich in diesem Buch gelesen habe!
Links und Literaturangaben:
[1] Frank Werner: Die Pappelchaussee. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1990. ISBN-13: 9783421065537
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/farben-und-farbnamen-version-40.html
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