Wednesday, July 19, 2023

Nein! Hier nicht weiter!

Am Tag, vor dem Sturm in der Nacht


„Nein, hier nicht weiter!“ rief die Person, die neben dem Fahrer saß, denn es ging sehr steil bergauf, vielleicht 25-30% Steigung schätze ich einmal, deutlich steiler als hier bei mir vor dem Dorf in der Eifel. Dort beträgt eine Steigerung 11% und wenn ich weiterfahre, dann kommt noch mal eine von 12%, aber hinter Ulaanbaatar war es deutlich steiler; wahrscheinlich wäre es auch noch steiler möglich gewesen. Der Rufer an der Steigung sah nur den Himmel. Von dort ging es aber doch über die Kuppe und runter ins Tal, wo wir hinwollen. Ich habe diesen Aufschrei als Anlass genommen, einmal einige Ausrufe, Sätze oder Aufgeschnapptes von der letzten Reise durch die Mongolei zusammenzufassen. Wie war es nun dazu gekommen. Wir wollten über den Stadtrand von Ulaanbaatar hinaus in die Natur. Nun hatte es eine Überschwemmung gegeben und der Tuulfluss führte sehr viel Wasser. Dadurch waren verschiedene Wege wegen Überflutung nicht mehr passierbar und dann kam noch hinzu, daß ein Musikfest eine Zugangsstraße völlig versperrt hatte, sonst hätten wir mit einem Sumpfboot über den Tuulfluss setzen können, so aber mussten wir mußten wir eine völlig unbekannte Strecke über die Berge nehmen, die hat Helge von Nomads [1] in einem Pickup mit uns bewältigt. Die Route hatte er früher einmal mit einem Motorrad erkundet.

„Prost Gemeinde, der Pfarrer säuft!“ Als es einmal Wodka gab.

„Du bist kein Fisch, Du mußte nicht unter Wasser atmen!“ Als der Dolmetscher versuchte, sich vor dem Schwimmlehrgang mit dem Argument zu drücken, er würde unter Wasser zu viel Wasser schlucken. Er ist dann doch geschwommen. Fürs Seepferdchen muß er allerdings noch üben.

Der LKW steht im Wasser – und weit und breit kein Wasser zu sehen. Gemeint ist, daß etwas plan, eben, horizontal steht. Ich werde mir diese schöne Wendung zur Verwirrung anderer merken.

„Wieso abbiegen, die Straße ist doch gut?“ Als wir nach links auf eine sehr holprige Piste von einer Teerstraße abbogen.

„Wenn wir kein Motoröl finden, nehmen wir Sonnenblumenöl.“ Als wir auch an der dritten Tankstelle kein Motoröl für einen der Furgons bekommen hatten.

Als die Schokolade von jemandem in der Hitze dahinschmolz, bemerkte ich: „Ich habe die Schokolade nicht geklaut äh gekauft, … - aha, das läßt tief blicken zu Deinen  Einkaufsgewohnheiten –, nicht weil ich meinte, sie könne schmelzen, sondern weil ich sie nicht durch die Mongolei schleppen wollte“.

„Zu Haus ists doch am schönsten.“ Während eines Sturmes mußten wir unsere Zelte niederlegen  und Schutz in den Furgons suchen. Als der Sturm abebbte, konnten manche zurück ins Zelt ...

Als jemand Hilfe benötigen könnte, rief jemand: „Ich flitz mal hin“ – und schlich los.

„Es hört bestimmt auf zu regnen. Was weg ist, ist weg.“ Denn: auf Regen folgt Sonnenschein.

Als es einmal ein Netz gab, regte ein Bild von Sonnenschein in den Alpen zur Feststellung an: „Die haben auch schönes Wetter!“ Derweil wir im Küchenzelt saßen und einen Platzregen abwarteten.

Vor dem Küchenzelt während des Platzregens


Er: „Wolltest Du nicht zur Toilette? Es hat aufgehört zu regnen.“ Sie: „Ja, aber da gibt es keinen Tee.“ Ein Dialog-Splitter, wie er von Loriot hätte erdacht worden sein können.

„Hat jemand Zigaretten-Papier?“ Als am Furgon ein Metallteil provisorisch durch Papier oder Pappe ersetzt werden sollte und schließlich mit einem Stück Pappe ersetzt wurde. Wahrscheinlich wurde die Fernsehserie MacGyver [2] auf einer Reise durch die Mongolei konzipiert.

„Lassen wir uns überraschen!“ Einmal gesagt, hat uns dieser Satz über die Reise begleitet, die erlebnisreich und abenteuerlich war.

„Jetzt sind wir beruhigt und erleichtert.“ Nach dem Urinieren am Pistenrand. Gilt nur für Männer.
Bei anderer Gelegenheit:„Es ist schön, wenn es windstill ist, zum Pinkeln.“ Kam natürlich von einem Mann.

„They forced me to come here!“ 14-jähriger Mongole aus Ulaanbaatar, der Urlaub im Ger in der Heimat der Mutter machen muße. Kein Netz, keine Stadt … NICHTS … als Natur.

„Ich habe mich auch schon mal teilweise aufs Klo gesetzt.“ Das ist jetzt völlig aus dem Zusammenhang, aber den weiß ich nicht mehr.

Beim Zurückbleiben auf einer kurzen Wanderung: „Meine Blase!“ „Halt ein!“ (Warum hockt sie sich nicht hinter einen Busch?) Aber es war eine Blase am Fuß gemeint. [3]

Einmal tranken wir Vodka light – der hatte nur 36,5%.

Tsetserleg – weil jemand eine SD-Karte benötigte, erkoren wir Tsetserleg zur Stadt, die bekannt ist für ihr SD-Karten-Angebot. Und wirklich, es gelang, eine SD-Karte wohlfeil zu erwerben.

„Gibt es vielleicht noch eine alternative Ansicht?“ Als sich der Furgon in einer Furt festgefahren hatte und einige sich ausmalten, im kalten Wasser den Furgon anzuschieben.

Und so manches schöne Wort ist in den Fluss des Vergessens gefallen. Ich hätte mehr aufschreiben sollen.


Plakat zum Naadam-Fest - kurz vor Beginn, kurz vor dem Regen


Links und Anmerkungen:
[1] Helge – das ist Helge Reitz von Nomads: https://nomadstours.com/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/MacGyver
[3] Diese Anekdote stammt allerdings von einer anderen Reise durch die Mongolei, wurde aber von beiden Beteiligten verifiziert.

 

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