Sunday, July 16, 2023

Strandungen

Sogar eine Straße führt durch die SandWüste.
Ich hatte noch ein weiteres Bild ohne Straße, aber das habe ich verworfen,
denn sonst hätte man vermuten können, ich hätte Pansen fotografiert.




Ich will von den Fährnissen der modernen Welt erzählen, in der man stranden kann oder sich wenigstens so fühlt, in der man wie in den RossBreiten in der Flaute liegt, bis eine Brise kommt und man weiter getrieben wird.

Vor einigen Tagen war ich noch in der Mongolei. Modernes Reisen macht es notwendig, flexibel zu sein. Der Abflug wurde vorverlegt, und zwar von 09:40 Uhr auf 06:05 Uhr. Das hieß aber, daß ich auch kurz nach 02:00 Uhr aufstehen mußte. Was macht man nicht alles für seinen Flug?! Dann steht man in der Schlage zum Einchecken, dann zur PassKontrolle, dann zur SicherheitsKontrolle. Da bin ich aufgefallen, denn ich hatte ein FeuerZeug dabei. Wieso hat der NichtRaucher ein FeuerZeug?  Beim HinFlug durfte man das FeuerZeug nicht im Gepäck aber im HandGepäck transportieren. Habe ich gemacht, um eine Kerze im Ger (Jurte) anzünden zu können – Stopp! - das ist nur die halbe Wahrheit, denn ich wollte sie im Zelt benutzen. Ja, offenes Licht im Zelt! Habe ich dann nicht gemacht. Als die Kerze vom Docht her nicht mehr brannte, habe ich sie im Ger gelassen, vielleicht hilft sie jemanden, das Feuer im Ofen entzünden zu können. Da hätte ich auch das FeuerZeug lassen sollen. Schließlich saß ich im WarteBereich (gestrandet) und hörte einer Frau zu, die nochmals zu ihrem aufgegebenen Koffer mußte, denn man hatte beim DurchLeuchten festgestellt, daß sie StreichHölzer in den Koffer gesteckt hatte. Die Älteren erinnern sich noch, wie früher reihenweise Koffer in FlugZeugen brannten, nur weil man StreichHölzer in sie gepackt hatte. Die Jüngeren werden es noch erleben, daß man ohne Gepäck reist, in durchsichtiger Bekleidung – ja, auch die Burka wird durchsichtig sein – man wird es anders nennen, aber es so sein wie in Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern [1].

Dann kam es doch zu diesem langen, langen Flug, der erst einmal bis Istanbul ging, denn die CharterGesellschaft Omni Air International, die diesen Flug für die mongolische Linie MIAT übernommen hatte, darf nicht über Russland fliegen. So erklärt sich auch die VorVerlegung des Abfluges, denn man wollte um 13:00 Uhr, wie beim regulären Flug, ankommen. Ich konnte aus dem Fenster schauen und viel Wüste sehen [2]. So lange Flüge kann man auch mit dem Entertainment-Programm kurzweilig gestalten. Allerdings gab es keine KopfHörer, so daß ich John Wick Chapter 4 ohne die lästige TonSpur gesehen habe. Auch beim Essen konnte Omni punkten. Lassen Sie mich weiter ausholen. Ich reise seit etwa 50 Jahren in die Ferne und dieses Essen war mit Abstand das schlechteste Essen, das ich je bekommen habe. Selbst PanAm war kurz vor der Pleite deutlich besser (das war ein Flug nach Hawaii und gerade noch zurück). Und dann standen wir in Istanbul, gestrandet, im FlugZeug, das nur betankt werden sollte, also blieben wir im FlugZeug. Dann warteten wir – wahrscheinlich hatte Beckett anläßlich so einer WartePhase die Idee zu Warten auf Godot. Schließlich hob sich das FlugZeug in die Lüfte und etwas verspätet erreichten wir Frankfurt. Manche standen in der Schlange zur Toilette, dann in der Schlange zur PassKontrolle, um vor dem GepäckBand zu warten. Ich lauschte so ermunternden Worten wie: „Manchmal dauert es zwei Stunden!“ Aber es dauerte nur eine halbe Stunde. Und beim Zoll war überhaupt keine Schlange.

Dann -: auf, auf zur Deutschen Bahn! Ja, die hatte allerdings eine Störung. Da ging nichts. Wir waren wieder einmal gestrandet. Ich setzte mich mit einem befreundeten NeuroChirurgen aus der Stuttgarter Gegend in ein Restaurant und wir aßen etwas. Essen kann so gut sein. Es soll Leib und Seele zusammenhalten, die, wie oben beschrieben, auseinander gedriftet waren. Wir trennten uns, er fuhr gen Süden, ich später nach Norden. Der Zug war so voll, daß ich auf dem Boden sitzen mußte [3]. Immerhin war der Zug 50 Minuten später, also pünktlich, in Köln-Deutz, von wo der Eifel-Express nach Kall fahren sollte – sollte. Er fuhr wegen Umbau-Arbeiten ausnahmswewise vom HauptbahnHof. Na gut, das war eine leichte Übung. Und dann saß ich frohgemut im Eifel-Express, der allerdings nur bis Euskirchen fuhr. Gestrandet! Da ging es zum SchienenErsatzVerkehr, die Akü dafür ist SEV. Ich fragte zwei PolizistInnen, wo denn der SEV abfährt. Sie wußten es nicht. Ich wuchtete mein Gepäck in die BahnHofsHalle von Euskirchen, traf auf eine andere Sucherin nach dem Licht und zusammen fanden wir abseits des BusBahnHofs die dort eingerichtete SEV-HalteStelle. Wir unterhielten uns sehr gut bis Kall. Dann fuhr sie weiter nach Gerolstein -: herzliches Beileid! Obwohl … immerhin kommt sie dann durch Bahrhaus [4].

In Kall hatte ich wirklich ein Gefühl, gestrandet zu sein. Kein Bus. Kein Taxi. Ich ging zur BahnhofsStraße. Dort ist eine BauStelle und die Stadt war so ausgestorben wie eine GeisterStadt im Western. Also benutzte ich das zur Verfügung gestellte Dixie-Klo. Dann wuchtete ich mein Gepäck treppAuf zum BahnHof. Aber auch dort stand kein Taxi. Für mehrere Taxen ist dort ParkRaum zur Verfügung gestellt worden. Zurück zum BusBahnHof, denn ich hatte nur ungültige Nummern meines Bruders und meiner Schwägerin dabei, wobei auch das keinen Wind in die Segel gebracht hätte, denn sie waren in Köln. Also wollte ich den TaxiBus-Service aktivieren, aber das klappte nicht – daran muß ich noch arbeiten. Ich konnte dann aber mittels moderner Technik ein Taxi bestellen. Als es nach 10 Minuten kam, sprangen schon Leute auf, die auch in meinem SEV-Bus gesessen hatten, denn bei ihnen hatte es mit dem TaxiBus-Service geklappt. Jetzt aber blieben sie am Strand zurück.

Ich kam zu Hause an und dachte an eine Dusche. Dafür mußte ich die Heizung wieder einschalten. Da tat ich und der Brenner brannte, brannte für ca. 30 Sekunden und dann flog die Sicherung raus. Ich ging zum SicherungsKasten und dann wieder zur Heizung. Nach einigen Versuchen gab ich auf. Ich konnte doch ins Haus von Bruder und Schwägerin gehen, die sich in Köln aufhielten, ich hatte doch den Schlüssel. Den suchte ich nun und fand ihn nicht, denn der war auch in Köln. Und da vermutete ich auch meinen AutoSchlüssel. Ich konnte also auch nicht AutoFahren. Kalt Duschen geht allerdings.

Einkaufen. Der Gestrandete mußte Einkaufen. Ich leerte meine RuckSack und wanderte nach Sistig, denn da gibt es noch das Sistiger Lädchen [5]. Da kaufte ich, was ich so benötigte. Und wanderte zurück.

Dann wurde es Samstag, mittlerweile hatte ich bei Bruder und Schwägerin geduscht, nachdem sie aus Köln zurück gekehrt waren. Samstag hatte ich einen Termin in Köln. Bruder und Schwägerin brachten mich nach Kall, ich kaufte von der freundlichen Mitarbeiterin der VRS ein FahrKarte und los ging die wilde Fahrt mit dem SchienenErsatzVerkehr – bis Euskirchen. Dort bestieg ich den Zug nach Hürth-Kalscheuren und mich bestieg ein Zweifel, ob es von dort weiter gehen würde. In  Hürth-Kalscheuren geht man dann wie bei einem PilgerZug in Tibet von einem BahnSteig zu einem weiter entfernteren BahnSteig. Ich ließ mich vom PilgerStrom leiten. Da standen wir Gestrandeten  nun auf dem BahnSteig und erfuhren, welche Züge alles nicht fahren. Aber ein Zug wird kommen, fast sang ich das Lied von Lale Andersen [6]. Bis dieser Zug kam kam, konnte ich nicht umhin, einen Mann zu beobachten. Er trug ein ausgeblichenes hellblaues Hemd, das sich über dem Bauch spannte. Es hatte dunkle Knöpfe und SchweißFlecken. Auch die gefärbten Haare waren verschwitzt. Der Mann ging unstet umher, umrundete mich und andere, schaute nach dem Zug, der nicht kommen wollte, schaute alle 20 Sekunden auf seine Uhr, wohl um die Zeit anzutreiben. Und Nein! Ich habe ihm nicht angeboten, bei der Wahl einer geeigneten psychiatrischen Klinik behilflich zu sein. Schließlich kam aber doch noch der überfüllte Zug nach Köln-Deutz über HauptBahnHof. Es waren sogar noch Plätze frei, einen hatte ich sogar übersehen, denn da hatte ein Mann seine voluminöse PlastikTüte auf dem Sitz neben sich plaziert. Dem hätte ich eigentlich die Meinung geigen sollen. Nun ich setzte mich zu drei deutlich adipösen Frauen, da konnte ich mich schlank fühlen. Leider waren zwei, wie ihre Unterhaltung zeigte, so unzufrieden mit ihrer Arbeit, daß ich verstand, warum sie so fett waren. Das Zug war mittlerweile losgefahren und trödelte gen Köln, einmal hielt er an auf freier Strecke, also ganz so wie man es von einem TransRegio erwartet. Schließlich ließ er sich von einer leichten Brise aus der Flaute weiter treiben. Auch in Deutz muß man gut zu Fuß sein, wenn man vom BahnHof zur KVB-Haltestelle will. Was aber war nur in die KVB gefahren? Die Straßenbahn war überraschenderweise pünktlich.

Alles in allem hatte ich von Haus zu Haus drei Stunden benötigt. Da erinnerte ich mich an meine Fahrt von Köln-Holweide nach Meerbusch-Lank, wo ich mich um eine Stelle beworben hatte. Da hatte ich von Haus zu Haus drei Stunden und 15 Minuten gebraucht (Hinfahrt). Für die Rückfahrt benötigte ich nur zwei Stunden und 45 Minuten. Aber danach wußte ich, daß der ÖPNV keine Option war und ich wurde zum Autofahrer.

In meinem Kölner Appartment suchte ich die Schlüssel, die ich zusammen mit meinem NotizBuch fand, wie ich es vermutet hatte. Doch Stopp! Nicht so schnell. Den AutoSchlüssel fand ich nicht. Der scheint in der Eifel ein Versteck gefunden zu haben [7]. Immerhin hatte ich den Schlüssel zur Kirche, denn ich hatte  KüsterDienst. Und den AutoSchlüssel werde ich hoffentlich finden, denn sonst bleibe ich in der Eifel gestrandet.

Nachtrag:
Am Sonntag stand ich früh auf und war etwas zu früh an der StraßenBahnHaltestelle. Da lief dann Humpty-Dumpty auf und ab, ähnlich dem blaubehemdten Herrn am Vortag.
Humpty-Dumpty trug einen Schlüssel an einer Schnur um den Hals, so wie früher die SchlüsselKinder. Danach lief alles umgekehrt ab und ich benötigte wieder drei Stunden.

Wir allerdings bewunderten den FlugHafen von Istanbul (IST).



Links und Anmerkungen:
[1] Hans Christian Andersen: Des Kaisers neue Kleider. Allerdings gefiel mir und meinen Brüder Der kleine Klaus und der große Klaus viel besser und meine Mutter hatte den Text sicherlich auswendig gekannt, da sie so oft vorlesen mußte.
[2] Mongolei, China und all die Stane haben viel Wüste zu bieten.
[3] Wahrscheinlich gibt es im Internet Fotos von mir.
[4] Wikipedia bietet nicht viel: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahrhaus. Es sind so vier bis fünf Gehöfte und … der Trafoturm: https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/der-trafoturm-von-bahrhaus.html.
[5] https://rheumatologe.blogspot.com/2013/05/sistiger-ladchen.html und https://rheumatologe.blogspot.com/2017/06/das-sistiger-ladchen-und-kretisches-ol.html
[6] Ein Schiff wird kommen von Lale Andersen (1905-1972) gesungen. Ich meine mich zu erinnern, daß sie Ein Schief wird kommen gesungen hat. https://de.wikipedia.org/wiki/Lale_Andersen
[7] Ich habe den Schlingel gefunden.



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