Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2016 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren mit je einem Gedicht vorgestellt und kommentiert. Die 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Diesen Taschenkalender habe ich nun wieder herausgesucht, denn er hatte mich eingeladen zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2022-2024.
45. KW
Rainer Maria Rilke: Mausoleum
So nahe zusammen können Rilke und Celan sich sein.
GrabMale
laßt uns
Die
GrabMale
Auf
Die
Hügel
Tragen
Damit
Der
Wind
Von ihnen
Besser
AbLesen kann
Splitter der Stille -: sowie Doktor Murkes Schweigen gesammelt hatte.
Urne
wirf weder
Sand
Staub
Noch
Asche
In
Diese
Urne
Es
Ist
Platz
Genug
Für
Alles Schweigen
Und
Sie Stille
Urnen – Mohn -: Paul Celans Gedicht „Mohn“ in „Der Sand aus den Urnen“.
45. KW
Kommentar: Marcel Beyer
Die Fremdlingin und die Lieblingin, nicht zu reden von der Möndin und der Windin. Wie anders könnte man la luna oder la lune übersetzen als mit Möndin?!
Wind
wie ein
Lebendiges
Wesen
BeWegt
Der
Wind
Einen
Ast und
Blätter
Trudeln herAb
Aber immerhin meinte Kohl, daß er „in Hölderlin gut“ war. Was mich aber nicht bewegen kann, nur eine Seite der bislang 2199 (?) Seiten seiner LebensErinnerungen zu lesen.
Und „Wind, / unsichtbar, / Windinnres“ könnte auch von Celan stammen.
„Auch die unteren Götter wollen gelobt sein, Maria.“
Mond
der Mond
Spricht
Viel
In
Langer
Nacht
Doch
Leise
Nur
Nur
Kann
Ihn
Niemand
Hören
Aber
Es hört
Auch
Niemand zu
.
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