Palindromer Rheumatismus
Definitionsversuch: in unregelmäßigen Intervallen auftretend, Arthritiden von kurzer Dauer (häufig 1-3 Tage), komplette Remission zwischen den Schüben.
Ätiologie: unbekannt, diskutiert werden lokale Ablagerungen von Immunkomplexen.
Symptomatik: fast immer monartikulär (ein Gelenk betreffend und häufig ein Kniegelenk), ohne Prodromi, ohne tageszeitliche Bevorzugung, Schwellung und Rötung entwickeln sich innerhalb einer Stunde, manchmal oligoartikulär (wenige Gelenke betreffend), zumeist alle 4-12 Wochen, bisweilen auch häufiger, Befallsmuster folgt der rheumatoiden Arthritis, bis 90% der Erkrankten haben 2-3 bevorzugte Gelenke (das Kniegelenk ist häufig betroffen). Weichteilmitreaktion wie z.B. bei Kristallarthropathien (Gicht und Pseudogicht) möglich.
Hautveränderungen bis 30% paraartikulär (um das betroffene Gelenk herum): rote, feste, nicht juckende, schmerzhafte Effloreszenzen oder auch Auftreten von subkutanen Knötchen (unter der Haut).
Nicht-erosiver Verlauf (die Knochen im Gelenkbereich werden nicht zerstört, wie es z.B. die rheumatoide Arthritis macht).
Laboruntersuchungen: 50% mit Rheumafaktornachweis, u.U. kurzfristig humorale Aktivität.
Röntgen: auch noch nach Jahren Normalbefund, im Anfall Weichteilschwellung.
Therapie:
• medikamentös:
- nichtsteroidale Antirheumatika symptomatisch,
- langwirksame antirheumatische Therapie wird kontrovers diskutiert,
• physikalisch: Kryotherapie.
Prognose: bei einem Drittel der Patienten Übergang in eine Rheumatoide Arthritis nach 2-20 Jahren Dauer – das steht so in Lehrbücher, ich übersetze das einmal mit: nichts Genaues weiß man nicht.
ICD: M12.3x
Hydrops intermittens
Definitionsversuch: in regelmäßigen Intervallen auftretend, meist schmerzlose Gelenkergussbildung ohne Entzündungszeichen, die wieder spontan abklingt.
Symptomatik: vorzugsweise Befall eines Kniegelenkes, der Schub entwickelt sich ohne äußere Ursache, begleitend können Rhinitis vasomotorica [„Bei dieser Nasenschleimhautentzündung, auch NARE-Syndrom (von Non-Allergic Rhinitis with Eosinophilia Syndrome), ist die Regulation der Blutgefäße der Nasenschleimhaut gestört. Deren Ursache ist bislang ungeklärt und kann zur Schlafapnoe führen.] und/oder Asthma bronchiale auftreten.
Diagnose: es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose! Es ist unklar, ob es sich wirklich um eine eigenständige Entität handelt.
Therapie: intraartikuläre Steroidinjektion zur Verlängerung der Intervalle, operative Methoden wie Synovektomie sind ohne großen Einfluss auf die Erkrankung.
ICD: M12.4x
Siehe auch: W.Keitel: Differentialdiagnostik der
Gelenkerkrankungen. Jena, Stuttgart 1993
Weitere Differentialdiagnosen:
- Muckle-Wells-Syndrom
- familiäres Mittelmeerfieber
- hereditäres angioneurotisches Syndrom
- AHA-Syndrom („arthritis, hives and angioedema“)
- sämtliche Monarthritiden wie z.B. Kristallarthropathien
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