Egal, ob man die Diagnose nun chronische Polyarthritis oder rheumatoide Arthritis nennt, sie ist irgendwie unvollständig und fasst zu viele Besonderheiten zusammen. Auch die abrechnungsrelevanten ICD-Verschlüsselungen werden den Unterschieden nicht gerecht; hier könnte man einwenden, dass sie dafür auch nicht gemacht wurden. Gehen wir die einzelnen Möglichkeiten einmal durch.
Eine alte Einteilung ist die in seropositive (Rheumafaktor nachweisbar) und seronegative (Rheumafaktor nicht nachweißbar) chronische Polyarthritis; die Bedeutung Höhe des Rheumafaktors ist unklar, aber sie fließt bislang auch nicht in die Diagnose ein. Eine akute Form ist nicht bekannt, die rheumatoide Arthritis ist eine chronische Erkrankung. Selbstverständlich gibt es auch Formen einer akuten polyartikulären Arthritis, aber das sind andere Erkrankungen. Man könnte also die Bezeichnung chronische Polyarthritis verlassen und hat dann nicht das Problem, jemandem klar zu machen, warum man eine Mon- oder Oligoarthritis (Befall von einem oder wenigen Gelenken) rheumatoide Arthritis und dann für den Befall von mehr Gelenke einen neuen Namen wählt.
Das Befallsmuster, ob es sich um einen symmetrischen Befall, einen asymmetrischen Befall, den Befall kleiner oder großer Gelenke, oder nur der Handgelenke handelt, wird bislang in der Zuordnung überhaupt nicht berücksichtigt.
Die CCP-Antikörper werden mittlerweile in den Klassifikationskriterien von ACR/EULAR abgebildet. Gerade hier wären Studien zum prädiktiven Wert der Höhe sinnvoll. Aktuell geht der Nachweis nicht in die (sichtbare) Diagnose ein. Der Nachweis, insbesondere ab einer bestimmten Höhe, geht mit einem erhöhten Risiko für die Ausbildung von Gelenkdestruktionen einher, so dass eine Aufnahme in die Diagnose wichtig ist.
Der radiologische (bzw. auch sonstige bildgebende) Befund ist ebenfalls im Durchschnitt unzureichend vertreten, man könnte in der Diagnose leicht den Zusatz nicht-erosiv, erosiv oder mutilierend anbringen.
Die Erkrankung kann mit weiteren Autoimmunpänomenen einhergehen, so dass man dies auch berücksichtigen sollte. Dann erspart man sich auch Neuschöpfungen wie etwa Rhupus.
Die Aktivität ist zwar für eine Klassifikation unwichtig, nicht aber für die Nutzer einer Diagnose. An dieser Stelle kann die Diagnose sehr aussagekräftig werden, was die Therapie angeht, wenn die Aktivität zwischen den Extremen Remission und hochfloride differenziert betrachtet und kommuniziert wird.
Und dahin zielt auch die Angabe der Laufzeit der Erkrankung, denn sie erlaubt Rückschlüsse auf die Aggressivität der Erkrankung,
Der letzte Teil zeigt die einzelnen Diagnosen und ihre Klassifizierung nach ICD. Warum nun die Diagnose Rheumaknoten unter die seronegative rheumatoide Arthritis fällt ist unklar, denn die meisten Patienten sind seroposositiv. Die Klassifizierung bietet bereits eine differenziertere Betrachtung, ist aber aus meiner Sicht völlig unzureichend.
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