Essen kannst Du Kalb und Kuh,
Pferd und Fohlen sind tabu.
Wie der Merkspruch schon andeutet, halte ich nichts von der Unterscheidung in Tiere zum Liebhaben, wie Pferd, Hund, Katze, Sittich, und Tiere zum Essen, wie Rind, Schwein, Hase oder Huhn. Wer der Frage nachgehen will, dem empfehle ich das Buch von Nick Fiddes: Fleisch - Symbol der Macht [Frankfurt, Zweitausendeins, 1998. ISBN 3861500191]
Die meisten Lebensmittelskandale treten nun einmal bei Fleisch und besonders bei Fleischprodukten, also verarbeitetem Fleisch, auf. Als Kind erlebte ich, wie meine Mutter einen Rinderbraten in die Metzgerei zurückbrachte, weil er einen schlechten Geruch hatte. Die Metzgerin nahm ihn auch anstandslos an und sagte: "Ach, da kann ich noch einen Sauerbraten draus machen."
Im aktuellen Fleischskandal ist dies aber ein wesentlicher Aspekt. Die Verbrecher wähnten sich vor Entdeckung sicher, da da Fleisch verarbeitet war, Konsistenz und Form nicht zu beurteilen waren, und die Fleischbröckchen in einer Sauce geschmacklich auch nur schlecht zu beurteilen waren. Hand aufs Herz, wer von den Fleischessern kann denn mit verbundenen Augen Fleischsorten am Geschmack erkennen? Verarbeitung läßt mindestens zwei Dinge zu, die nicht im Interesse des Verbrauchers liegen: es kann minderwertiges Fleisch verarbeitet werden und die Fleischsorte muss nicht stimmen. Es sei denn, es wird regelmäßig die DNA getestet, von welcher Spezies denn das Fleisch stammt. Ich erwähne nur "Soylent Green".
Zum anderen wird die mangelnde Zusammenarbeit innerhalb der EU ausgenutzt; und da sage noch jemand, die Zentralisierung in Brüssel sei ein schlechter Gedanke. Das französische Unternehmen bestllt in Zypern, der Händler dort wickelt das Geschäft über einen weiteren Händler in den Niederlanden ab, der bestellt in Rumänien, von wo das das Fleisch nach Frankreich geliefert wird, dann wird das Fleisch innerhalb von Frankreich zwischen zwei Firmen verschoben, um dann in Luxemburg zu Fertiggerichten verarbeitet zu werden, die dann in französischen Firmen weiterverarbeitet werden, um dann z.B. in Schweden, Großbritannien und Deutschland aufzutauchen. Bis hier die Zuständigkeiten nach einer Entdeckung geklärt sind, ist ein Großteil des Fleisches schon gegessen. Meine Erfahrungen mit dem staatlichen Verbraucherschutz sind negativ - siehe: http://rheumatologe.blogspot.de/2012/12/super-turmalin-entgiftungspflaster.html. Es vergeht viel zu viel Zeit, bis die zuständige Dienststelle ermittelt ist.
Und dann kommt noch hinzu, dass im Pferdefleisch Medikamentenrückstände nachgewiesen wurden, die sonst unwahrscheinlich sind. Ob Rindfleisch frei von Rückständen aus der Turbotierhaltung sind, wage ich zu bezweifeln, aber wahrscheinlich werden bei Pferden, die nicht primär als Fleischlieferanten dienen, andere Medikamente, wie z.B. Phenylbutazon, benutzt. Das kann für Allergiker von Bedeutung sein.
Wenn aktuell Frau Ministerin Aigner in der BILD am Sonntag lamentiert und fordert, ist dies einigermaßer unehrlich, denn letztlich hatten CDU/CSU und FDP die von den Grünen geforderte umfassende Kennzeichnungspflicht abgelehnt.
Ich empfehle, ganz auf Fleisch zu verzichten. Wer das nicht möchte, sollte aber auch das Fleisch bekommen, das etikettiert wurde und nicht etwas ganz anderes. Hier ist aber auch der Verbraucher selbst gefordert. Auf Qualität achten und Fleisch selbst verarbeiten zahlt sich auf Dauer aus.
Nachtrag am 05.03.2013:
Letztes Wochenende saß ich in Köln-Mülheim in einem Café und hatte gefrühstückt. Neben mir saß ein Ehepaar; wie sich herausstellte waren sie aus Engelskirchen. Sie unterhielten sich mit einem Fremden und es stellte sich heraus, dass er aus Ründeroth kam und hier Pferdefleisch kaufen wollte. Die Frau zu ihrem Mann: "Hast Du gehört Karl? Wir müssen auch zum Markt. Wir brauchen doch auch noch ein paar Dosen Pferdefleisch." Ich war überrascht, das Köln-Mülheim die Massen aus dem Bergischen Land zum Kauf von Pferdefleisch anzieht.
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