Blog von Dr. med. Lothar M. Kirsch / 祁建德 // Rheumatic Diseases / Fibromyalgia / Travels / Languages / Poetry
Thursday, February 14, 2013
Heilfasten und Fasten - Sinn und Unsinn
Wieder einmal steht die Fastenzeit an und die Gazetten ziehen wieder einmal den Text über das Fasten und das Heilfasten aus der Schublade. Das werde ich jetzt auch tun.
Um nun die Katze aus dem Sack zu lassen: medizinisch ist Heilfasten Unsinn, spirituell kann das Fasten unter Umständen Sinn haben.
Wie aber kommt es zu den diskrepanten Ansichten, die man dieser Tage routinemäßig wieder hört? Beim Fasten treten unbestritten Effekte auf. Es geht vielmehr darum, ob diese Effekte einen Nutzen darstellen oder nicht.
Medizin und Ernährungswissenschaft lehnen das Fasten ab. Der Körper gerät in einen Nährstoffmangel, der die Gesundheit schädigt und nicht fördert. Die Liste von Personen, denen ganz eindeutig vom Fasten abgeraten wird ist lang. Chronisch Erkrankte sollten nicht fasten. Aus der Rheumatologie weiß man aufgrund von Studien, dass ein akuter Schub durch Fasten unterbrochen werden kann, aber irgendwann muss man wieder essen und dann kommt auch der Entzündungsschub zurück. Während des Fastens wird der Körper nachhaltig geschädigt. Fasten kann Gichtanfällen auslösen. Fasten kann eine Esstörung verstärken. Bei Kindern, Schwangeren, stillenden Müttern, Personen mit Untergewicht ist es offensichtlich, dass Fasten schadet.
Selbst der strenge Koran schließt Kranke eindeutig vom Ramadan-Fasten aus.
Oft hört man davon, dass beim Fasten der Körper entschlackt wird oder von Giftstoffen befreit wird. Das ist Kokolores! Der Körper sondert über die Nieren Stoffwechselprodukte ab; aber auch über Galle und Haut scheidet der Köroer überflüssige Stoffe aus. In der ersten Phase des Fastens wird Eiweiß abgebaut und dabei steigt die Harnsäure an (Stichwort: Gichtanfall). Dies ist eine sinnvolle Maßnahme des Körpers, denn Muskelzellen (Eiweiß) verbrauchen etwa 35 mal mehr Energie als Fettzellen. Während des Fastens steigen Triglyzeride, Cholesterin und Fettsäuren, also die Blutfettwerte, an, denn die werden aus dem Fettgewebe zur Energiegewinnung freigesetzt. Die Endprodukte des Fettabbaus, die so genannten Ketonkörper, reichern sich im Blut an und übersäuern es. Auch dies überlastet den Körper.
An dieser Stelle setzt der Hype vom "Detox" an. Da werden z.B. Saftkuren empfohlen. Fruchtsäfte enthalten viel Fruchtzucker. Wenn man sich nur von Fruchsäften ernährt, steigt die Harnsäure durch den Abbau (Katabolismus) und zudem durch den Fruchtzucker an (siehe dazu hier im Blog den folgenden Artikel zur Gicht: http://rheumatologe.blogspot.de/2012/12/gicht-und-hyperurikamie.html). Zum anderen werden unter dem Deckmäntelchen Detox Tees und Pülverchen verkauft, die Sie wirklich von etwas befreien, nämlich von Ihrem Geld.
Mit Fasten kann man nicht dauerhaft Übergewicht reduzieren. Das kurzfristige Fasten führt zu keiner dauerhaften Verhaltensänderung. Durch die Anpassung des Körpers, z.B. wird der Grundumsatz durch Umstellung der Schilddrüsenhormone reduziert, wird nur erreicht, dass nach dem Fasten der Körper umso besser Fettspeicher aufbaut. Sie kennen das als Jojo-Effekt.
Ein weiterer Punkt ist die Speicherung von Schadstoffen im Fettgewebe (PCB, DDT, weitere fettlöslich Gifte). Diese Gifte überfluten bei der schnellen Abnahme durch Fasten den Körper.
Fasten im religiösen Sinn hat sicherlich seinen Nutzen, aber das gesundheitliche Risiko bleibt dagegen abzuwägen. Man kann auch anders Fasten, z.B. keine Süßigkeiten, keine Luxusspeisen, kein Fernsehen, kein Alkohol. Die Liste ist lang, wenn es darum geht, etwas Verzicht in unserer konsumorientierten Welt zu üben.
Ein moderates Fasten kann jedoch gesundheitlich nutzen. Sinn hat das Fasten dann, wenn es sich auf Rauchen, Trinken von alkoholischen Getränken, Essen von fetten und zuckerhaltigen Speisen beschränkt.
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Auch mir erschließt sich nicht, was Fasten für einen Sinn haben soll. Hungern ist etwas für Notsituationen. Das das gesund sein soll, halte ich für ein Gerücht. Mein Schwager sieht nach 4 Wochen Totalfasten (nur Wasser) total schlecht aus. Ich glaube nicht, dass man dadurch nachhaltig seine Gesundheit verbessern kann. Und die "Klarheit" im Kopf sind die Endorphine, die dich glücklich verhungern lassen. Unser Körper ist so faszinierend ausgeklügelt, dass Fasten völlig unnötig ist. Aber manche Leute geben sich mit Bungeejumping den Kick und manche mit Fasten *kopfschüttel*
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ReplyDeletesogar beim bund deutscher rheumatologen werden studien angeführt, dass fasten ( 2-tägig) mit anschliessender veganer ernährung nach einen jahr zu acr 20 response führt. mich erschliesst nicht wie ein facharzt so allgemein formulieren kann ( ohne wissenschaftliche belege mit anzuführen). ich finde ihren blog sogar gefährlich für menschen die nach einer objektiven beurteilung zu gewissen thematiken suche.
ReplyDeleteVor Risiken zu warnen kann nicht gefaehrlich sein. Es handelt sich hierbei nicht um einen wissenschaftlichen Artikel zur rheumatoloiden Arthritis sondern um einen allgemeinen Artikel. Gefaerlich waere auf einen ACR20 effect nach einem Jahr zu warten und erfolgreichere Therapien darueber zu vergessen. Ich halte viel von veganer Ernaehrung, jedoch ist sie bei rheumatischen Erkrankungen unter Umstaenden auch gefaehrlich, denn sie fuehrt zu einer deutlichen Erhoehung der omega-6 Fettsaeuren und enthaelt zu wenig omega-3 Fettsaeuren.
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