Thursday, May 11, 2017

Curcuma als Medikament


Ich hatte mich bereits mehrfach zu Curcuma geäußert, z.B. in diesen Blogposts: [1], [2], [3].Nun hat mich aber ein Internet-Artikel bewogen, das Thema noch einmal aufzugreifen [4].

Curcumin ist der orange bis gelbe Farbstoff, der im Gelbwurz vorkommt. Curcuma, Gelbwurz oder Turmeric kann man sich im Lebensmittelhandel besorgen. Es ist der Stoff der Currypulver die Farbe gibt. Curcumin ist ein Polyphenol, das entzündungshemmende Wirkungen durch Herabregulation von entzündlichen Transkriptionsfaktoren (wie NF-kappaB), Enzymen (wie Cyclo- und Lipoxygenasen) und Zytokinen (wie Tumornekrosefaktor, Interleukin 1 und Interleukin 6) vermittelt [5].
Zusammenfassend hat Curcumin in-vitro („im Reagenzglas“) krebshemmende, antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen gezeigt, aber die sichere Einschätzung beim Menschen steht weiterhin aus.

Unter dem Titel „Die Kurkuma-Lüge“ [4] wird berichtet, dass Angaben zur Steigerung der Bioverfügbarkeit um mehr als das 185-fache nicht wissenschaftlich belegt sind und dass Piperin den Darm reizen und zu Unverträglichkeiten führen kann. in Curcuma-Präparaten nicht nachvollziehbar. Andererseits will man eine andere Sorte von Curcuma-Präparaten verkaufen – Curcuma als mizellare Formulierung. Mizellen sind Aggregate (Ansammlungen) aus amphiphilen (gleichzeitig wasserliebend und wassermeidend) Molekülen bzw. grenzflächenaktiven Substanzen, die sich in einem Dispersionsmedium (meist Wasser) aufgrund des hydrophoben Effekts spontan zusammenlagern [6].
Für die Bioverfügbarkeit liegen Studien vor, z.B. [7]: „ The oral bioavailability of curcumin from micronized powder and liquid micelles is significantly increased in healthy humans and differs between sexes.” Problematisch bleibt, dass Dariush Behnam, einer der Gründer und Vorsitzender (CEO) der AQUANOVA AG ist und diese Gesellschaft die Curcuma Mizellen herstellt und vertreibt. Ich meine aber, dass die Bioverfügbarkeit dieser Mizellen besser ist und da beginnt mein Problem mit Curcuma.

Eigentlich müsste ich doch jetzt zufrieden sein. Die Bioverfügbarkeit wurde verbessert und nun könnten die in-vitro Effekte auch in-vivo nachweisbar werden. Es sind bereits tausende wissenschaftliche Artikel zu Curcumin veröffentlicht worden. Hier z.B. sind zwei Übersichtsartikel: [8] und [9]. Curcuma ist in der indischen Kultur etabliert, und in Anwendungen als Gewürz und ayurvedisches Heilmittel kann man von Sicherheit ausgehen. Kann man das aber auch für die verbesserte Bioverfügbarkeit sagen? Kann man ausschließen, dass Nanopartikel aus Curcumin sich in Zellen anhäufen? Ich weiß das nicht. Aber diese Bedenken sollten durch wissenschaftliche Untersuchungen zerstreut werden, bevor man Curcumin als Medikament einsetzt.


Links:


PS. Danke an einen anonymen Schreiber für Hinweise auf Korrekturbedarf.
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