Ich habe über Boswellia serrata
(mir wird von Korrekturprogramm Böswillig für Boswellia vorgeschlagen) bereits
mehrfach geschrieben, u. a. hier: [1,2]. Nun kam eine meiner Patientinnen, die
es seit Jahren nimmt, so dass ich dachte, es sei an der Zeit, über Boswellia
serrata nachzucherchieren.
Hermann P.T. Ammon hatte 2009
veröffentlicht: „Indischer Weihrauch (Salai guggal) bei rheumatoider Arthritis
und Osteoarthritis“ [3]. „Bisherige klinische Studien sprechen dafür, dass sich
Extrakte aus dem Gummiharz von Boswellia serrata günstig bei rheumatoider
Arthritis sowie bei Osteoarthritis auswirken.“ Allerdings räumt er ein: „Allerdings
sind die erhobenen Fallzahlen gering und eine Reihe von Studien leidet unter
Mängeln.“ Nun ist Ammon kein Niemand in der deutschen Medizin-Szene und eines
der wichtigsten Bücher für mich steht griffbereit über meinem Schreibtisch.
Allerdings war Ammon damals bereits emeritiert (2001).
„Die medikamentöse Therapie
beider Erkrankungen [Rheumatoide Arthritis und Osteoarthritis] besteht vor
allem in der Verabreichung nichtsteroidaler Antirheumatika, Glukokortikoiden,
Goldpräparaten, Immunsuppressiva u.a.“ Das stimmt so nicht. 2009 wurde bei der
rheumatoiden Arthritis kaum noch Gold eingesetzt, da es bereits seit einem Jahrzehnt
Biologika gab. Und die Osteoarthritis oder Polyarthrotse wird und wurde nicht mit
Immunsuppressiva oder Gold behandelt.
Interessant ist noch, dass Ammon
etwa zehn Jahre zuvor einen ähnlichen Artikel veröffentlicht hatte, der von der
Rheumatologie in Ratingen heftigt angegangen wurde [4]. Die Ratinger Kollegen
hatten nahezu die Hälfte der Patienten in eine Studie zu Weihrauch eingeschlossen und wiesen
darauf hin: „Eine Auswertung der Zielgrößen nach sechs und zwölf Wochen zeigte
keinen Vorteil des Verum.“ D.h. Boswellia serrata war bei rheumatoider
Arthritis nicht wirksam. Sie wiesen auf andere Lipoxygenase-Inhibitoren hin: „Auch
die Einführung von anderen 5-Lipoxygenase-Inhibitoren zur Therapie der
chronischen Polyarthritis scheiterte an einer mangelnden klinischen Wirkung
trotz deutlicher Hemmung der 5-Lipoxygenase.“ D.h. der Wirkmechanismus stimmt
schon, aber ist zu unbedeutend, um einen messbaren Vorteil in der Therapie zu
erbringen. Die Lipoxygenasen sind weniger wichtig als die Cyclooxygenasen
(gegen die NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac, Coxibe eingesestzt werden) [5].
2014 gab es eine Veröffentlichung
von S. Umar und Kollegen [6]: „Boswellia serrata extract attenuates
inflammatory mediators and oxidative stress in collagen induced arthritis.“ Hier aus
den Ergebnissen: „The effects of treatment in the rats were assessed by
biochemical (articular elastase, MPO, LPO, GSH, catalase, SOD and NO),
inflammatory mediators (IL-1β, IL-6,
TNF-α, IL-10, IFN-γ and PGE2), and histological studies in joints.” Die Forscher überlegen, dass die Hemmung von
proinflammatorischen Zytokinen und Modulation des Antioxidans-Status bei Ratten
über die Modulation des Immunsystems vermittelt werden könnte. Das ist der
aktuelle Stand der Wissenschaft – eine Studie an Ratten.
Könnte etwas dran sein an einer
Therapieoption von Weihrauch-Kapseln? Ich will das gar nicht apodiktisch
ausschließen. Aber einen wissenschaftlichen Beleg sind uns die
Weihrauch-Kapseln auch nach über dreißig Jahren der Anwendung schuldig
geblieben. Ich werde sie jedenfalls
nicht erordnen.
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