So, jetzt kommt
auch noch Tofacitinib nach Baricitinib. Beides sind JAK-Inhibitoren. Wenn auch
Baricitinib auf dem europäischen/deutschen Markt schneller zu erhalten war, so
ist doch Tofacitinib (Xeljanz®) schon länger auf dem amerikanischen Markt (und
z.B. in der Schweiz) erhältlich. Ich hatte bereits vor einem Monat über die
beiden Präparate hier geschrieben [1].
Wann soll
Tofacitinib denn eingesetzt werden?
EULAR und ACR
haben Leitlinien herausgegeben. In der 2016 veröffentlichen Leitlinie werden
JAK-Inhibitoren in Phase 2 erwähnt [2].
In Phase 1 der
Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) startet man typischerweise mit
Methotrexat (es gibt weitere Optionen). Nach drei Monaten muss eine
Verbesserung, nach sechs Monaten das Therapieziel erreicht sein, sonst werden
Therapieanpassungen notwendig. Versagt Phase 1, dann geht es weiter zu Phase 2.
Bei prognostisch ungünstigen Faktoren würde man dann bereits Biologika oder
auch JAK-Inhibitoren einsetzen. Dabei wird man aus Gründen der Erfahrung eher
zunächst ein Biologikum einsetzen.
Kosten
Ich habe
erfahren, dass der Hersteller von Xeljanz® 2 Mrd. € für die Entwicklung des
Präparates ausgegeben haben soll. Wirtschaftsanalysten gingen von jährlichen
Einnahmen von 2 Mrd. US$ aus [3]. Ich kann für diese Zahlen leider nicht garantieren.
Aber ich habe
heute den Preis von Xeljanz® in Mexiko für 28 Tbl. nachgeschaut: $9,308.50 MXN –
das sind nach heutigem Kurs 445,71 €. Die Kosten für 56 Tbl. betragen hier bei
uns: 1465,95 €. 5 mg Xeljanz® müssen zweimal täglich genommen werden. In Mexiko
betragen die Tageskosten 31,84 €, bei uns 52,36 €. Das sind 7488,11 € im Jahr. Für
520 € findet man schon ein Angebot mit Flug nach Mexiko-Stadt. Vielleicht
werden Patienten später aus Kostengründen nach Mexiko zum Medikamentenkauf
geschickt – da könnten sich doch die 1A-Krankenkasse und die All-Around-the-Globe-Tours
zusammentun.
Die Tageskosten
für 20 mg Methotrexat Tabletten pro Woche betragen z.B. 0,39 €. Methotrexat
kostet in diesem Beispiel 143,91 € im Jahr und für Xeljanz® sollen wir
19.111,40 € im Jahr zahlen. Sagen wir es einmal mit Jupp Schmitz: „Wer hat so
viel Pinke-pinke, / Wer hat so viel Geld?“
Auch ich werde
Patienten haben, die das Präparat benötigen, weil andere Medikamente nicht
wirksam waren oder auch Nebenwirkungen hatten. Aber werde ich schon sehr genau
schauen, ob es wirklich gerechtfertigt ist. Gut, dass es dafür wenigstens eine
Leitlinie gibt.
Links:
.
Ich hatte das Problem heute mit einem Patienten erörtert und wir schauten uns die Massengewichte für Tofacitinib, Baricitinib und Infliximab an:
ReplyDeleteTofacitinib 371
Baricitinib 371
Infliximab 144200
Das illustriert es wohl ganz gut.
Der Preis ist also ca 3x höher bei uns im Vergleich zu Mexiko. Wieviel verdient noch mal ein deutscher Rheumatologe im Vergleich zu seinem mexikanischen Kollegen? Vielleicht sollte man bei der vorgeschlagenen Reise nach Mexiko den Arztbesuch auch gleich mit anbieten...
ReplyDeleteGuter Vorschlag! In Deutschland gibt es nämlich zu wenig Rheumatologen. Vielleicht, weil man in anderen Fächern mehr verdienen kann.
DeleteWollte Euch einfach mal in diesem Gaestebuch einen Gruss hinterlassen. :)
ReplyDeleteJa, gerne! :-)
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